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Das Vermächtnis der Tempelritter oder die unheimliche Kraft des Bösen

Journalist Adam Blackwood ist einer heißen Story auf der Spur: In der berühmten Kirche im schottischen Rosslyn, soll der Schlüssel zum größten Geheimnis der mittelalterlichen Templer liegen. Die Spur führt zu dem Templerhochburgen Europas, wo Blackwood schon bald auf einen äußerst barbarischen Ritus stößt: den Babylon-Kult ...

 

Der Babylon Kult  Originaltitel: The Babylon Rite
Autor: Tom Knox
Übersetzer: Sepp Leeb
Verlag: Atlantik Verlag
Erschienen: Juni 2015
ISBN: 978-3-455-65042-6
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Während der Journalist Adam Blackwood und Nina McLintock dem Tod von Ninas Vater in Schottland nachgehen, erforscht Jessica Silverton die brutale, ja schon blutrünstige peruanische Moche-Kultur. Und eine Reihe bestialischer Selbstmorde hält den Londoner Polizisten Ibsen in Atem. Was haben diese weit voneinander entfernten Ereignisse für einen Zusammenhang? Laufen die Fäden etwa bei dem mittelalterlichen Orden der Templer zusammen?

Tom Knox ist von den Themen seiner Bücher, von den Verschwörungen und Hintergründen historischer Aspekte mit Dan Brown vergleichbar – nur nicht in Hinblick auf die Gewalt, die sich in seinen Geschichten entlädt. Und doch war ich überrascht, gerade zu Beginn des Romans, zum Beispiel auf Seite 19, immer wieder kleine Anspielungen und direkte Spitzen auf eines von Dan Browns Werken zu finden. Auf Seite 23 benennt Tom Knox seinen „Kontrahenten“ dann ganz offen: „Wir machen eine weitere eher ironisch gehaltene Reportage über den ganzen  … Sie wissen schon … Dan-Brown-und-Freimaurerkram. In der Krypta versteckte Templer. Wie Rosslyn infolge dieser ganzen Legenden so berühmt wurde.“ Ob dies ein feiner Stil gegenüber Brown ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.


Stil und Sprache
Tom Knox erzählt seinen Thriller in der dritten Person aus Sicht verschiedener Protagonisten – Adam Blackwood, Jessica Silverton und DCI Ibsen –, die drei Handlungsstränge prägen. Die Schauplätze wechseln meist kapitelweise zwischen Peru, London und Schottland, aber auch anderen Ländern in Europa. Damit der Leser den verschiedenen Handlungssträngen folgen kann, sind die Kapitel immer mit den entsprechenden Örtlichkeiten überschrieben.

Schon sehr früh überrascht der Autor mit aufschreckenden Elementen, die die scheinbare Ruhe der in das Buch einführenden Ereignisse zerreißt, den Leser in einen Strudel ziehen und die Neugierde entfesseln. Schnell mischen sich erste Verschwörungstheorien mit archäologischen, hier präperuanischen Forschungen grauenvoller Rituale: „Die Skelette stammten von Sklavinnen oder vielleicht Konkubinen, die bei den Begräbnisfeierlichkeiten gezwungen wurden, sich zum Zeichen ihrer Ergebenheit gegenüber dem verstorbenen Herrn die Glieder abhacken zu lassen“ (Seite 49). Wie nebenbei webt der Autor Wissen über die präkolumbianischen Völker, besonders die Moche-Kultur, ihre Ritualmorde und schrecklichen Traditionen in seine Geschichte ein, stellt seine intensive Recherchearbeit ebenso heraus, wie auch seinen Hang zu tendenziell unbekannten Kulturen als Themen seiner Romane. Dabei verwendet er eine direkte, unverschnörkelte und doch bildliche Art, die Sache auf den Punkt zu bringen, z.B. auf Seite 342: „... schon jetzt verströmte er Ambitioniertheit wie ein penetrantes Rasierwasser.

Noch während der Entwicklung des Plots werden die Ereignisse zunehmend skurriler und mysteriöser und es entfaltet sich eine grauenvolle Brutalität ebenso in der Gegenwart wie in der fernen, weit zurückliegenden Vergangenheit. Nur langsam, Stück für Stück wie ein Puzzle, das von außen nach innen zusammengesetzt wird, kommt der Leser zusammen mit den Protagonisten den Hintergründen der präperuanischen Grausamkeiten der Moche, dem Mut und der Tapferkeit der Templer sowie der brutalen Morde der Gegenwart näher. Tom Knox inszeniert eine Theorie, die all dies mehr oder weniger plausibel miteinander verbindet. Wie so oft stützt er sich auf historische Fakten, und vielleicht hat sich vieles wie in diesem Roman beschrieben auch tatsächlich ereignet. Doch zugleich wirkt das Konzept an verschiedenen Stellen dünn, zu konstruiert, zu weit hergeholt, um wahrscheinlich zu sein.

Weniger hat mich der Mittelteil der Geschichte überzeugt. Die Handlungen entwickeln sich zu einer wahren Hetzjagd, bei der die Bedrohung durch mögliche Verfolger längere Zeit jedoch nur eine abstrakte Gefahr darstellt. Dadurch – und durch einige ruhigere Abschnitte – wird man trotz des hohen Tempos den Eindruck nicht los, als ginge es nicht recht vorwärts. Die Spannung zieht dann zum Ende des Buches wieder deutlich stärker an und einige der letzten Kapitel sind unglaublich eindringlich, emotional und dynamisch geschrieben.


Figuren
In seine verschiedenen Handlungsstränge baut Tom Knox Figuren ein, die bodenständig und realistisch erscheinen, ihre individuellen Hintergründe, aber auch Geheimnisse und persönliche Macken haben. Da wäre einerseits der arbeitslos gewordene, investigative Journalist Adam Blackwood, der vor einer zunächst unbestimmten Vergangenheit in Australien davon läuft, einen Hang zu Suchtmitteln und einen stärkeren Impuls zu impulsiven Aggressionen hat. Auch wenn man ihm als einem der Protagonisten durch das Buch folgt, wird er bis zuletzt kein reiner Sympathieträger. In Schottland trifft er auf die schöne, aber dem Alkohol verfallene Nina McLintock, die bei dem Tod ihres Vaters einfach nicht an Selbstmord glauben will.

In London begegnet man den beiden Polizisten Mark Ibsen und DS Larkham, die eine rätselhafte und sehr blutige Serie vermeintlicher Selbstmorde untersuchen. Und auf der anderen Seite der Erde, in Peru, begleitet man Jessica Silverton, eine Anthropologin, bei ihren archäologischen Untersuchungen alter Moche-Pyramiden und geheimer Grabstätten. Wie diese Protagonisten schließlich zusammenfinden? Das ist eine Spezialität von Tom Knox und wird hier natürlich nicht verraten.


Aufmachung des Buches
Der Babylon-Kult“ ist beim Atlantik Verlag als Klappenbroschur erschienen. Das Cover ist düster und blutig gestaltet und vereint verschiedene mittelalterliche Symbole, die zum Inhalt passen. Das Buch ist einwandfrei verarbeitet, nach dem ersten Lesen fanden sich nur wenige Spuren beispielsweise auf dem Buchrücken.


Fazit
Tom Knox verarbeitet in seinem Thriller eine komplexe, aber vereinzelt auch etwas dünne Theorie zu einem Plot, der bis auf einen etwas schwächeren Mittelteil kurzweilige und temporeiche Unterhaltung bietet. Wie man es vom Autor gewohnt ist, ist „Der Babylon-Kult“ nichts für Zartbesaitete.


3 Sterne


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