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Eine Woche noch bis zu ihrer Hochzeit: Von Lampenfieber gepackt, will Catriona ein letztes Mal ihre Exfreunde treffen. Sie beschließt, mit jedem noch einmal ins Bett zu gehen. Das Fatale: Am Morgen darauf sind die Männer tot.

 

Ex 

Originaltitel: Bloody Women
Autor: Helen FitzGerald
Übersetzer: Steffen Jacobs
Verlag: Galiani Berlin
Erschienen: Mai 2015
ISBN: 9783869710815
Seitenzahl: 240 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Catriona hat Joe, ihren Mann fürs Leben, gefunden und will ihn in einer Woche heiraten und von Edinburgh zu ihm nach Italien ziehen. Ihre Mutter rät ihr, mit ihrem bisherigen Leben und vor allem mit ihren Exfreunden abzuschließen. Catriona, genannt Cat, nimmt dies sehr ernst, verabredet sich mit jedem ihrer vier Exfreunde an einem anderen Wochentag. Drei von ihnen sind danach tot, ihre Penisse abgeschnitten. Nur der vierte entgeht knapp seinem Schicksal, sein Flug wurde gecancelt.
Cat findet sich in Untersuchungshaft wieder. Eine Journalistin möchte über sie ein Buch schreiben. Selbst kann Cat sich an die letzten Stunden mit ihren Freunden nicht erinnern. Sie weiß nicht, ob sie zu solch einer Tat wirklich fähig war. Deswegen beginnt sie selbst in ihrem Fall zu ermitteln. Ein Polizeiteam tritt nicht in Erscheinung. Die Journalistin befragt alle involvierten Personen, stellt Verknüpfungen her, trifft voreilige Entscheidungen. Für sie ist schnell klar, Catriona, die Serienmonogamistin, muss es einfach gewesen sein. Doch Cat gibt nicht auf.

Der Autorin ist eine spannungsgeladene Story gelungen - sehr direkt erzählt, teilweise witzig und unterhaltsam, dann wieder provozierend und mit abstoßenden Details,  jedenfalls nie langweilig und immer wieder überraschend.

Stil und Sprache
Die Autorin berichtet aus Sicht Cats, dann wieder ihrer Mutter, ihres Verlobten, der Journalistin, Cats bester Freundin Anna. Sie zitiert aus den Buchseiten der Journalistin und bringt Ausschnitte aus der Presse. Sie springt in den Zeiten, wechselt von der Gegenwart in die Vergangenheit. Dazwischen lässt sie immer wieder Cat mit ihren Gedanken zu Worte kommen. Zuerst erklärt sie die Umstände, um dann ihre Figuren sprechen zu lassen. Sie wechselt das Schriftbild zwischen den einzelnen Erzählstilen. Der Interpretation der Journalistin, nachzulesen in ihrem Manuskript, stellt sie Cats eigenes Erleben gegenüber. Im ersten Teil ist es Cat, die als potentielle Mörderin im Fokus steht, im zweiten wie im dritten Teil ändert sich dies. Raffiniert aufgebaut wird dem Leser der so sicher geglaubte Täter wieder entzogen, die Würfel neu gewürfelt. Sehr spannend und von Anfang an schwer durchschaubar.
Etwas störend sind die Wiederholungen, wenn auch aus jeweils anderer Sicht erzählt. So schildert Cat die Treffen mit ihren Exfreunden nochmals aus ihrer Sicht, um Ungereimtheiten zu den Schilderungen im Buch der Journalistin aufzudecken. Die Sprache ist teilweise recht derb und vulgär, jedenfalls wenig beschönigend.

Figuren
Cat sollte eigentlich schon längst verheiratet sein und ihr neues Leben in Italien begonnen haben an der Seite des Mannes, den sie innig zu lieben glaubt. Doch stattdessen sitzt sie in Untersuchungshaft, beschuldigt des dreifachen Mordes. Sie selbst ist psychisch labil, eine bipolare Persönlichkeit, manisch-depressiv. An die letzten Stunden mit den Ex-Freunden kann sie sich nicht mehr erinnern. Cats Persönlichkeit ist fantastisch beschrieben, insbesondere ihre extremen Gefühlsausbrüche: ganz weit oben und dann depressiv und selbstmordgefährdet. Anna, ihre beste Freundin seit Kindertagen, steht, komme was da wolle, stets zu ihr. Selbst als sie der Morde beschuldigt wird. Und auch Cats Mutter würde alles für ihre Tochter tun. Die Exfreunde, Jonny, Rory und Achmed, kommen weniger gut weg. Cat beschreibt unverblümt ihre Vor- und Nachteile, auch die Journalistin deckt manche Blöße auf. Joe, Cats Verlobter, erfolgreicher Arzt aus gutem Hause, zeigt viel Verständnis, wirkt sympathisch, bis auch er sein wahres Ich zeigt. Alle Charaktere wirken sehr stark auf den Leser, stellenweise überzogen, dafür aber auch wieder faszinierend.


Aufmachung des Buches
Das broschierte Buch mit Klappentext weist ein einfaches, wie passendes Motiv auf: Eine verrostete Gartenschere die dem Titel „Ex“ in roten Buchstaben bedrohlich nahe kommt. Der Roman besteht aus drei Teilen mit insgesamt 42 Kapiteln und vielen, sehr kurz gehaltenen Unterabschnitten. Die 240 Seiten sind schnell gelesen, zumal auf den Seiten häufig zwischen den Kapiteln viel freie Fläche gelassen wird.


Fazit
Ein wirklich außergewöhnlicher Roman mit gut durchdachter, nicht alltäglicher Story. Ein provozierender Inhalt, faszinierend erzählt und spannend zu lesen, aber auch schockierend in seiner direkten und streckenweise recht vulgären Sprache.


4 Sterne


Hinweise
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