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Wann hat dieser bescheuerte Prinz es nur geschafft, aus "Was für ein aufgeblasener Vollidiot" ein "Der hat was ..." zu machen? Möge der Kelch an mir vorübergehen. Ich bin doch überhaupt kein Typ für diesen "Der hat was ..."-Unsinn!

Ly chaotisch, fast 16 und ungeküsst ist stolze Gründerin einer Heavy-Metal-Band und so ganz und gar nicht zur Prinzessin geeignet. Bis sie sich im Körper einer Königstochter wiederfindet. Mit den schönsten Mädchen der Märchenwelt soll sie nun um das Herz des hiesigen Prinzen kämpfen. Damit hat Ly allerdings wenig am Hut. Von ihrer rockigen und rosarot-untauglichen Art bekommt nicht nur der Zeremonienmeister einen Blutsturz, damit haut sie auch den glorreichen Prinzen glatt von seinem edlen Gaul weg. Intrigen, Flüche (uralte und "What the fuck") sowie zerronnene Wimperntusche stehen prompt an der Tagesordnung. Wird Ly den Weg zurück in ihren Körper finden, der allem Anschein nach in einen hundertjährigen Schlaf gefallen ist?

Olga A. Krouk schreibt Urban und Romantik Fantasy, Romantik Thrill und Jugendbücher. Ewiglich ... Dornröschen? Kiss my ass! Ist ihr erster Roman bei U-Line. 

 

Ewiglich  

Autor: Olga A. Krouk
Verlag: U-Line Anti-Pop
Erschienen: 24. November 2014
ISBN: 978-3944154305
Seitenzahl: 176 Seiten

 

Die Grundidee der Handlung
Ly landet unvermutet im Märchenland, einer parallelen Realität, und muss gleich mit einer wild gewordenen „alten“ Dame und einer lebendigen Dornenhecke kämpfen. Ehe sie sich versieht, soll sie auch noch beim Prinzessinnen-Casting um einen, oder besser, den Prinzen des Königreichs Urania kämpfen. Kulturschock und Fettnäpfchen-Alarm sind da eigentlich vorprogrammiert. Gleichzeitig muss sie feststellen, dass ihr eigentlicher Körper in ihrer Realität im Krankenhaus im Koma liegt und ihr Vater in großer Sorge um sie ist. Ein Happy End wird es geben, aber bis es soweit ist, warten noch allerhand Intrigen, Abenteuer und ein "Zauberduell" auf sie.

Verstehen wir heutige Menschen noch die Botschaft(en) der Märchen? Kann ein Märchen überhaupt noch zeitgerecht erzählt werden? Olga A. Krouk stellt sich dieser Aufgabe mit viel Witz, Humor und zeitweisem Tiefgang. Ihre Version von "Dornröschen" gemischt mit einigen anderen Märchen(-Motiven) finde ich gelungen und hat mich oft schmunzeln lassen. 


Stil und Sprache
Lyana lässt es sich nicht nehmen und erzählt ihre Geschichte selbst, meistens ziemlich schnoddrig, aber auch einfühlsam und leise, mal in kurzen Sätzen, mal ausführlicher. Ihre eigenen Gefühle versteckt sie häufig hinter einer coolen Fassade und einem ironischen Kommentar - ihre Methode mit eben jenen umzugehen. Gespickt ist die Erzählung mit sehr vielen Anspielungen auf diverse Märchen (z.B. Aschenputtel, Die sechs Schwäne) sowie auf populärkulturelle Phänomene – TV-Serien (z.B. "Sherlock", "Der Bachelor"), Filme ("Star wars") und Bücher wie z.B. "Per Anhalter durch die Galaxis". Auch die Lieder, die erwähnt werden, passen immer zur Situation, z.B. wünscht sie sich im Koma liegend, "Paranoid" von Black Sabbath. Es schadet nicht, sich auch mit den Lyrics der Songs auseinander zu setzen.

Während zu Beginn der Geschichte die Slapstickmomente überwiegen, wandelt sich die Story zu einer ziemlich düsteren Familiengeschichte, was sich auch im ruhigeren Erzählton bemerkbar macht. Auch werden ihre flapsigen Kommentare seltener, aber sie spiegeln weiterhin ihre Innenwelt wider. Spannende Fragen gibt es von Anfang an: Muss Ly im Märchenland bleiben? Wer kriegt den Prinzen? Diese sind aber nicht wirklich innovativ und so mischt Krouk noch eine gehörige Prise Thriller hinein, die die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhält. 


Figuren
Mit Lyana hab ich mich gleich wohlgefühlt. Ihre schnoddrige Art gefiel mir sofort, auch ihr Mut, ihre Geistesgegenwart und ihre Hilfsbereitschaft, die aber nie grenzüberschreitend ist, haben mir gut gefallen. Einschränkend muss ich aber sagen, dass es ihr durch ihr "cooles" Gehabe relativ lange gelingt, ihre Gefühle zu verbergen und man schon genau hinspüren muss, um zu erkennen, was sich da im einzelnen in ihrem Inneren abspielt. Erst mit der vorübergehenden Rückkehr in ihren eigenen Körper erfährt man mehr über sie und beginnt zu verstehen, wieso sie so ist, wie sie ist.

Der Prinz ohne Namen, hat es mir da schwerer gemacht. Sein Leben bis zur Brautschau wird nur kurz skizziert und so bleibt doch immer ein wenig Distanz zu dieser Figur, zumal er auch reichlich erwachsen dargestellt wird. Er war mir einfach zu perfekt; sein Traumprinzenimage ist er nicht wirklich losgeworden.

Zu den Nebenfiguren ist zu sagen, dass diese meist nur gestreift werden, sofern es sich um Märchenland-Bewohner handelt. Man kann sie sich aber dennoch gut vorstellen. Wirklich ausgearbeitet wird nur Nelli/Pia – Lys Freundin, die als Person auch im Märchenland existiert, wenn auch mit leicht abgewandeltem Charakter. Ihren Vater und seine Lebensgefährtin Emilia hat die Autorin mit mehr Persönlichkeit ausgestattet, genug, um ermessen zu können, wieso  Ly unbedingt in ihr Leben zurück möchte. 


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch bietet der Verlag in zwei Versionen an – einmal in Schwarz, das andere Mal in weißer Farbe. Ein interessante Idee. Mir liegt die weiße Variante vor und der Blick fällt hier sofort auf die Rückseite einer jungen Frau und den Schriftzug "Metal". Dann entdeckt man die rote Rose und schließlich den Titel "Ewiglich ...Dornröschen?"; Rose, Dornröschen, Metal – besser könnte man auf den Inhalt nicht hinweisen.

Erstaunt hat mich, dass die Autorin Daniel Goeudevert zitiert, noch ehe die Geschichte beginnt. Einen Automanager hätte ich jetzt nicht mit ChickLit in Verbindung gebracht, aber so ist dieses Buch eben, immer für eine Überraschung gut. In einem kurzen Anhang nennt die Autorin ihre Quellen z.B. eine Internetseite zu SMS-Abkürzungen. 


Fazit
Dornröschen mal anders, witzig, spritzig und mit dem einen oder anderen Denkanstoß. Wer es allerdings wirklich genießen will, sollte sich mit Märchen und Pop-Kultur im allgemeinen etwas auskennen.


4 Sterne


Hinweise
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