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„Du kennst den Preis?“ fragte der Schwarze Jäger. „Ja“, flüsterte der Mann. „Das Leben!“

In einem abgelegenen Dorf lebt der Außenseiter Mykar. Vom eigenen Vater und allen Dorfbewohnern verachtet, hat er nur einen Freund: Cay, den Sohn des Dorfpriesters. Als eine Reihe grauenvoller Verbrechen geschieht, machen die verzweifelten Bauern Mykar zum Sündenbock. Sie knüppeln ihn nieder und verscharren ihn im Wald – alle halten ihn für tot. Jahre später wird Cay des Mordes an einem Adeligen beschuldigt, nun ist für Mykar die Zeit gekommen zurückzukehren. Verbündete findet er in dem versoffenen Adeligen Justinius, dessen verrückter Magd Scara und einer geheimnisvollen Schönen. Keiner von ihnen ahnt, dass viel mehr auf dem Spiel steht als Cays Leben.

Daniel Illger legt mit Skargat ein atemberaubendes und facettenreiches Fantasydebüt vor.

 

Skargat Der Pfad des schwarzen Lichts 

Autor: Daniel Illger
Verlag: Hobbit Presse, Klett-Cotta Verlag
Erschienen: 21. Februar 2015
ISBN: 978-3-608-94642-0
Seitenzahl: 568 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mykar ist anders als alle anderen Dorfbewohner. Er kommt im "Jahr der Bösen Ernte", einem Jahr der Katastrophen zur Welt. Die Hebamme bezeichnet ihn auch gleich als das „böse Kind“ und sogar sein Vater ist überzeugt, dass sein Sohn von den Kobolden mit einem Wechselbalg, einem Skargat-Kind vertauscht wurde. So wächst Mykar als ungewolltes, ausgestoßenes Kind auf, das man mit einer morbiden Faszinition beobachtet. Als Mykars Mutter einige Jahre später normale Zwillinge gebärt, wird für den verfehmten Jungen das Leben im Dorf immer schlimmer. Einzig der Sohn des Priesters Cay, freundete sich mit dem Skargat-Kind an und schafft es damit, den Anfeindungen Mykar gegenüber einen Riegel vorzuschieben. Zumindest, solange er in der Nähe ist. Doch unter der ruhigen Oberfläche brodelt es, und als ein Mord geschieht, wird natürlich Mykar die Schuld daran gegeben weder der Priester noch Cay können verhindern, dass die Dorfbewohner an dem ausgestoßenen Jungen Selbstjustiz üben.
Der für tot gehaltene Mykar wird in den Wald geschleift und vergessen. Erst als Cay des Mordes an einem Adeligen beschuldigt wird und Hilfe braucht, tritt Mykar wieder in Erscheinung. In Begleitung des trinkfreudigen Adeligen Justinius und dessen verschrobenen Magd Scara macht er sich auf zur „Perle“ um Cay, der dort im Kerker sitzt und hingerichtet werden soll, zu helfen und gerät in ein Abenteuer, das wesentlich größer ist, als er es jemals vermutet hätte.

Die Idee und die Kombination von einer mittelalterlichen Fantasywelt in Verbindung mit Wiedergängern, Nekromaten, Wer- und anderen unheimlichen Wesen ist interessant und macht neugierig. Allerdings konnte, meiner Meinung nach, das Potential der Geschichte (noch) nicht ganz ausgeschöpft werden.


Stil und Sprache
Die Geschichte spielt in einer Mittelalterwelt - wie Federhut, Wams und Schwert zeigen - mit eingeflochtenen Fantasyelementen wie Hexen, der wilden Horde, Leichenfressern, Geistern und anderen Spukgestalten. Die Sprache liest sich durchaus modern und unkompliziert, und die eingeflochtenen historischen Bezeichnungen stellen den Bezug zum Mittelalter her.

Erzählt wird in der Story immer wieder in der Ich-Form aus den unterschiedlichen Sichtweisen von Mycar, Vanice und Justinius. Zum leichteren Mitverfolgen der Perspektivenwechsel steht unter der jeweiligen Kapitelüberschrift auch der Name der Person, aus deren Sicht gerade berichtet wird. Dieser Schreibstil macht die Geschichte natürlich abwechslungsreich und vielseitig, da jede Figur die Situationen etwas anders erzählt und man die Gefühle der Figur, die dadurch auch gleichzeitig charakterisiert wird, faktisch „live“ miterlebt.  
Möglicherweise wird nicht jeder Leser mit dieser Erzählweise glücklich sein, da so viele Perspektivenwechsel manchmal auch etwas verwirren und anfangs durchaus gewöhnungsbedürftig sein können. Der Schreibstil an sich liest sich interessant und ansprechend, allerdings wirkt er noch nicht ganz ausgereift. Es wäre daher bestimmt sinnvoll, die Leseprobe in Anspruch zu nehmen, denn so kann jeder Einzelne für sich selbst entscheiden, ob er/sie diesen Schreibstil mag, oder ob man mit dieser Art der Erzählung eher weniger anfangen kann.

