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Der alljährlich stattfindende Maskenball endet für zwei Mitglieder der Adelsfamilie Ekeblad tödlich. Zunächst deutet alles auf eine Erbstreitigkeit hin, aber dann erfährt Kommissarin Karin Adler von der erschütternden Klageschrift einer jungen Frau, Metta Fock, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Mord an ihrem Mann und ihren zwei Kindern vorgeworfen wurde. Als Opfer einer Intrige saß sie viele Jahre unschuldig hinter den dicken Mauern der Festung Carlsten und bezahlte am Ende mit ihrem Leben. Will nun jemand Rache für ein altes Unrecht?

 

Die Gefangene von goeteborg 

Originaltitel: Mercurium
Autor: Ann Rosman
Übersetzer: Wibke Kuhn
Verlag: Rütten & Loening
Erschienen: 08/2014
ISBN: 978-3352008771
Seitenzahl: 464 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ja, es geht um Mord. Aber nicht in erster Linie. In erster Linie erzählt dieser Roman – ich schreibe bewusst nicht „Krimi“ – die tragische Geschichte einer selbstbewussten Frau zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Metta Fock wurde mit einem Mann verheiratet, der geistig zurückgeblieben ist und lebt nun mit ihm auf einem kleinen Gutshof. Viele Dinge, die eigentlich Männersache sind, muss sie selbst erledigen, bekommt aber Hilfe von einem Nachbarn, der prompt in den Verdacht gerät, ihr Geliebter zu sein. Als kurz nacheinander zwei von Mettas Kindern und dann auch ihr Mann sterben, wird Metta des Mordes angeklagt und in Beugehaft genommen, als sie nicht gestehen will.

Die einzige Verbindung zum aktuellen Fall der Kommissarin Karin Adler ist Carlsten, die Festung, in der Metta – die es im Übrigen wirklich gegeben hat – einsaß und die heute als Touristenattraktion gilt. Hier findet der Maskenball statt, bei dem zwei Mitglieder der Familie Ekeblad sterben. Jener Familie Ekeblad, die angeblich schon damals die Intrige rund um Metta Fock gesponnen haben soll. Karin Adler stößt bei ihren Ermittlungen zwar auf den Zusammenhang, aber so zentral wie im Rückentext des Buches dargestellt, ist diese Erkenntnis dann doch nicht.

Wie schon im letzten Fall wird der Krimi in der Gegenwart deutlich von der historischen Geschichte überlagert und tritt über weite Strecken sehr in den Hintergrund. Da mangelt es dann immer mal an Spannung in der Gegenwart und der historische Teil ist deutlich dramatischer.


Stil und Sprache
In jedem Kapitel wechselt Ann Rosman die Erzählperspektive und bedient sich hierzu immer der Figur, die gerade etwas Wichtiges zu erzählen hat. In der Vergangenheit ist das überwiegend Metta Fock, aber auch andere kommen zu Wort. In der Gegenwart erzählen ebenfalls verschiedene Personen jeweils ihren Part in der dritten Person und setzen so ein Bild zusammen, das der aufmerksame Leser durchaus auch vor den Ermittlern vollständig vor Augen haben kann, weil sich ihm einfach einige Zusammenhänge schneller erschließen.

Wie schon angedeutet, ist Spannung nicht das zentrale Thema dieses Krimis, mehr und mehr gewinnt man den Eindruck, dass Ann Rosman die historischen Details immer mehr am Herzen liegen. Die Zusammenhänge zum aktuellen Fall wirken da schnell ein bisschen dürftig und allzu konstruiert. Trotzdem liest man sich schnell durch die Geschichte, denn interessant ist sie trotzdem und gut geschrieben noch dazu. Ann Rosman gelingt es, die Vergangenheit zum Leben zu erwecken, sie schreibt einfühlsam und flüssig, verschnörkelt sich nicht und so ist man am Ende doch zufrieden mit der Geschichte.


Figuren
Die spannenden Charaktere sind ein zentrales Element in Ann Rosmans Büchern und machen mir generell viel Spaß, dieses Mal gelingt der Autorin der Spagat zwischen den Zeitebenen jedoch nicht so gut wie gewohnt. Im historischen Teil wie auch in der Gegenwart hätte ich mir etwas mehr Tiefe bei den Figuren gewünscht, besonders Metta Fock hätte mehr Potential gehabt. Durch die starke Aufsplittung der Geschichte kommen irgendwie alle ein bisschen zu kurz, auch Karin Adler kann man kaum mehr als Protagonistin bezeichnen. Schade, hier müsste sich die Autorin bald entscheiden, welches Genre sie bedienen will mit ihren Romanen.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Buch ist wie die beiden Vorgänger in Klappbroschur aufgemacht. Das Cover zeigt einen goldenen Abendhimmel und die Silhouette eines Festungsturms, der aber nach meinen Recherchen nicht zur Festung Carlsten gehört. Innen gibt es 35 große Kapitel, die wiederum mehrfach unterteilt sind sowie ein umfangreiches Nachwort der Autorin, in dem sie auf die historischen Fakten zu Metta Fock und ihrer Geschichte eingeht.


Fazit
Nicht so richtig Krimi, nicht so richtig historischer Roman, das ist Die Gefangene von Göteborg. Wer gern historische Ereignisse mit aktuellen Kriminalfällen verknüpft, wird das Buch trotzdem gern lesen, nur zu viel Krimi-Feeling darf man nicht erwarten.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Tochter des Leuchtturmmeisters
Band 2: Die Tote auf dem Opferstein
Band 3: Die Wächter von Marstrand

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