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Sie liebt ihren Mann. Und ist besessen von einem Fremden.

Sie ist eine gute Mutter. Und würde ihre Familie aufgeben.

Sie weiß, was sie tut. Und gerät außer Kontrolle.

Sie lebt zwei Leben. Und kann beide verlieren.

Julia führt ein scheinbar gesichertes Leben mit Mann und Sohn in London. Da wird ihre Schwester brutal ermordet. Julia begibt sich auf eine gefährliche Suche – und gerät unaufhaltsam in den Sog des Verbrechens und der Vergangenheit.

 

Tu es Tu es nicht 

Originaltitel: Second Life
Autor: S.J. Watson
Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Verlag: Fischer Scherz
Erschienen: Juli 2015
ISBN: 978-3651000094
Seitenzahl: 480 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Obwohl das Verhältnis in den letzten Jahren eher schlecht war, erschüttert Julia der Tod ihrer Schwester schwer. Diese wurde ermordet und Julia ist überzeugt, dass ein normales Leben für sie und ihre Familie erst dann wieder möglich ist, wenn der Mörder gefasst wird. Als die Polizei in ihren Ermittlungen nicht weiterkommt, beginnt sie schließlich selbst mit der Suche. Julia ahnt nicht, dass sie sich mit jedem Schritt weiter von ihrem geregelten Leben entfernt und sich unwiderruflich in ein tödliches Netz verstrickt …

Auf dem Cover kann man lesen, dass „Tu es. Tu es nicht.“ ein Thriller ist – so ganz lässt sich das Genre aber über weite Teile in der Handlung nicht erkennen. Stattdessen versucht der Autor sich an einer wilden Mischung aus psychologischen Analysen, Suchtverhalten und dem Auseinanderbrechen einer Familie. Wirkliche Thriller-Elemente tauchen erst im letzten Drittel auf.


Stil und Sprache
S.J. Watson hat seine Protagonistin Julia als Ich-Erzählerin ausgewählt. Diese Erzählperspektive erleichtert gerade anfangs die Verbindung mit der Geschichte und somit den Einstieg. Grundsätzlich finde ich die Perspektivenwahl auch im späteren Verlauf sinnvoll, da sie dem Leser einen direkten Zugang zu Julias Emotionen vermittelt, was vor allem die Angst sehr greifbar macht. Allerdings leidet die Spannung spürbar unter Julias ewigen Analysen ihrer Situation und ihrer Gefühle. Spannung ist besonders in der ersten Hälfte des Romans sowieso Mangelware. Nach dem Tod von Julias Schwester erwartet man einen schnellen Fortschritt, stattdessen passiert lange nichts wirklich Relevantes. Und als Julia endlich einem Hinweis nachgeht, entsteht daraus kein Thriller, sondern eine Ehekrise.

Erst im letzten Drittel kommen die Thriller-Elemente dauerhaft dazu und sofort wird das Buch erheblich fesselnder. Der finale Showdown überschlägt sich schließlich fast schon und wartet tatsächlich noch mit einigen Überraschungen auf. Das Ende klärt zwar alle Verwicklungen auf, lässt aber eine finale Entscheidung offen. Einigen Lesern sagt so ein offenes Ende sicherlich zu und gedacht ist es wahrscheinlich als Anreiz, länger über das Dilemma der Protagonistin nachzudenken, aber mich hat es frustriert zurück gelassen.

Der Schreibstil von S.J. Watson ist für mich das Highlight des Romans. Der Autor schreibt sehr anschaulich und ermöglicht es dem Leser so, sich wirklich in die Situationen hinein versetzen zu können. Insbesondere die Stimmung kann er gut einfangen und ihm gelingt es so, auch ohne Handlungsspannung das Interesse des Lesers am Buch zu halten.


Figuren
Anfangs ist die Protagonistin Julia mir durchaus sympathisch. Ihre Angst um den Sohn, ihre Trauer um die Schwester und gleichzeitig die gemischten Gefühle, die sie mit den Geschehnissen verbindet, sind sehr nachvollziehbar und lassen den Leser mit ihr fühlen. Das ändert sich jedoch, je mehr Julia sich in den Geschehnissen verstrickt. Aus rein egoistischen Motiven und mit einer unglaublichen Naivität setzt sie sich und ihre Familie immer größeren Gefahren aus und für mich passt das absolut nicht mit der Frau zusammen, die am Anfang des Buches präsentiert wird. Mitleid habe ich entsprechend auch keins. Erst zum Ende hin bessert sich das ein wenig, als Julia beginnt um ihre Familie zu kämpfen. Da kann ich zumindest ihre Angst nachvollziehen.

Da der Fokus so klar auf Julia liegt, gehen die Nebencharaktere ein wenig unter. Ihr Mann, die Freunde und auch der Sohn bleiben über weite Teile zu blass und wirken stellenweise wie Mittel zum Zweck statt wie eine dreidimensionale Umgebung der Protagonistin. Die Charaktere, die Julia erst in Folge des Todes ihrer Schwester kennenlernt, sind deutlich tiefgründiger ausgearbeitet, aber auch hier sind nicht alle Motive nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
„Tu es. Tu es nicht.“ erscheint als broschiertes Buch im Fischer Scherz Verlag. Das Cover springt durch die grün-gelbe Färbung sofort ins Auge und zeigt neben dem auffälligen Hintergrund nur noch einen Schmetterling und den innovativ verzerrten Titel. Für einen Thriller eine durchaus gelungene Aufmachung, die zu den anderen Werken des Autors im Fischer Scherz Verlag passt.


Fazit
So spannend wie die Inhaltsangabe klingt, ist die Umsetzung in S.J. Watsons Roman „Tu es. Tu es nicht.“ leider ganz und gar nicht. Stattdessen verstrickt er sich in psychologischen Analysen einer unverständlichen Protagonistin, tritt lange auf der Stelle und über weite Teile ist das Genre „Thriller“ nur am Vermerk auf dem Cover erkennbar.  Wirklich schade, denn zum Schluss wird es doch noch spannend und mit der Grundidee wäre deutlich mehr möglich gewesen.


2 5 Sterne


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