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Gens Tochter kam vor acht Jahren tot zur Welt. Nun steht eine fremde Frau vor ihrer Tür und behauptet, dass sie lebt. Dass alle bei der Geburt Anwesenden gekauft waren, damit jemand Gen ihr Baby wegnehmen konnte. Zunächst hält Gen das für einen geschmacklosen Scherz. Aber etwas in ihr sagt ihr, dass die Frau die Wahrheit sagt, und eine trügerische Hoffnung keimt in ihr auf. Aber wer sollte so etwas tun, falls es tatsächlich wahr ist? Es kann nur jemand aus ihrem engsten Umfeld gewesen sein ...

 

Seit du tot bist 

Originaltitel: Close my eyes
Autor: Sophie McKenzie
Übersetzer: Ursula Pesch, Friedrich Pflüger
Verlag: Heyne
Erschienen: Mai 2013
ISBN: 978-3453410442
Seitenzahl: 480 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Obwohl bereits acht Jahre vergangen sind, leidet Gen immer noch unter dem Verlust ihrer Tochter. Diese kam tot zur Welt und alle Versuche, danach noch ein Kind zu bekommen, scheiterten. Noch immer verfolgen sie Träume von ihrer Tochter und was aus ihr hätte werden können und obwohl sie einen sie liebenden Mann und gute Freunde hat, stagniert ihr Leben seit diesem Tag. Doch dann steht eines Morgens eine Fremde vor ihrer Tür und reißt sie aus ihrer Lethargie: Ihr Kind soll überlebt haben – jemand nahm es ihr weg. So unrealistisch das auch erscheint, beginnt Gen doch nachzuforschen. Eine unerklärliche Zahlung auf dem Konto ihres Mannes, ein Arzt, der sich plötzlich zur Ruhe setzen konnte und eine Zeugin, die überfahren wurde. Die Ungereimtheiten häufen sich und je mehr Gen nachforscht, umso deutlicher wird es: Man hat sie seit Jahren belogen und irgendwer ist bereit, für diese Lügen zu töten.

Das eigene Kind zu begraben ist wohl die größte Angst aller Eltern und Sophie McKenzie baut um dieses Horrorszenario einen spannenden Thriller auf. Der Verrat durch nahe Vertraute, die Angst vor der Wahrheit und schließlich ein unerwartet schockierendes Ende – gute Unterhaltung also für alle Thriller-Fans.


Stil und Sprache
Nach einem gewohnt unverständlichen Prolog wird die eigentliche Handlung von „Seit du tot bist“ von Gen in der ersten Person erzählt. Die so entstehende Nähe zwischen der Protagonistin und dem Leser erleichtert den Einstieg in die Geschichte und baut die Sympathie für die Hauptfigur auf, die das Buch größtenteils trägt. Alles beginnt absolut normal und obwohl Gens Schmerz deutlich wird, hat man den Eindruck, eine ganz normale Familie zu beobachten. Doch nach und nach bekommt die Idylle Risse und gleichermaßen steigt die Spannung. Leider ist das jedoch nur ein kurzes Aufbäumen, denn dann passiert erst mal eine ganze Weile nichts mehr. Eine Geburtstagsparty, ein paar Verdachtsmomente, viel mehr wird nicht geboten und zwischenzeitlich schaut man durchaus nochmal auf dem Cover nach, ob es sich wirklich um einen Thriller handelt. Zum Glück baut sich dann aber doch nach und nach wieder die lange vermisste Spannung auf und Gens Geschichte nimmt Fahrt auf. Die Nachforschungen spitzen sich zu und münden in einer lebensbedrohlichen Finalszene, die den Leser bis zur letzten Seite fesseln kann. Wenn man aufmerksam gelesen hat, kommt der Gegner am Schluss allerdings nicht ganz unerwartet und auch die Motive kann man sich in den Grundzügen durchaus zusammenreimen. Spannend ist der Ausgang trotzdem, es fehlt mir allerdings der große Überraschungsmoment.

Der sollte wohl in der zweiten Handlungsschiene eingebaut werden. In dieser berichtet ebenfalls in der ersten Person ein Kind von seinen Erlebnissen. Was anfangs absolut unzusammenhängend erscheint, wird am Ende geschickt mit der Haupthandlung verknüpft. Soweit, so gut – doch dann kommen die letzten beiden Seiten des Buches. Für einige sicher die ersehnte finale Überraschung – der Thriller-Schock-Effekt. Für mich ist sie leider einfach nur unglaubwürdig und ruiniert den ganzen Schluss. Schade, denn bis dahin hat das Buch mich durchaus gut unterhalten.

Der Schreibstil von Sophie McKenzie passt zu einem Thriller. Sie verleiht ihrer Protagonistin eine passende Stimme und kann insbesondere die Selbstzweifel und Ängste von Gen sehr gut transportieren. Auch die actionreichen Szenen zum Schluss werden glaubwürdig wiedergegeben.


Figuren
Gen versucht mit dem Leben weiterzumachen, aber es gelingt ihr einfach nicht. Der Verlust ihres Kindes, bevor sie es auch nur einmal im Arm halten konnte, hat tiefe Spuren hinterlassen und ihr Leben scheint seitdem im Leerlauf zu bleiben. Erst die schockierende Nachricht einer Fremden rüttelt sie auf und der Leser kann in der Folge beobachten, wie aus der schwachen, passiven Frau eine Kämpferin wird. Gens verzweifelte Suche und der Wille, sich und ihr Leben dafür aufzugeben, sind der Autorin sehr glaubwürdig gelungen. Nicht zuletzt ist es die so entstehende Sympathie für Gen, die das Buch bis zum Schluss interessant hält.

Im Laufe der Handlung wird Gen von mehreren Nebenfiguren begleitet, die sich phasenweise zu ihr gesellen und in den Vordergrund spielen. Auch diese wirken durchaus realistisch, sind mir aber an mancher Stelle zu stereotyp. Dieser Eindruck entsteht vor allem, weil man über die Hintergründe der Handlungen ein bisschen zu wenig erfährt. Am deutlichsten ist das beim finalen Gegner des Buches. Erstens ist die Person wie bereits erwähnt durchaus vorhersehbar und zweitens bleiben die Motive weitestgehend im Dunkeln. Man erfährt, wie es zu der Tat kam, aber bis auf ein paar plakative Einzelheiten keine weiteren Details zu den Hintergründen. Dadurch wirkt die Tat unmotiviert und nur böse um des Bösen willen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist bereits auf den ersten Blick als Thriller zu erkennen, denn es weist das mittlerweile typische Farbspektrum auf: weißer Hintergrund mit schwarzer Schrift und roten Akzenten.  Obwohl außer dem Titel eigentlich nichts abgebildet ist, ist das Cover auffällig, insbesondere die roten Akzente, und springt im Buchladen sofort ins Auge. Also durchaus passend, allerdings ein solches Standard-Cover für einen Thriller, dass es fast schon langweilig wirkt.


Fazit
Sophie McKenzie wählt eine der Horrorvorstellungen jeder Mutter als Ausgangsszenario und setzt diese mit einer wilden Hinweisjagd gekonnt in Szene. Für Spannung ist also gesorgt und „Seit du tot bist“ ist ein durchaus lesenswerter Thriller, allerdings hebt er sich für meinen Geschmack nicht deutlich genug von der breiten Masse an Thrillern auf dem deutschen Markt ab und ist auch ein wenig vorhersehbar.


3 Sterne


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