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Kategorie: Science Fiction

Die erste Welle vernichtete eine halbe Million Menschen, die zweite Welle noch viel mehr. Die dritte Welle dauerte ganze zwölf Wochen an, danach waren vier Milliarden tot. Nach der vierten Welle kann man niemandem mehr trauen. Und die fünfte Welle?
Cassie Sullivan hat überlebt und findet sich jetzt in einer Welt voller Misstrauen, Verrat und Verzweiflung wieder. Und während die fünfte Welle ihren Verlauf nimmt, halten Cassie, Ben und Ringer ihre kleine Widerstandsgruppe zusammen, um gemeinsam gegen die Anderen zu kämpfen. Dabei hofft Cassie immer noch, dass ihr Retter Evan Walker lebt, denn der Kampf ums Überleben wird immer aussichtsloser. Bis eines Tages ein Fremder versucht, in ihr Versteck einzudringen …

 

Das unendliche Meer 

Originaltitel: The Infinite Sea
Autor: Rick Yancey
Übersetzer: Thomas Bauer
Verlag: Goldmann
Erschienen: März 2015
ISBN: 978-3442313358
Seitenzahl: 350 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ben schwer verletzt, Evan wahrscheinlich tot und der Rest kurz davor, im eisigen Winter zu erfrieren. Die Lage für Cassie und ihre kleine Gruppe könnte kaum schlechter aussehen. Um überhaupt eine Chance zu haben, müssen sie sich aufteilen. Während Ringer allein in die Wildnis geht, um einen neuen Unterschlupf zu finden, bleibt der Rest in einem maroden Hotel voller Ratten und Kälte zurück. Doch sie bleiben nicht lange ungestört, denn die nächste Stufe der fünften Welle ist bereits im Anmarsch - noch grausamer und tödlicher.

Auch der zweite Band von Rick Yanceys Science Fiction Reihe hält die Spannung hoch und lässt den Leser erneut bereitwillig in die aussichtslose Welt von Cassie, Ben und Co. eintauchen. Die Handlung wird schlüssig weiter geführt und liefert zugleich die ersten Antworten – die aber nur noch ungeduldiger auf den dritten Band warten lassen.


Stil und Sprache
Wieder wählt Rick Yancey verschiedene Erzählperspektiven, um den Leser an allen Teilen seiner rasanten Handlung teilhaben zu lassen. Den Einstieg erzählt diesmal nicht Cassie, sondern Ringer. Dadurch, dass man ihren Hintergrund noch nicht kennt, kann der Autor geschickt Rückblenden einbauen, um in seine Welt langsam einzuführen und trotzdem genug neue Informationen liefern, dass es nicht langweilig wird. Leider wird es nach dem gut gelungenen Einstieg aber etwas verworren. Ringer wirkt mehr oder weniger am Rande des Wahnsinns und erst als Cassie erneut das Wort übernahm, konnte ich mich wieder in die Handlung einfühlen. Von da an geht es rasant weiter. Trotzdem dies der tendenziell etwas langsamere Mittelband ist, kam für mich absolut keine Langeweile auf. Stattdessen traf nach jeder kurzen Ruhephase eine neue Katastrophe auf die Charaktere und ich konnte das Buch erneut bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen. Wieder hatten auch die geschickten Perspektivenwechsel daran ihren Anteil und die überzeugenden Überraschungen, die auf die Charaktere warteten. Die Situation spitzt sich zu und ich kann den letzten und abschließenden Band kaum erwarten. Von dem erhoffe ich mir auch ein paar mehr Antworten. In „Das unendliche Meer“ wurden zwar erste Antworten gegeben, aber die waren mir noch entschieden zu verworren. Viel wird angedeutet, aber so wirklich klar ist noch nichts. Da kommt hoffentlich im dritten Band eine passende Auflösung, die insbesondere die Grausamkeit der fünften Welle erklärt.

Der Schreibstil von Rick Yancey passt sehr gut zum Inhalt und verleiht den unterschiedlichen Perspektiven die richtige Stimme. Stellenweise gleitet er ein wenig ins Philosophieren ab, aber insbesondere in den spannenden Actionszenen kann er überzeugen. Auch die Dramatik der ein oder anderen schweren Entscheidung und der Verluste konnte er wunderbar dramatisch und gleichzeitig unkitschig einfangen. Einziges Manko in diesem Bereich ist die zu häufige Anspielung auf den Titel des Romans, aber das ist ein klitzekleiner Kritikpunkt am ansonsten großartigen Schreibstil.


Figuren
Alle Figuren, die den ersten Band überlebt haben, sind an den Erlebnissen gewachsen und tragen gleichzeitig ihr eigenes Päckchen an Problemen, Ängsten und Neurosen mit sich herum. Mir hat die realistische Darstellung der Gruppe gerade durch diese Eigenschaften sehr gut gefallen. Da ist ein Junge, der nicht mehr spricht, weil seine Mutter es ihm auf dem Totenbett im Delirium verboten hat, ein kleines Mädchen, das panische Angst vor den nagenden Ratten hat und ein anderes, dass ihren eigenen Kruzifix-Soldaten erhält und nun daran gebunden ist. Viel Potential also für Dramatik, schreckliche Schicksale und Hochspannung, das Rick Yancey auch voll und ganz nutzt. So hart es beim Lesen auch teilweise ist, so ist es doch großartig gelungen, die Überlebenden realistisch darzustellen und nicht mit dem klassischen Helden-Kitsch, der solchen Szenarien viel zu oft anhaftet.

Einziges Manko waren für mich die Gegenspieler in der militärischen Basis. Hier waren mir die Hintergründe viel zu blass gehalten und ich konnte bis zum Schluss die Motive nicht so ganz nachvollziehen. Ich hoffe, dass der letzte Band hier Aufklärung bringt.


Aufmachung des Buches
Passend zum ersten Band ist auch „Das unendliche Meer“ ein in Gold und Schwarz gehaltenes Hardcover mit Schutzumschlag. Diesmal läuft die Person auf dem Cover im Licht durch eine große Halle, vielleicht einen Flugzeughangar. Genügend vergleichbare Schauplätze gibt es im Roman, sodass das Cover ebenso wie beim ersten Band passend und auffällig wirkt.


Fazit
Rick Yancey konnte mich auch mit dem zweiten Band seiner Science Fiction Reihe wieder mitreißen und sorgte für einige spannende Lesestunden. „Das unendliche Meer“ ist ein gelungener Mittelteil und macht unglaublich neugierig auf den abschließenden, dritten Band der Reihe.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die 5. Welle