Natürlich wird jeder Leser, der Klischees sucht, in diesem Buch auch welche finden. Trotzdem sorgt die Mischung aus viel Arm und wenig Reich, Vorurteilen, Götter- und Aberglauben - die für so eine mittelalterlich anmutende Zeit und einen niedrigen bis nicht vorhandenen Bildungsstand als typisch angesehen werden - gemischt mit Gier und Neid, inklusive einer gut eingefädelten Intrige, für Spannung. Das passt gut zur erschaffenen Welt und zum Genre, sodass sich Fantasyleser gleich Zuhause fühlen werden. Wesen wie Nekromanten, Hexen, Geister, Leichenesser uvm. würzen die Geschichte zusätzlich mit Spannung.

Das Buch gliedert sich in drei Teile, die jeweils mit einem kursiv geschriebenen Prolog, aus Sicht des allwissenden Erzählers beginnen, der – ebenso wie der Epilog am Schluss - eine Szene der Wilden Horde zeigt.Die einzelnen Szenen wurden lebendig und gut vorstellbar beschrieben, allerdings zerfasert sich der Hauptstrang der Handlung immer wieder in Einzelheiten und Nebenerzählungen. Das splittet die Geschichte etwas auf, verlängert sie dadurch auch und nimmt so teilweise auch etwas an Spannung und Tempo heraus. Vor allem, da man oft nicht ganz erkennt, inwieweit diese Längen und Details wirklich wichtig für den Verlauf der Story sind. Es tauchen auch immer wieder neue Mysterien auf und für jedes Rätsel, das aufgelöst wird, poppt ein neues Geheimnis auf, sodass am Ende der Erzählung durchaus noch etliche Fragen offen bleiben. 


Figuren
Mykar, ein mysteriöser Junge, der von den Dorfbewohnern gefürchtet, später nahezu getötet wird und den ein großes Mysterium umgibt. Danje, ein Hexenkind, mit der sich Mykar angefreundet hat und dessen Schädel er nun mit sich herumträgt, seit sie mit ihren Eltern aus Vergeltung ermordet wurde. Aiona die Hexe hat einerseits Danjes Tod und den ihrer Eltern zu verantworten, andererseits versucht sie Mykar zu helfen. Cay freundet sich mit Mykar an, wird später verhaftet und steht unter Mordanklage. Justinius ist ein verarmter, fauler Adeliger, der mit seiner oft verwirrten und verschrobenen Magd Scara auf einem verfallenen Landsitz wohnt. Vanice ist eine geheimnisvolle, wohlhabende Schöne, die Mykar ebenfalls hilft. Rudrik, der "Schwarze Jäger" und die "Wilde Horde" sind nur einige der Antagonisten, die gegen Mykar und alle „Guten“ agieren. Sie sind brutal, gnadenlos, verflucht und böse.

Die Figuren haben ein mehr oder weniger freiwillig angepeiltes Ziel und sind unterschiedlich motiviert, dieses Ziel zu erreichen. Oft handeln sie auch gezwungenermaßen aus der jeweiligen Situation heraus, wobei das Hauptaugenmerk natürlkich auf dem Protagonisten Mykar liegt


Aufmachung des Buches
Das Coverbild des broschierten Romans passt zum Genre und auch ganz gut zum Thema. Der Buchrückentext gibt einen kurzen Einblick in die Geschichte, kann die Essenz der Story aber nicht ganz fassen.
Der Roman ist in drei – deutlich von einander abgegrenzte – Teile aufgesplittet, die jeweils mit einem Prolog beginnen, der sich um die Antagonisten dreht. Die Kapitel sind unterschiedlich lang und  mit einer zusammenfassenden Überschrift versehen. Ein Epilog schließt den Roman ab. Zur besseren Orientierung wurde auch eine Karte Ebera im Buch eingefügt. Ganz am Schluss gibts auch noch eine Danksagung des Autors.


Fazit
Das Buch ist eine spannende Fantasygeschichte, bei der die Meinungen der Leser bestimmt etwas auseinander gehen werden. Der Schreibstil mit den vielen Perspektivenwechseln und Nebenhandlungen wird den Lesern entweder total zusagen oder sie etwas nerven. Daher würde ich empfehlen, die Leseprobe in Anspruch zu nehmen um festzustellen, ob der Schreibstil den persönlichen Vorlieben entspricht.

 

3 5 Sterne


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