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Mitten in Deutschland: verborgene Welten, verlassene Gemäuer, vergessene Ruinen, verwunschene Orte. Magische Möglichkeiten für abenteuerlustige Fotografen. Morbide Locations für ausgefallene Fotos. Geheimnisvolle Kultorte. Faszination des Verbotenen. Die Schönheit des Verfalls. Zeit für Entdeckungen.

Wie man Lost Places und mystische Motive findet, ihre morbiden Reize mit der Kamera konserviert und aus den Rohdaten per Computer perfekte Bilder entwickelt, erfahren angehende und geübte Urban Explorer in diesem Buch, das zudem Tipps gibt, wie man in diese aufregenden Paralleluniversen legal hinein und auch heil wieder heraus kommt.

 

Shooting Lost Places 

Autor: Charlie Dombrow
Verlag: Franzis
Erschienen: Oktober 2014
ISBN: 978-3-645-60337-9
Seitenzahl: 256 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Bereits das Vorwort gibt einen ersten Eindruck von Charlie Dombrows Leidenschaft, die er mit einer ganzen Szene teilt: mystische, verborgene und verlassene Orte aufzufinden und zu fotografieren, die marode Atmosphäre dieser Lost Places einzufangen. Schon sehr früh begegnet einem der Begriff „Urbex“, eine Abkürzung für „Urban Explorer“ (zu Deutsch: Stadtforscher bzw. –entdecker), welcher die Szene gut umschreibt.
Dombrows Reise durch die Welt geheimnisvoller oder verlassener Orte beschränkt sich auf Deutschland, es werden aber Orte und Plätze aus den verschiedensten Regionen und Bundesländern vorgestellt. Bei weithin bekannten Touristen- oder Wallfahrtszielen, wie dem Teufelstisch im Pfälzerischen Wald, der Heidelberger Schlossruine oder den Externsteinen im Teutoburger Wald benennt der Autor seine Motive offen, im Übrigen hüllt er sich aber – passend zu der Szene von Lost Place-Besuchern, die versuchen, diese Orte durch Geheimhaltung vor Vandalismus und Zerstörung zu schützen – in Schweigen und gibt die meisten Standorte der von ihm gebannten Motive nicht preis. Wer hier auf einen Katalog diverser Lost Places mit Orts-, Straßen- oder GPS-Angaben gehofft hat, wird nicht auf seine Kosten kommen.

In 15 Kapiteln führt Dombrow durch sein Werk, erzählt von seiner Leidenschaft dieser Fotografie aufgegebener, verfallender und maroder Orte, von denen verschiedenen, an solchen Orten – im Positiven wie im Negativen – Interessierten, vom Codex der Urbexer, juristischen und reellen Gefahren und der richtigen Ausrüstung. Er spricht die Recherche und Vielfalt von Locations, verschiedene Aufnahmetechniken, aber auch das Thema Composing an. In einem Kapitel lässt er den Leser bei einigen Projekten über seine Schulter schauen, in einem anderen sind drei Interviews mit bekannten Urbex-Fotografen zu finden. Ein eher grob formulierter Abschnitt zur Bildbearbeitung – wer hierzu mehr wissen möchte, muss zu anderweitiger Fachliteratur greifen – findet sich ebenfalls, abgerundet wird das Buch mit einer Sammlung interessanter Links, einer Danksagung und einem Index.

Passend zu diesem Genre der Fotografie ist die Gestaltung des Buches modern erfolgt. Fast auf jeder Seite finden sich Bilder und Aufnahmen, die mit kurzen Angaben der Kameradaten, groben Bearbeitungsangaben, sowie kurzen Erläuterungen oder Zitaten versehen sind. Demgegenüber stehen in der ersten Hälfte des Buches – verglichen zu anderen, klassischen Fotofachbüchern – verhältnismäßig kurze Textanteile, die in wenigen Absätzen prägnant auf das Thema eingehen. Diese Passagen fügen sich mal in transparente, weiße oder schwarze Textfelder und / oder in die Fotografien ein, während die Ränder nicht selten grafisch ausgefranst oder „zersplittert“ sind, was den Inhalt und seine Atmosphäre noch einmal hervorhebt. Aufgrund dieser Text- / Bildaufteilung liest sich das Buch ausnehmend flott. Abschnittweise und abhängig von den besprochenen Themen wandelt sich das Verhältnis dann aber, und die Textanteile nehmen deutlich zu.

Gelegentliche Zitate und Auszüge aus Wikipedia ergänzen Teile des Textes, ansonsten spiegelt das Buch aber Charlie Dombrows Einstellungen, Erfahrungen und Ratschläge wieder. Die lesen sich offen, unterhaltsam und mitunter voller Ironie, auch tauchen gelegentlich umgangssprachliche Begriffe wie Fontanelle, Placken oder Latschen wieder. Das macht den Autor sympathisch. Zugleich ist sein Stil fachkundig und gut recherchiert. Dombrow nimmt jedoch kein Blatt vor den Mund, so überrascht die klare und deutliche Stellung des Autors gegenüber Vandalismus und dummer  Zerstörungswut an Lost Places ebenso wenig, wie gegenüber behördlicher und nicht seltener Regelungsflut und abhaltender Maßnahmen, die sich an und um viele Lost Places finden. Immer wieder tauchen daher kleine Spitzen gegen Behörden und Politik auf. Trotzdem verzichtet er auf völlige Einseitigkeit und weist durchaus auf Gefahren – sowohl für, als auch durch Besucher von Lost Places –, auf die rechtliche Situation, mögliche juristische Folgen und das eigene Risiko beim Besuch dieser Orte hin. In diesem Zusammenhang spricht er mehrfach den Haftungsausschluss für Eigentümer an, die eventuell eine Zugangserlaubnis zu verfallenden Gebäuden aussprechen – wie diese jedoch aussieht oder formuliert werden kann, findet man hier nicht.

Charlie Dombrow richtet sein Buch an Urbex-Fans, Abenteurer und vor allem an fortgeschrittene Fotografen mit Erfahrung im Umgang mit der eigenen Kameraausrüstung. Wie er richtig darstellt, eignet sich der Einstieg in die Lost Place-Fotografie zwar auch für unerfahrene Fotografen, wenn es um gesicherte, öffentliche Ziele geht, wer sich jedoch in längst verlassene, verschmutzte und nicht immer ungefährliche Gebäude begibt, sollte bereits über Fotoerfahrung verfügen, um nicht von der Bedienung der Ausrüstung von möglichen Gefahren abgelenkt zu werden.


Aufmachung des Buches
Der Franzis-Verlag hat Shooting Lost Places als Softcover-Ausgabe mit Klappbroschur aufgelegt. Die Verarbeitung ist tadellos, so sind nach dem ersten Lesen nahezu keine Gebrauchsspuren zu finden. Auch die Materialwahl und Druckqualität ist einwandfrei. Die Gestaltung des Inhalts – ist wie beschrieben – peppig und modern, was sehr gut zum Thema passt.

Für die Hälfte des Kaufpreises der gedruckten Fassung bietet der Verlag das Buch auch als Download-Variante auf seiner Homepage an.


Fazit
Charlie Dombrow lädt zu einer Reise an geheimnisvolle, verlassene und nicht immer ungefährliche Orte, zu Sinnbildern des Niedergangs und Verfalls ein. Fachkundig und zugleich unterhaltsam geschrieben, bringt dieses Buch dem Leser den Reiz dieser „Lost Places“ nahe.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

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