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Niemals hätten Chloé, Bastien und Neville gedacht, dass sie sich einmal so nahe sein würden. Unterschiedlicher als die drei kann man nämlich kaum sein. Und dennoch werden sie unzertrennlich. Aber was ist es, das sie so verbindet? Der Wunsch nach einem anderen Leben. Die Lust auf Theater. Die Sehnsuch nach Geborgenheit. Und natürlich die Liebe …

 

3000 Arten ich liebe 

Originaltitel: Trois mille façons de dire je t'aime
Autor: Marie-Aude Murial
Übersetzer: Tobias Scheffel
Verlag: KJB
Erschienen: März 2015
ISBN: 978-3596856534
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Chloé, Bastien und Neville gingen einst in die gleiche Klasse und sammelten dank einer den Dramen verschriebenen Französischlehrerin gemeinsam erste Theatererfahrungen. Sie mochten sich nicht besonders, hatten eigentlich nichts miteinander zu tun und verloren sich anschließend schnell aus den Augen. Doch als sie sich Jahre später in einem Theaterkurs wiederfinden, finden sie zueinander. Gemeinsam spielen sie die verschiedensten Rollen, gemeinsam werden sie nach und nach erwachsen und versuchen, ihren Weg im Leben zu finden …

Marie-Aude Murail hat mit „3000 Arten Ich liebe dich zu sagen“ einen Roman geschrieben, der ebenso die Leidenschaft für das Theater wie die Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden darstellt. Gleichzeitig gelingt ihr noch ein vielschichtiger Blick in die französische Gesellschaft. Eine sehr beeindruckende Mischung.


Stil und Sprache
Wenn ich Marie-Aude Murails Roman mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich wohl „französisch“ wählen, denn er vereint unglaublich viele Dinge, die ich mit der französischen Literatur verbinde. Zum einen ist da der detaillierte, stellenweise beinahe poetische und doch sehr klare Schreibstil, der all die Erlebnisse, kleinen Dramen und besonderen Momente perfekt einfängt. Sie schafft es problemlos, die Leidenschaft ihrer Charaktere für das Theater auch auf den Leser zu übertragen und ihn tief in die Welt der Schauspielerei zu entführen.

Zum anderen verbinde ich mit solchen französischen Romanen eine Form der Ereignislosigkeit, die Autoren entweder beherrschen oder mich zu Tode langweilen. Marie-Aude Murail beherrscht sie zum Glück. Denn tatsächlich passiert sehr lange gar nicht so furchtbar viel. Stattdessen erfahren wir ausführlich, was die drei Protagonisten in den Jahren erlebt haben, die sie nicht gemeinsam verbracht haben und zwar mit einem relativ distanzierten Blick beschrieben. Die Erzählperspektive ist ungewöhnlich gewählt, denn auf der einen Seite wird immer wieder in Wir-Form persönlich berichtet, auf der anderen Seite aber auch in der dritten Person aus den Perspektiven der Protagonisten. Diese Form ist anfangs sehr ungewohnt. Hat man sich aber erst mal eingelesen, passt sie hervorragend zu der Verbindung der Charaktere und gibt dem Roman eine ganz besondere Stimmung. Diese Stimmung ist es letztendlich, die die Autorin so meisterlich einsetzt, um den Leser trotz fehlender Spannung zu halten. Der gesamte Roman wirkte für mich eher auf die Emotionen als auf tatsächliche Ereignisse fokussiert, erst ab der Mitte ist überhaupt ein klares Ziel erkennbar. Das liegt sicher nicht allen Lesern, aber mir hat es in dieser Umsetzung sehr gut gefallen und ich habe das Buch trotzdem fast in einem Rutsch gelesen.


Figuren
Drei Protagonisten führen durch „3000 Arten Ich liebe dich zu sagen“ und sie sind alle drei nicht unbedingt typische Sympathieträger. Chloé kommt aus reichem Hause und will sich trotz perfekter Noten und besten Chancen auf ein Elitestudium auch in der Schauspielerei verwirklichen. Bastien spielt seit frühster Kindheit den Clown für alle und muss nach und nach seine ernste Seite und vor allem seinen Weg im Leben finden. Und Neville ist verschlossen und zurückhaltend. Erst in verschiedenen Rollen blüht er auf – allerdings immer mit der Gefahr, dass er sich zu weit in das Spiel ziehen lässt. Sie alle drei haben Ecken und Kanten und haben mich gerade dadurch absolut überzeugt. Ich bin ihnen gerne durch die Handlung gefolgt, hab mit ihnen bei Rückschlägen gelitten und bei Erfolgen gefeiert, sodass schon bald vergessen war, dass es sich nur um Charaktere in einem Buch handelt.

Auch die Nebencharaktere können überzeugen. Bedingt durch die Perspektive bleiben einige von ihnen auf den ersten Blick recht eindimensional, aber zwischen den Zeilen deuten sich so viele Details an, dass trotzdem ein rundherum lebendiger Eindruck entsteht.


Aufmachung des Buches
Der Roman von Marie-Aude Murail hat ein thematisch passendes Cover erhalten. Das gebundene Buch ist auf Buchrücken und –rückseite in Rot gehalten. Auf der Front wird dieses Rot in Form eines Vorhangs zur Seite geschoben, so dass eine abstrakte Theaterbühne entsteht und der Vorhang in der oberen Hälfte gleichzeitig ein Gesicht formt. Zusammen mit dem verschnörkelten Titel ein sehr stimmungsvolles Bild, absolut gelungen.

Im Buchinneren werden die gespielten Theaterzitate durch Kursivstellung hervorgehoben und teilweise läuten auch passende Zitate die Kapitel ein.


Fazit
Marie-Aude Murail schrieb mit „3000 Arten Ich liebe dich zu sagen“ kein typisches Jugendbuch, sondern eine Hommage an das Theater, die Literatur an sich und die wichtige Phase des Erwachsenwerdens, in der ein jeder entscheiden muss, was das Leben ihm bringen soll. Liebevoll führt sie durch eine Geschichte, die mich trotz wenig Spannung von der ersten Seite an eingefangen hat – wunderschön!

4 Sterne


Hinweise
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