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»Ich küsse ihn. Wir küssen uns! Ich versuche, mich nicht zu fragen, ob das nun richtig oder falsch ist. Mein Herz hämmert, und ich hoffe, dass sein Herz genauso wild klopft. Ich weiß, dass die Menschen einander seit tausend Ewigkeiten küssen, aber jetzt, in diesem Augenblick, fühlt es sich an, als wäre das Küssen ein Geheimnis, das nur Roman und ich kennen.«

Eine Geschichte über zwei, die den Tod suchen und die Liebe ihres Lebens finden.

 

Mein Herz und andere schwarze Loecher 

Originaltitel: My Heart and Other Black Holes
Autor: Jasmine Warga
Übersetzer: Adelheid Zöfel
Verlag: Sauerländer
Erschienen: 04/2015
ISBN: 978-3737351416
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Aysel möchte sterben. Ihr Leben ist eine einzige Katastrophe, findet sie und so wäre es für alle besser, wenn sie nicht mehr da ist. Im Internet sucht sie nach einem Partner für einen gemeinsamen Selbstmord und findet Roman, einen Jungen in ihrem Alter, der zudem im Nachbarort wohnt. Roman und Aysel treffen sich, um alles zu planen, aber plötzlich findet Aysel ihr Leben gar nicht mehr so furchtbar und beginnt, sich auf die Treffen mit Roman zu freuen. Der allerdings hält an seinem Plan eisern fest …

Jasmine Warga nähert sich dem zentralen Thema „Depressionen“ und der damit oft verbundenen Todessehnsucht behutsam an, schildert sehr bildhaft, was in der depressiven Aysel vorgeht. Einzig der Grund für deren Krankheit ist nicht ganz überzeugend, das kann aber die Geschichte an sich locker ausgleichen.


Stil und Sprache
Aysel erzählt die gesamte Geschichte aus der Ich-Perspektive und bereits der erste Absatz zeigt, dass nicht alles verloren ist: „Musik ist kinetische Energie. Vor allem klassische Musik (…). Wenn man genau aufpasst, hört man, wie die Geigenbögen über die Saiten vibrieren und die Töne aufleuchten lassen. Und wenn die Töne dann in der Luft sind, prallen sie gegeneinander, funkeln, explodieren.“ (S.9) Das klingt so gar nicht depressiv, sondern vermittelt echte Lebensfreude, ganz das Gegenteil von dem, was Aysel fast immer empfindet: Leere, Trauer und Verlorenheit. Jasmine Warga gelingt es, Aysels Gefühle so wiederzugeben, dass sie nicht aufgesetzt wirken, übertreibt auch nicht und schafft so eine große Nähe zu ihrer Protagonistin.

Die Handlung an sich ist gar nicht so spektakulär, aber eine gewisse Dringlichkeit entsteht durch den „Countdown“, der die Kapitel einleitet. Alles beginnt am 12. März, 26 Tage vor dem geplanten gemeinsamen Selbstmord und man nähert sich quasi tageweise an. Als Roman dann plötzlich das Tempo anzieht, überschlagen sich kurz vor Schluss die Ereignisse und man hetzt durch die letzten Seiten, um zu erfahren, wie alles ausgeht.

Die Geschichte um Roman und Aysel ist leicht und flüssig zu lesen und hat damit neben den einfühlsamen Schilderungen von Menschen und Gefühlen und natürlich einer guten Geschichte alles, was ein gutes Jugendbuch braucht.


Figuren
Wie schon erwähnt kommt man Aysel durch die Ich-Perspektive schnell sehr nahe, ein bisschen Geheimnis bewahrt sie sich jedoch ziemlich lange, nämlich welches Ereignis letztendlich dafür sorgte, dass „die schwarze Qualle“ sich in ihr ausbreitete. Das kommt erst Stück für Stück zutage und ist auch das einzige Manko, das ich in der Geschichte sehe. So richtig nachvollziehbar ist das alles nämlich nicht, zumindest erscheinen Romans Gründe deutlich plausibler. Aber dennoch sind insbesondere Aysels Gefühle sehr gut dargestellt, auch der Wandel hin zum Leben und weg vom Selbstmord kommt nicht mit einem Schlag, sondern schleicht sich ganz langsam an und vertreibt zuerst nur sekundenweise die schwarzen Wolken von ihrer Seele.

Das ist Jasmine Warga wirklich ganz hervorragend gelungen, auch bei Roman kann man mitansehen, wie er sich stückchenweise verändert, ohne dass es übertrieben oder gestelzt wirkt. Er ist dann von sich selbst überrascht, aber insgesamt deutlich schwerer belastet als Aysel, so dass es ein perfektes Happy End auch nicht geben kann. Aber es gibt etwas ganz wichtiges: Hoffnung.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlage keine bildliche Darstellung, sondern lediglich den in schwarzer Schreibschrift geschriebenen Titel. Bunte Farbklekse verteilen sich auf dem weißen Hintergrund. Eine Aufmachung, die nur sehr bedingt zum Thema des Buches passt. Innen sind die recht kurzen Kapitel mit dem jeweiligen Datum und dem Text „noch xx Tage“ überschrieben.


Fazit
Ein wunderbares, anrührendes, tieftrauriges und doch so hoffnungsvolles Buch! Ein Must-Read für diesen Sommer!


4 5 Sterne


Hinweise
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