Smaller Default Larger

Japan 1983: Nanami schwärmt für alles was aus England kommt, vor allem für britische Punkbands wie Public Image Limited und versucht den DJ aus dem Musik-Café mit Mixtapes zu bezirzen. Während ihre Mutter eine zeitlang im Ausland arbeitet, lebt sie allein mit ihrem Großvater ... und das macht ihr Leben wahrlich nicht einfacher! Statt sich um den rebellischen Teenager zu kümmern, verwettet der lieber das Haushaltsgeld oder geht einer attraktiven Betrügerin auf den Leim. Nanami muss mehr als ein Mal Verantwortung übernehmen - und wächst an ihren Aufgaben.

Vor der Post-Punk-Kulisse der 1980er Jahre beschreibt Mari Yamazaki mit komisch sensiblem Charme die Konfrontation zweier Generationen - und lässt offen, wer der wahre Punk und Rebell im Herzen ist.

 

PIL 

Originaltitel: PIL
Autor: Mari Yamazaki
Übersetzer: John Schmitt-Weigand
Illustration: Mari Yamazaki
Verlag: Carlsen Verlag
Erschienen: August 2014
ISBN: 978-3-551-78600-5
Seitenzahl: 192 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Verlagsempfehlung)


Die Grundidee der Handlung
Die Junge Nanami ist von allem was aus England kommt, begeistert. Ganz besonders vom Punk. Deshalb ist es auch ihr Ziel, einmal nach England zu reisen, um dort zu arbeiten oder gar zur Schule zu gehen. Leider ist ihr Großvater, bei den sie derzeit wohn,t keine große Hilfe, da er immer wieder das gemeinsame Geld auf den Kopf haut und von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt.

Mit einer sensiblen Gelassenheit erzählt Mari Yamazaki die Geschichte der beiden Protagonisten Nanami und Tokushiro, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Unterstützt wird dieses durch die einfachen, aber perfekten Zeichnungen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
PIL lebt definitiv von den beiden Hauptcharakteren. Auf der einen Seite porträtiert die Autorin das Leben der jungen Punk-Interessierten Nanami und auf der anderen das des rüstigen Großvaters Tokushiro. Man bemerkt schnell, dass Nanami in der Familie die Zügel in der Hand hält bzw. halten muss, da der Großvater immer wieder dazu neigt, Dummheiten anzustellen.

Nanami ist eher der abgeklärte Typ, der weiß was sie will. Sie ist ehrgeizig und selbstbewusst, was sie nicht übertrieben zur Schau stellen muss. Sie wird mit großen runden Augen und einen abgerundeten Kinn gezeichnet. Da sich Nanami im Laufe der Geschichte eine Glatze schneidet, wirkt sie bisweilen etwas männlich, sollte man sie von weitem oder von hinten sehen. Dennoch ist es Mari Yamazaki gelungen, Nanamis Gesicht trotz der Schwarz-Weiß-Zeichnungen so aussagekräftig zu zeichnen, dass kein Zweifel an ihrem "Frau-Sein" besteht. Nanami reagiert auf Autorität mit rebellischem Konter und ist so für die ein oder andere Überraschung zu haben.

Ein manchmal hitzköpfiger Gegenpol ist Tokushiro. Dieser wird von der Illustratorin bewusst markant und mit Brille gezeichnet. Auch hier kann sie mit einer ausgefallenen Idee punkten. So skizziert sie den Großvater konsequent mit Brille, was dazu führt, dass man seine Augen nie zu Gesicht bekommt. Trotzdem gelingt es ihr, einen charakterstarken Mann mit viel Ausdruck und Aussagekraft zu illustrieren. Tokushiro neigt immer wieder dazu, die Familie in arge Geldnot zu bringen und auch Betrüger haben bei ihn leichtes Spiel. Dies führt oft zu Streitigkeiten mit Nanami.

Ein weiterer Pluspunkt ist das Wechselspiel der beiden Charaktere. So ist es immer wieder ein buntes hin und her der einzelnen Probleme und Wünsche, und geschickt zeigt Mari Yamazaki, wie die jeweilige Generation auf den anstehenden Konflikt reagiert. Hier entsteht ein herrlicher Austausch, wobei mal der Großvater Nanami und mal Nanami ihren Großvater etwas beibringen kann. Ein gelungenes Porträt über das Zusammenleben zweier Generationen.

Trotz der teilweise einfachen Grafiken sind die Charaktere wohl durchdacht und präzise gezeichnet. Mari Yamazaki bedient sich besonders der feinen Linien und kommt wunderbar mit der Facettenvielfalt von schwarz und weiß aus. Des Weiteren gibt es zahlreiche Hintergrundbilder, die ebenfalls durch schlichte Eleganz zum Comic beitragen.

Texte und Dialoge sind konsequent gut geschrieben und werden nie zu viel oder zu langweilig. Der Comic wird außerdem durch Soundwörter in deutscher Sprache unterstützt und gerade angeordnete Panels und situationsbedingte Sprechblasen runden die Graphic Novel ab.


Aufmachung des Comics
PIL erscheint im matten Glanz auf etwas härterem Papier (Softcover). Der Umschlag des Buches ist elastisch und bleibt knickgeschützt. Das Cover zeigt Nanami und ihren Großvater vor der englischen Nationalflagge. Nanami hat kurzes haar und lächelt, ebenso ihr Großvater. Unten Links steht der Verlag und oben mittig prangen die drei großen Lettern "PIL" sowie der Name der Autorin.

Die Rückseite zeigt ein gezeichnetes Tape der Punkband PIL, sowie den ausführlichen Buchrückentext und ein Kommentar. Auf der ersten Seite im Buch gibt es eine farbige Seite die Nanami und Tokushiro zeigt.


Fazit
Mit Leichtigkeit und Eleganz verschmelzt Mari Yamazaki ihr zeichnerisches Talent und ein erzählerisches Niveau, welches ganz hoch angesetzt werden sollte. Die gegensätzlichen Charaktere und die wunderbaren Abschnitte aus deren Leben verschaffen den Leser ein Lesegenuss hoch zehn.


4 5 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo