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Mit seinen verwinkelten Gassen und unzähligen Fachwerkhäusern, den prächtigen Geschäftshäusern und zahlreichen Kirchen sowie den repräsentativen Bauten der Braunschweiger Höerzöge war Braunschweig einst eine der architektonisch reizvollsten deutschen Städte.
In den verheerenden Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs, vor allem jenem am 15. Oktober 1944, verlor die alte Hanse- und Residenzstadt jedoch in weiten Teilen ihr über Jahrhunderte gewachsenes Stadtbild. Beim Wiederaufbau nach dem Krieg wurden erhaltenswerte Ruinen abgeräumt, historische Fassaden begradigt und Straßenzüge für einen autogerechten Verkehr verändert. Immer wieder boten sowohl Neubauten als auch Rekonstruktionen historischer Gebäude Anlass zu Diskussionen.
Aus seiner Sammlung historischer Braunschweiger Postkarten und Aufnahmen hat Henning Jost rund 150 der interessantesten Motive ausgewählt. Die in den Jahren 1900 bis 1940 entstandenen, vielfach farbigen Bilder laden zu einem einmaligen Spaziergang durch die Braunschweiger Altstadt vor ihrer Zerstörung ein.

 

Spaziergang durch Altbraunschweig 

Autor: Henning Jost
Verlag:  Sutton
Erschienen: März 2015
ISBN: 978-3-95400-507-9
Seitenzahl: 119 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Über die bereits sehr ausführliche Inhaltsbeschreibung hinaus umreißt Henning Jost in seiner Einleitung Meilensteine aus Braunschweigs historischer Entwicklung, verweist auf architektonische Schwerpunkte und vermittelt einen groben Abriss vom 12. bis ins 21. Jahrhundert. Entstanden aus fünf einst selbständigen Teilstädten Altstadt, Altewiek, Hagen, Neustadt und Sack, war Braunschweig bereits im Mittelalter eine herausragende Großstadt. Was die Löwenstadt im Einzelnen prägte, führt der Autor auf wichtige Epochen wie die Regentschaft Heinrich des Löwen, den Beitritt zur Hanse, die Entwicklungen im Zeitalter der Renaissance, die Eroberung durch die Welfen und dem Ausbau zur Residenzstadt, die Industrialisierung und die damit einhergehende Besiedelung der Außenbezirke und natürlich den Nationalsozialismus als Wendepunkt des prunkvollen Erscheinungsbilds zurück. Sage und schreibe um neunzig Prozent der Innenstadt fielen der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Reste wurden beispielsweise im Zuge der Modernisierung abgerissen, nur wenige Bauten wurden erhalten oder in späteren Jahren rekonstruiert.

In seinem umfangreichen Bildband nimmt Henning Jost nicht allein nur Ortsansässige, sondern jeden Interessierten, gleich ob alt oder jung, an die Hand und führt ihn auf Straßenzüge der Vergangenheit. Die Bilder aus dem Archiv des Autors konzentrieren sich vornehmlich auf die Zeitspanne zwischen 1900 bis 1941. Auf einem „Spaziergang durch Alt-Braunschweig“ präsentiert sich eine Großstadt vor den niederschmetternden Luftangriffen im Nationalsozialismus. Manch Anblick weckt bei älteren Einheimischen Erinnerungen, andere Eindrücke lassen sich mit Wiedererkennungswerten aktuellen Zeitgeschehens koppeln. Zehn Kapitel bergen Impressionen kleiner Ausflüge durch die Stadt. Ein bis zwei Bilder je Seite, zum Großteil farbig, teils formatfüllend, führen „Vom Wollmarkt zur Langen Straße“, „Von der Kröppelstraße zur Kaiserstraße“, „Zwischen Rehnstoben und Hagenmarkt“, „Von der St.-Katharinen-Kirche zum Bohlweg“, „Von der Magnikirchstraße zur Poststraße“, „Zwischen Altstadtmarkt und Südklint“, „Von der Schützenstraße zum Packhof“, „Zwischen Burgplatz und Kleiner Burg“, „Rund um das Wallgebiet“ und „Auf dem Weg nach Riddagshausen“.
Sämtliche Abbildungen sind zeitlich bestimmt und mit weiteren Informationen zum historischen Kontext Braunschweigs versehen. Henning Jost vermittelt in Wort und Bild ein lebendiges Braunschweig alter Tage. Atmosphäre und Wissenswertes halten sich dabei die Waage. Markante Gebäude sowie Straßenangaben mit Hausnummern laden förmlich dazu ein, den Bildband unter den Arm zu klemmen und nachzuschauen, wie bestimmte Straßenzüge im Vergleich, einst und heute, aussehen.


Aufmachung des Buches
„Spaziergang durch Alt-Braunschweig“ erscheint in gebundener Form im handlichen Hochformat im Sutton Verlag. Das Hochglanzcover begrüßt mit dem Wahrzeichen Braunschweigs, dem Löwenstandbild auf dem Burgplatz, auf der Vorderseite sowie dem so genannten Flohwinkel auf der Rückseite des Titels. Die liebevolle Gestaltung des Inhalts entfaltet sich bereits beim Aufklappen des Buches. Vor- und Nachsatz zeigen einen Stadtplan von 1928 beziehungsweise den Hagenmarkt um 1939. Ein strukturiertes Inhaltsverzeichnis führt eingeschlagene Wege des Spaziergangs im Hauptteil des Werks auf. Hilfreich, wenn eine Ecke Braunschweigs besonders interessiert oder bestimmte Straßenzüge gezielt nachgeschlagen werden sollen. Im Anschluss ermöglicht eine Chronik von Alt-Braunschweig (1900 – 1945) die Einordnung in historisches Zeitgeschehen. Sämtliche Aufnahmen und Postkarten stammen aus der Sammlung des Autors und werden auf festem Papier in tadellosem Druck wiedergegeben. Ein edler Bildband, den man insbesondere als Braunschweiger gern und oft zur Hand nimmt!


Fazit
Henning Josts „Spaziergang durch Alt-Braunschweig“ gleicht einer lebendigen und atmosphärischen Stadtführung, gar einer Zeitreise in die Vergangenheit. Ein qualitativ rundum hochwertiger Bildband – umfangreich und informativ. Sowohl für Ortsansässige, als auch für Menschen über die Stadtgrenzen hinaus sehr interessant!


5 Sterne


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