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Rot oder Silber.

Mares Welt wird von der Farbe des Blutes bestimmt. Sie selbst gehört zu den Roten, deren Aufgabe es ist, der Silber-Elite zu dienen. Denn die – und nur die – besitzt übernatürliche Kräfte. Doch als Mare bei ihrer Arbeit im Schloss des Königs in Gefahr gerät, geschieht das Unfassbare: Sie, eine Rote, rettet sich mit Hilfe besonderer Fähigkeiten!

Um Aufruhr zu vermeiden, wird sie vom Herrscherpaar als Silber-Adlige ausgegeben und mit einem Prinzen verlobt. Ihre Gefühle bringt allerdings ein anderer durcheinander. Doch von jetzt an gelten die Regeln des Hofes. Mare darf sich keine Fehler erlauben. Trotzdem nutzt sie ihre Position, um die aufkeimende Rote Rebellion zu unterstützen. Dabei riskiert sie ihr Leben – und ihr Herz. 

 

 Die Rote Koenigin

Originaltitel: Red Queen
Autor: Victoria Aveyard
Übersetzer: Birgit Schmitz
Verlag: Carlsen
Erschienen: 05/2015
ISBN: 978-3-551-58326-0
Seitenzahl: 502 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eine Begegnung mit einem Unbekannten zu später Stunde verschafft Mare eine Dienstbotenstelle im Sommerpalast des Königs – und ändert ihr Leben von Grund auf. Denn während der Königinnenkür wird Mare grundlos in eine lebensbedrohliche Situation manövriert und steht plötzlich ihrer zukünftigen Erzfeindin gegenüber. Ihre Instinkte übernehmen und Kräfte bahnen sich ihren Weg an die Oberfläche, von denen weder sie noch sonst jemand wusste. Und genau diese Kräfte zwingen sie nun an den Hof, denn eigentlich dürften diese gar nicht sein. Nach und nach aber wird Mare klar, dass sie in so viel mehr als nur den beengenden Hof und seine vielen Regeln und Intrigen verwickelt wurde. Ihr Leben hängt am seidenen Faden und ihr wird klar, dass sie besser und schlauer sein muss als die anderen, um hier und in Zukunft überleben zu können.

Eindringlich, feinfühlig und mit vielen grausamen und brutalen Szenen hat Victoria Aveyard ihren Roman Die Rote Königin in Szene gesetzt.


Stil und Sprache
Aus der Ich-Perspektive von Mare heraus wird der Leser von Beginn an in eine oftmals bedrückende und stark melancholisch angehauchte, aber abwechslungsreiche Geschichte hineingezogen, die in vielen Dingen an die Trilogie der Tribute von Panem erinnert. Die Welt, in der Mare lebt, ist grausam und steckt voller Gegensätze. Da sind auf der einen Seite die Roten, denen - dank der Gnade der Silbernen Herrscherklasse - gestattet ist, zu arbeiten, zu kämpfen und diesen zu dienen und die dazu auch noch dankbar sein müssen, dass sie überhaupt am Leben sein dürfen. Dem gegenüber stehen die Silbernen, die in ihrer Arroganz, ihrer Macht und ihrer Stärke nicht zu überbieten sind. Und dennoch fehlt ihnen etwas Entscheidendes: Herz.

Die Autorin zeichnet hier eine Welt, die - bei genauerem Hinsehen - zeigt, dass das Volk der Silbernen von gut verborgener Angst und Hilflosigkeit beherrscht sind, während die Roten von Mut und unterschwelligem Zorn auf die Herrschaft der Silbernen und deren Anhänger geprägt sind. Das wird vor allem in einer Szene deutlich, in der Mare und Cal sich in der Knochenarena wiederfinden und ein Kampf auf Leben und Tod stattfindet.

Der Roman ist in leicht ironischem Tonfall verfasst und die Sprache der Autorin ist sanft, schlicht und sehr bildhaft. Trotzdem bleibt genügend Spielraum für die Fantasie des Lesers. Da sprühen die Funken, Wasser wird zur tödlichen Waffe, moderne Technik und neuzeitliche Errungenschaften zur Grenze zwischen zwei unterschiedlichen Völkern und eine ganz neue Form der Sklaverei kommt zum Vorschein. Die Sprache der Autorin steht in starkem Kontrast zu den oftmals extrem brutalen und grausamen Geschehnissen, was eine starke Atmosphäre und herrliche Stimmung erzeugt. Es wird gnadenlos bis aufs Blut gekämpft, viel Unrecht geschieht und Lügen ist an der Tagesordnung.

Am Ende bleibt der Leser sehr nachdenklich, still und auch vollkommen überrascht zurück. Die vielen unerwarteten Wendungen und Ereignisse gestalten diese Geschichte zu etwas, was man aufgrund der Inhaltsaufführung so nicht erwarten würde.


Figuren
Victoria Aveyard bringt mit Die Rote Königin äußerst gegensätzliche Figuren ins Spiel, die auf den ersten Blick nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Da wird manipuliert, intrigiert, leidenschaftlich gehasst, geliebt, gekämpft und eifersüchtig darüber gewacht, dass nichts aus dem Ruder läuft. Doch gleichzeitig wird auch gezeigt, wie zerbrechlich der höfische Frieden ist und wie schädlich es für die Menschen ist, sich abzukapseln und hinter Palastmauern zu verschanzen.

Die Autorin hat ein unglaubliches Gespür für die unterschiedlichsten Charaktere, wie diese am besten einzusetzen sind und erzeugt so ein brillantes und raffiniertes psychologisches Ränkespiel, bei dem am Ende eine riesen Überraschung auf den Leser wartet.

Im Verlauf der Handlung macht die Protagonistin eine Wandlung durch, die nicht nur herrlich mit anzuschauen ist, sondern auch deutlich macht, dass Stillstand, in welcher Form auch immer, gefährlich sein kann. Mare lernt durch ihr Umfeld nicht nur dessen wirkliche Stärken und Gefahren kennen, sondern auch dessen tatsächliche Schwächen. Dieser Lernprozess ist für sie zwar oftmals äußerst schmerzhaft, denn es ist absolut nicht erkennbar, wer wirklich Feind und wer ein echter Freund am Hofe ist, doch sie macht keinen Fehler zweimal.


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag ist eine einzige optische Katastrophe. Ein dunkles glänzendes Rot ergießt sich über die eine Hälfte des Covers, die andere ist von einem schmutzigen matten Silber überzogen. Eine junge Frau, die zu Boden blickt, bildet das Hintergrundmotiv. Eine silberne Krone schwebt in der Mitte und ist das Einzige, was noch einigermaßen gut aussieht. Auf der Rückseite ist das Covermotiv erneut zu sehen, nur diesmal sind die Farben vertauscht und die junge Frau blickt den Betrachter forschend an. Warum man hier so eine hässliche Gestaltung gewählt hat, ist mir ein Rätsel – das Originalcover sieht da um Klassen besser aus.


Fazit
Große Gefühle, starke Szenen und grandiose Figuren verknüpft mit einer famosen Handlung in der nichts ist, wie es scheint. Bei diesem tollen Roman darf man sich vom schlecht gestalteten Cover nicht beirren oder gar beeinflussen lassen. Absolut empfehlenswert!


4 5 Sterne


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