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„Um sie herum war alles in Grautöne getaucht. Flackernde Schatten und sanftes Dunkel umhüllten sie und hielten sie warm. Sie konnte sich nicht bewegen, aber das wollte sie auch gar nicht. Denn dann würde sie nur aus dem Traum erwachen, und sofort kämen auch die Schmerzen zurück …“

Eine Tote im Baum. Menschen auf der Suche nach neuen Heilsversprechungen und ein perfider Manipulator, der seine Ziele mit allen Mitteln verfolgt. Der sechste Fall für Carl Mørck.

 

Verheißung 

Originaltitel: Den grӕnseløse
Autor: Jussi Adler-Olsen
Übersetzer: Hannes Thiess
Verlag: dtv
Erschienen: 03/2015
ISBN: 978-3423280488
Seitenzahl: 608 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Widerwillig nimmt Carl Mørck den Anruf eines Kollegen entgegen, der ihn bittet, einen alten Fall für ihn zu klären. Eine junge Frau wurde vor 17 Jahren tot in einem Baum gefunden, offenbar Opfer eines bizarren Verkehrsunfalls. Christian Habersaat glaubt jedoch nicht an einen Unfall und hat sein Arbeitsleben als Polizist darauf verwendet, einen Mord zu beweisen und den Täter zu ermitteln. Als Carl seine Bitte um Unterstützung ablehnt, bringt Christian Habersaat sich um. Jetzt müssen Carl und seine Kollegen dann doch noch ermitteln und machen sich auf den Weg nach Bornholm, um die Hintergründe des Falles zu klären.

Der neueste Fall für Carl Mørck und seine Kollegen Assad und Rose hat mich zwiespältig zurückgelassen. Einerseits habe ich mich gefreut, wieder einmal dem Trio Infernale der Krimiliteratur zu begegnen und die Geschichte seiner Mitglieder weiter zu verfolgen, andererseits hat mir genau das in Verheißung gefehlt, denn eine Weiterentwicklung der drei findet kaum statt. Dass der aufzuklärende Fall dann auch nur sehr schleppend in Gang kommt, hilft dann ebenso wenig wie das doch sehr konstruiert wirkende Finale, den Fall über eine Durchschnittsbewertung hinauszubringen.


Stil und Sprache
Wie schon angedeutet braucht Carl Mørcks aktueller Fall – soweit man einen 17 Jahre zurückliegenden Autounfall als aktuell bezeichnen kann – etliche Seiten, bis er etwas Fahrt aufnimmt. Lange schlagen sich die Ermittler mit vagen Details herum, kommen nicht recht in Schwung und tatsächlich macht hier ein ganz anderer Handlungsstrang die Spannung aus: Nämlich der der jungen Frau aus London, die sich etwa ein Jahr zuvor entschließt, sich einer alternativen Glaubensgemeinschaft anzuschließen. Als routinierter Krimileser ahnt man recht schnell, worauf das Ganze hinausläuft, wird aber am Ende dann doch noch damit überrascht, wie sich der Ursprungsfall genau auflöst.

Bis dahin läuft aber alles sehr langsam und unspektakulär ab und auch das Privatleben der Dezernat Q-Ermittler kommt praktisch nicht vor. Da ist man deutlich besseres gewohnt! Und irgendwie scheint sich der Autor irgendwann selbst mit seiner Geschichte zu langweilen, denn auf einmal dreht er richtig auf, kippt dabei allerdings weiter in die Thriller-Richtung, als es gut für ihn wäre. Da reiht sich eine Leiche an die nächste und die ein oder andere Szene wirkt doch reichlich unrealistisch. Wie kann es einer hochschwangeren Frau mitten während (!) einer Fehlgeburt gelingen, zwei erfahrene Ermittler zu überwältigen, zu fesseln und in eine Abstellkammer zu schaffen? Naja.


Figuren
Carl Mørck, Assad und Rose haben viele Leser in ihr Herz geschlossen als eines der skurrilsten Ermittlerteams der Krimiszene. Dieses Mal wirken die drei allerdings deutlich zahmer, fast schon normal kommen sie rüber und können so ihre Genialität nicht wirklich ausspielen. Assad kramt zwar noch ein paar seiner Kamel-Vergleiche hervor, aber darüber hinaus findet praktisch keine Weiterentwicklung der Figuren statt. Ja, Carl schöpft ab und zu Verdacht, was Assads wahre Identität und Fähigkeiten angeht, aber irgendwie bleibt alles irgendwo stecken und so macht es nur begrenzt Spaß, das Ermittlertrio zu begleiten. Da passiert hoffentlich im nächsten Band wieder mehr!

Die Nebenfiguren sind dafür durchaus spannend, allen voran Pirjo, die Gefährtin des Sektenführers Atu, die ihn genauso manipuliert wie er seine Anhänger. Carls alter Kollege Harry geht dagegen etwas unter, ebenso Gordon, der seit dem letzten Fall eigentlich auch Mitglied des Sonderdezernats Q ist. Von ihm liest man kaum mehr als einige Nebensätze, schade eigentlich.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist dieses Mal in grün gehalten und zeigt neben dem fast ein Drittel des Covers einnehmenden Autorennamen nur noch ein schwingendes Pendel, an dem etwas rötliches, vermutlich Blut, haftet. Sehr passend zum Inhalt der Geschichte. Innen gibt es zwischen Prolog und Epilog insgesamt 53 Kapitel, die mit dem Tagesdatum überschrieben sind.


Fazit
Verheißung ist sicher nicht der spannendste Fall für Carl Mørck und sein Team, hebt sich aber trotzdem noch von der breiten Masse ab. Daher noch knapp über dem Durchschnitt.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Erbarmen
Band 2: Schändung
Band 3: Erlösung
Band 4: Verachtung
Band 5: Erwartung 

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