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Daphne geht erst seit kurzem auf die Quiet High, als sich ein Amoklauf ereignet, bei dem glücklicherweise niemand stirbt, außer der Täter selbst. Nun soll ein Programm, PROFILE, alle Schüler testen und voraussagen, wer ein Sicherheitsrisiko darstellt. Der Tag der Veröffentlichung der Ergebnisse rückt immer näher, und die Nerven der Schüler sind zunehmend angespannt. Wer wird eine „Prognose“ bekommen?

Daphne kann das alles nicht gut gebrauchen, denn sie ist an der neuen Schule auch einem Jungen begegnet: Jesse. Zwischen ihnen könnte sich etwas entwickeln, aber Jesse verheimlicht Daphne irgendetwas, und sie wird das Gefühl nicht los, dass es mit PROFILE zu tun hat …

 

Profile 

Originaltitel: The Predicteds
Autor: Christine Seifert
Übersetzer: Marie Poets
Verlag: FJB
Erschienen: August 2015
ISBN: 978-3841421500
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Daphnes erste Tage an neuen Schulen sind immer eine Katastrophe, aber diesmal wird wirklich alles übertroffen: ein Amokläufer versetzt die Quiet High in Angst und Schrecken und Daphne entkommt ihm nur knapp. Obwohl die Situation recht glimpflich ausgeht, ist die Angst bei Eltern, Schülern und Lehrern danach natürlich hoch. Entsprechend begeistert sind sie von der Einführung des PROFILE-Programms. Eine Software, die voraussagen kann, wer zukünftig gefährlich werden könnte. Eine Software, die Amokläufer identifizieren kann, bevor sie ihre Tat begehen. Eine Software, die die Schule sofort in Opfer und scheinbare Täter unterteilt…

Christine Seiferts Roman „PROFILE – Die Prognose“ zeigt gewissermaßen, wie eine Dystopie entsteht. Von einer normalen High School entwickelt sich die Quiet High in kürzester Zeit zu einem Ort der Ausgrenzung und der Angst. Die Autorin bleibt mit ihren Ausführungen dabei sehr nah an der Realität und erschafft so ein durchaus realistisches Schreckensszenario, was sehr nachdenklich stimmt. Darunter leidet allerdings die Spannung und auch die Beschreibung der Software weist ein paar Logiklücken auf, schade.


Stil und Sprache
Das Cover, die Inhaltszusammenfassung und sogar der Titel von Christine Seiferts Roman lassen eine fesselnde Dystopie erwarten, einen Roman, der zeigt, wie schnell eine dystopische Welt Wirklichkeit werden kann und welche Konsequenzen das hat. Entsprechend habe ich einen spannenden Roman erwartet, den ich kaum aus der Hand legen kann. Der Einstieg ist dann auch sehr vielversprechend. Der Prolog zeigt direkt, dass irgendetwas für die Protagonistin Daphne ganz gehörig schief gehen wird und auch der Einstieg in der neuen Schule samt Amoklauf ist hervorragend gelungen. Doch danach flacht die Spannung leider merklich ab. Während die Inhaltsangabe vermuten lässt, dass die Einführung von PROFILE direkt auf den Amoklauf folgt, liegen tatsächlich viele Seiten dazwischen. Seiten, die zwar recht interessant die Hierarchien auf einer High School demonstrieren, aber die Erwartungen doch enttäuschen. Erst als PROFILE dann irgendwann doch veröffentlicht wird und die Lage in der kleinen Stadt rapide eskaliert, nimmt der Roman wirklich Fahrt auf. Das Finale kommt dann nicht vollends überraschend, bietet aber noch die ein oder andere interessante Wendung und bringt die Geschichte zu einem passenden Abschluss. Alles in allem ist „PROFILE – Die Prognose“ dadurch ein unterhaltsamer Roman, aber ein wenig enttäuscht bin ich trotzdem, denn die Idee hätte viel mehr hergegeben. Die Ansätze sind da und insbesondere das letzte Drittel ist sehr spannend, aber durch den Mittelteil muss man sich erstmal durcharbeiten, um zum spannenden Ende zu kommen. Dafür ist das sehr realistisch gelungen und lässt den Leser nachdenklich zurück.

Der Schreibstil von Christine Seifert ist sowohl an das Zielpublikum als auch an die Protagonistin, die zugleich Ich-Erzählerin der Geschichte ist, angepasst. Die Autorin wählt dabei bewusst keinen Teenager-haften Tonfall, sondern lässt Daphne schon ziemlich erwachsen klingen. Zu Beginn eines jeden neuen Kapitels wird die Handlung durch verschiedene Zeitungszitate und Interview-Schnipsel ergänzt. Diese vermitteln ein anderes Bild der Geschehnisse und bauen durch ihre Anspielungen auf spätere Ereignisse auch ein wenig Spannung auf. Eine wirklich gelungene Idee.


Figuren
Daphne ist an Katastrophen am ersten Schultag gewohnt, aber das übersteigt wirklich alles: Erst erstickt sie fast, dann übergibt sie sich auf die Schuhe ihres Retters und schließlich muss sie sich in einem Mini-Schrank verstecken, weil ein Amokläufer durch die Schule streift. Die Art, wie sie mit diesen Katastrophen umgeht – leicht sarkastisch und stark, ohne arrogant zu wirken – hat sie mir direkt sympathisch gemacht. Ihre Reaktion insbesondere auf den Amoklauf ist sehr realistisch dargestellt und auch in den folgenden Kapiteln kann sie mich überzeugen. So ganz hat sich mir zwar nicht erschlossen, warum sie sich sozial so abgrenzt, aber im Großen und Ganzen hat Christine Seifert eine sehr stimmige Protagonistin dargestellt. Dass sie auch Schwächen hat und keine über-moralische Wonder-Woman ist, wirkt besonders im letzten Drittel authentisch.

Daphnes Retter am ersten Schultag und der Junge, der nach und nach ihr Herz erobert, ist Jesse. Auch er wird dreidimensional dargestellt und nicht nur als austauschbarer Jugendbuch-Schönling. Die Zweifel, die Daphne nach und nach an ihm hat, sind überzeugend begründet und langfristig angelegt. Lediglich seine extreme Verbundenheit mit seiner besten Freundin wurde in meinen Augen nicht vollständig ausgearbeitet.

Neben Daphne und Jesse spielen eine Vielzahl von Mitschülern und einige Erwachsene eine Rolle. Die meisten sind durchaus logisch dargestellt, ich hätte mir aber ein paar mehr Hintergrundinformationen gewünscht. So wirken einige Charaktere ein wenig zu klischeehaft und vorhersehbar.


Aufmachung des Buches
„PROFILE – Die Prognose“ erscheint als Hardcover mit Schutzumschlag. Das Cover ist trotz der weißen Grundfarbe sehr auffällig, denn der intensive Blick der abgebildeten Person fängt den Leser geradezu ein. Die Verpixelung scheint bereits die Software PROFILE anzudeuten. Alles in allem gefällt mir das Cover sehr gut. Es ist passend und weckt die Neugier.

Im Buchinneren werden die den Kapiteln vorangestellten Interviews, Artikel und Texte mit unterschiedlichen Schriftarten abgehoben. Der Text ist in mehrere Abschnitte und innerhalb dieser nochmals in Kapitel unterteilt.


Fazit
Christine Seiferts Idee hinter „PROFILE – Die Prognose“ überzeugt mich vollkommen, die Umsetzung hat aber leider einige Schwächen. Trotzdem bietet der Roman spannende Unterhaltung und einige Themen, die auch nach dem Lesen noch nachdenklich stimmen.


3 Sterne


Hinweise
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