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Das Labyrinth, wie die Bewohner die Slums von Ninurta bezeichnen, ist düster und steckt voller Geheimnisse. Eines davon hütet die 17-jährige Kai – sie kann die Fäden der Zeit sehen und manipulieren. Gemeinsam mit ihrem Bruder Reev lebt sie daher unauffällig, mit dem Ziel, eines Tages das Elend des Labyrinths hinter sich zu lassen. Doch dann verschwindet Reev. Zusammen mit Avan, ihrem einzigen Freund, setzt Kai alles daran, ihren Bruder zu finden. Selbst wenn sie dafür ihr Geheimnis aufs Spiel setzen und die schützenden Mauern der Stadt hinter sich lassen muss.

 

Die Faeden der Zeit 

Originaltitel: Gates of Thread and Stone
Autor: Lori M. Lee
Übersetzer: Vanessa Lamatsch
Verlag: Blanvalet
Erschienen: Juli 2015
ISBN: 978-3734160318
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mit der obenstehenden Verlagszusammenfassung wird die Handlung von „Die Fäden der Zeit“ passend zusammengefasst, ohne zu viel vorweg zu nehmen. Allerdings entsteht der Eindruck, dass die Manipulation der Zeit oder sonstige Magie ein wichtiger Teil der Handlung ist. Dem ist über weite Strecken nicht so und die fantastischen Teile nehmen nur geringen Anteil an der Handlungsentwicklung. Erst zum Ende rücken sie stärker in den Fokus. Bis dahin wirkt „Die Fäden der Zeit“ eher wie eine Dystopie als wie ein Fantasy-Roman. Für mich war das keineswegs störend, sondern eine gelungene Mischung, allerdings auch unerwartet, nachdem Cover und Verlagszusammenfassung sehr viel mehr Magie erwarten lassen.


Stil und Sprache
Dadurch, dass Lori M. Lee Kai ihre Geschichte selbst erzählen lässt, entsteht schnell eine Bindung zwischen der Protagonistin und dem Leser. So kann man sich zügig in Kais Situation hineinversetzen und ihre Beweggründe nachvollziehen. Das ist vor allem deswegen so wichtig, weil die Welt von „Die Fäden der Zeit“ anfangs sehr fremd wirkt. Durch eigene Berufsbezeichnungen, eine fremde Stadtordnung und sogar eigene Flüche wirkt zwar alles  authentisch, aber man weiß lange nicht, was man nun wirklich von dem Buch erwarten soll. Eine Dystopie? High Fantasy? Eine Urban Fantasy Dystopie? Alles scheint grundsätzlich möglich zu sein. Erst nach und nach entwickelt sich eine klare Linie und man lernt die Welt kennen und verstehen. Sobald das geschehen ist, kann man das Buch dann aber auch kaum noch aus der Hand legen. Die Autorin gibt ihrer Protagonistin zwar einige Verschnaufpausen, aber diese gehen beinahe immer mit Zweifeln und Sorgen einher, sodass zukünftige Spannung bereits ihren Schatten voraus wirft. Alles steigert sich dann zu einem fulminanten Showdown, der sich über mehrere Kapitel hinzieht. Es gibt noch einige Überraschungen und ein Ende, das zwar grundsätzlich abgeschlossen ist, aber neugierig auf den nächsten Band macht. Dort folgen dann hoffentlich weitere Erklärungen, denn die Beweggründe von einigen Verbündeten und Feinden, die kurz vorm Schluss erst auftauchten, konnte ich noch nicht so ganz nachvollziehen.

Der Schreibstil von Lori M. Lee passt sehr gut zum Inhalt von „Die Fäden der Zeit“. Man meint den trotzig entschlossenen Unterton von Kai herauslesen zu können und gerade die gefährliche Reise durch die Einöde vor der Stadtmauer wurde großartig beschrieben. Auch die magischen Ergänzungen der Welt fängt die Autorin gut ein, sodass man sich die Wunder und die Gefahren vorstellen kann und sie sich schlüssig in das Gesamtbild einfügen.


Figuren
Egal wie fremd dem Leser Kais Welt anfangs erscheint, sie selbst ist auf Anhieb sympathisch. Gemeinsam mit ihrem Bruder versucht sie sich unter schwierigsten Bedingungen eine ordentliche Existenz aufzubauen und man erlebt sie direkt in der ersten Szene als stark, entschlossen und gleichzeitig mitfühlend. Dieser Eindruck bleibt während des gesamten Romans bestehen. Ihre Liebe zu ihrem Bruder, die Hilfsbereitschaft, die sie trotz der Not an den Tag legt, und ihre Entschlossenheit, nicht aufzugeben, machen sie zu einer Protagonistin, der man gerne für fast vierhundert Seiten folgt.

Neben Kai nimmt Avan den größten Anteil an der Handlung ein. Er ist lange nicht wirklich greifbar, weil Kai ihm seine Geheimnisse lässt und man erst nach und nach versteht, was Avan antreibt und wie er zu allem steht. Obwohl er bis zum Schluss mit Überraschungen aufwartet, wirkt er immer nachvollziehbar und authentisch – halt nur mit ein paar Geheimnissen versehen. Lediglich seine Entwicklung zum Schluss des Romans fand ich nicht ganz nachvollziehbar, aber vielleicht folgen hier im zweiten Band ja noch mehr Erklärungen.

Die anderen Charaktere des Romans sind ebenfalls gelungen und vielschichtig ausgearbeitet. Da Kai und Avan über weite Strecken alleine reisen, bleiben die Nebenfiguren zwar im Hintergrund, aber sie gelingen trotzdem vielschichtig und sind für die eine oder andere faszinierende Wendung gut. Der magische Aspekt kam mir dabei ein wenig zu kurz, aber es wird logisch erklärt, warum.


Aufmachung des Buches
„Die Fäden der Zeit“ erscheint als Taschenbuch und hat ein ausgesprochen passendes Covermotiv erhalten. Zu sehen ist eine junge Frau, die sowohl den Dolch trägt, den Kai im Buch hat, als auch die bildlich dargestellten Fäden der Zeit hält. Diese sind – ebenso wie der Titel – mit Glanzlack hervorgehoben und wirken so ein wenig magisch ohne kitschig zu werden. Im Buchinneren finden sich die Fäden über jedem neuen Kapitel wieder. Auf der Rückseite des Buches lässt sich schemenhaft eine dunkle Gasse erkennen, die wohl das Labyrinth darstellen soll. Alles in allem eine stimmige Gestaltung.


Fazit
Lori M. Lee hat mit „Die Fäden der Zeit“ einen wirklich gelungenen Auftaktband geschrieben. Es dauert zwar ein bisschen, bis man sich in Kais Welt zurechtfindet, aber sobald das geschehen ist, wird man von der spannenden Geschichte gefangen und nach der letzten Seite neugierig auf die Fortsetzung zurück gelassen.


4 Sterne


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