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Unbeschwert und glücklich verbringt Alice die Ferien mit Joe. Beiden ist klar, dass ihre Affäre nur diesem Sommer gehört und der Realität niemals standhalten kann. Alice ist ehrgeizig und will in Cambridge studieren; Joe schuftet in der Kneipe seiner Eltern. Als Alice mit gebrochenem Herzen ihre erste Vorlesung antritt, ermahnt sie sich, dass Jungen wie der begabte Lukas viel besser in ihr Leben passen. Doch die Erinnerung an Joe will nicht verblassen. Und dann sieht Alice ihn wieder: auf der Kinoleinwand. Auch jetzt trennen sie Welten, denn Joe ist ein berühmter Filmstar.

 

Ohne dich fehlt mir was 

Originaltitel: One Perfect Summer
Autor: Paige Toon
Übersetzer: Andrea Fischer
Verlag: Fischer Krüger
Erschienen: 06/2015
ISBN: 978-3-8105-2034-0
Seitenzahl: 442 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Alice erlebt mit Joe, dem jungen Mann aus dem Pub, den Sommer ihres Lebens – und die Liebe ihres Lebens. Doch die gewalttätige Vergangenheit und Neigung seines großen Bruders ändert von einer Minute auf die andere alles. Joe verschwindet und Alice erlebt einen Liebeskummer wie nie zuvor. Sie vergräbt sich buchstäblich in ihr Studium und versucht ihr Herz und alles andere wieder auf die Reihe zu bekommen. Als sie Lukas kennenlernt, scheint sich das Blatt zu wenden. Aber auch in der Welt der Reichen ist nicht alles Gold, was glänzt und irgendwo tief in ihrem Herzen klingt noch immer leise der Name Joe.

Zuerst sehr beschwingt und wunderschön, dann melancholisch und eher banal erzählt Paige Toon ihren Roman Ohne dich fehlt mir was.


Stil und Sprache
Aus der Ich-Perspektive von Hauptfigur Alice Simmons heraus wird der Leser in eine wunderschöne und äußerst lebendige Liebesgeschichte hineingezogen, die vor einer malerischen Kulisse stattfindet. Das Lesetempo ist zügig, der Tonfall erfrischend und die Handlung herrlich kurzweilig. Die Autorin schreibt schön beschwingt, es gibt kein Wort zu viel oder zu wenig. Die Sätze sind genau richtig und so manches bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Man kann fast sagen, das Leserauge tanzt durch die Seiten.

Dann kommt der zweite Teil – und der Roman legt eine komplette Kehrtwende hin. Über die Hälfte des Buches wird der Leser nun mit einer Alice konfrontiert, die so gar nichts mehr mit dem lebendigen Wesen vom Anfang zu tun hat. Der Tonfall wird betrübter, matt und stellenweise so richtig depressiv, der Schwung ist weg und der einzige Lichtblick ist Jessie, der Stechkahnfahrer. Die Geschichte zeigt nun das Leben von Alice in Cambridge und wie sie im Laufe der Zeit eine neue Beziehung eingeht. Dabei geschehen viele Dinge, die nicht alle wirklich interessant sind. Der Roman gleitet in Banalitäten ab, und der Reiz des Anfangs geht fast vollständig verloren. Erst kurz vor Ende ändert sich das wieder - da kommt Joe ins Spiel zurück – und es wird erneut so richtig interessant.

Das mehr oder weniger offene Ende hingegen ist alles andere als gelungen. Im praktisch letzten Dialog sagt Joe nämlich einen Satz, der die Schlussszene zur reinsten Luftnummer werden lässt. Da ist die Leserfantasie extrem gefragt, was ja durchaus etwas für sich hat, aber hier erschien es mir seltsamerweise unpassend. Da wäre etwas mehr Klarheit vonseiten der Autorin durchaus gut gewesen.


Figuren
Paige Toon hat so ziemlich alles aufgeboten, was die Charakterpalette zu bieten hat. Da wird mit Klischees gespielt, uralte Vorurteile ausgepackt und von den Deutschen ein ungemein biederes und falsches Bild dargestellt, das es fast schon eine Wonne ist, das als Leser zu beobachten. Die Autorin versteht es wunderbar, die zwischenmenschlichen Töne mit Worten zum Ausdruck zu bringen und dabei von ihren Figuren Bilder zu zeichnen, die entweder fast schon zu schön sind, um wahr zu sein oder das genaue Gegenteil.

Lukas ist so ein Kandidat. Er stammt aus einer reichen deutschen Familie und legt eine Verhaltensweise an den Tag, die Alice einerseits fasziniert, andererseits befremdet. Je mehr die beiden zusammenkommen, umso deutlicher wird, dass er sie am liebsten immer und überall kontrollieren möchte. Was sie anzieht, wann sie wo ist, was sie macht etc. Es scheint, als ob Alice selbst das gar nicht auffällt. Sie erkennt zwar, dass in ihrer Beziehung zu ihm nicht alles eitel Sonnenschein ist, und merkt irgendwann, dass sie sich mit Lukas im unbewussten Wettstreit mit seiner Ex-Freundin Rosalinde befindet, doch wirklich dagegen aufbegehren tut sie nicht.

Alice kommt aus einer englischen Familie. Die Mutter ist Künstlerin, der Vater Buchhalter. Reich sind sie nicht, aber arm auch nicht. Doch für die deutsche Familie von Lukas ein Dorn im Auge. Zähneknirschend sieht der Vater von Alice mit an, wie sich seine Tochter in den jungen Joe verliebt und vor seinen Augen regelrecht aufblüht. Dabei findet er den Erwählten alles andere als passend. Katastrophale Familienverhältnisse hat dieser als Hintergrund und dabei soll seine Kleine doch studieren und etwas aus ihrer Zukunft machen – und am besten noch reich heiraten! Als er, aus lauter Schutzdrang seiner Tochter gegenüber, Alice einen richtigen Abschied mit Joe ungewollt verweigert, zerbricht etwas in ihr und fortan ist das Verhältnis zu den Eltern getrübt.


Aufmachung des Buches
Diese Klappenbroschur ist farblich eine Mischung aus dezenten und kräftigen Farben. Rotbraun, Türkisgrün, Schwarz und Weiß bilden ein sehr einfach gehaltenes Covermotiv, das sich über den Buchrücken bis zur Rückseite des Titels zieht. Auf dem Cover ist unten rechts ein Paar, das auf einem Felsen am Strand steht. Im Hintergrund ist die blasse Silhouette einer Stadt zu sehen. Der Buchrücken zeigt ebenfalls das Paar und – was ich sehr gut finde – den Buchtitel in waagerechter Schrift. Da ist keine schräge Kopfhaltung nötig, um den gut lesen zu können. Der Buchtitel selbst ist in schwungvollen Buchstaben im oberen Teil des Covers abgebildet. Auf der Rückseite steht eine kurze Angabe, worum es im Roman geht.


Fazit
Ein Roman mit einem grandios tollen Start, dem dann allerdings mehr und mehr die Luft ausgeht. Erst der Schluss bringt wieder Schwung hinein, doch da ist es zu spät. Er liest sich gut, keine Frage, aber pures Lesevergnügen ist es auch nicht. Wirklich schade; war ein toller Plot. Aber hier verspricht die Beschreibung auf der Buchrückseite mehr, als der Roman letztlich halten kann.


3 5 Sterne


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