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Kategorie: Krimis

Marseille: In einem Naherholungsgebiet wird die Leiche einer blinden jungen Frau gefunden. Sie wurde brutal ermordet. Man weiß nicht viel über sie - nur dass sie in einem Zirkus ganz in der Nähe gearbeitet hat. Zur selben Zeit in Stockholm: In seinem Haus in Rotebro erhängt sich der Zollbeamte Bengt Sahlmann. Zunächst sieht alles nach Selbstmord aus. Doch schnell findet die Polizei heraus, dass dies nicht stimmen kann - obwohl alles darauf hindeutete. Zwei Fälle, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Zwei Morde, an deren Aufklärung Polizeianwärterin Olivia Rönning und der ehemalige Kriminalkommissar Tom Stilton ein jeweils ganz privates Interesse haben ...

 

Die dritte Stimme 

Originaltitel: Den tredje Rösten
Autor: Cilla und Rolf Börjlind
Übersetzer: Christel Hildebrandt
Verlag: btb
Erschienen: 11/2014
ISBN: 978-3442753949
Seitenzahl: 544 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Olivia Rönning hat eigentlich gar nicht vor, nach ihrer Ausbildung überhaupt noch in den Polizeidienst einzutreten. Doch als sie nach ihrem Südamerikaaufenthalt nach Schweden zurückkehrt, bekommt sie hautnah den vermeintlichen Selbstmord ihres früheren Nachbarn mit. Und ist alarmiert, als dessen Laptop spurlos verschwunden ist. Um der Tochter des Toten zu helfen, macht Olivia sich auf Spurensuche … währenddessen wird Tom Stilton von seinem Freund Abbas genötigt, ihn nach Marseille zu begleiten, um dort den Tod einer jungen Frau aufzuklären, die Abbas einst liebte.

Wie das alles zusammenhängt, das entwickeln Cilla und Rolf Börjlind in einem klug konstruierten Krimi, der zum Glück nicht an seiner Komplexität scheitert, sondern vielmehr sehr dosiert Spannung aufbaut und in einem großartigen Finale gipfelt.


Stil und Sprache
Die Geschichte hat von Anfang an mehrere Facetten und muss daher auch aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Nach einem kurzen Prolog, der einem sofort Gruselschauer über den Rücken laufen lässt, beginnt es eigentlich recht harmlos mit Olivia, die auf der Suche nach ihren Wurzeln nach Südamerika gereist war und gerade von dort zurückkehrt. Sie erzählt sehr intensiv, mit vielen persönlichen Anteilen und großem Detailreichtum. Dagegen bleibt Tom Stilton, aus dessen Sicht der andere große Erzählstrang beleuchtet wird, eher kühl und zurückhaltend, ist aber nicht weniger spannend. Diese Spannung entwickelt sich allerdings sehr langsam, man muss als Leser schon etwas Geduld aufbringen, um die Finessen dieser Geschichte zu durchschauen - lohnen tut es sich jedoch allemal.

Stilistisch heben sich die beiden Autoren nicht sehr von der Masse ab, lediglich ihr Hang zu vielen Details ließe sich als besonders herausstellen. Leicht zu lesen ist der Krimi trotzdem und so schafft man die fast 550 Seiten schneller als gedacht und gänzlich ohne Ermüdungserscheinungen.


Figuren
Olivia Rönning, oder wie sie sich jetzt nennen will: Olivia Rivera, ist innerlich zerrissen. Zwar hat sie ihre Ausbildung bei der Polizei abgeschlossen, doch nach ihrem ersten Fall plant sie eigentlich nicht, auch tatsächlich als Polizistin zu arbeiten. Voller Zweifel an ihren Fähigkeiten, mit einer Familiengeschichte als Hintergrund, die mehr als belastend ist, steht sie vor dem Nichts und hat trotz ihrer monatelangen Auszeit noch nicht zu sich selbst gefunden. Ob sie nach diesem Fall doch in den Polizeidienst zurückkehrt? Ihre Zweifel und Sorgen sind jedenfalls, wie auch alle anderen Figuren, gut dargestellt, sie wirkt ebenso glaubwürdig wie Tom Stilton und die übrigen Beteiligten an diesem Krimi.

Auch die unzähligen Nebenfiguren wirken lebendig und echt, einige Bekannte aus dem ersten Band tauchen wieder auf und man erinnert sich sofort an sie und ihre Eigenheiten. Wirklich sehr gelungen!


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch erinnert in seiner Aufmachung stark an den Vorgängerband: Das Cover zeigt erneut eine offenbar ermordete Frau, dieses Mal liegt sie auf einem runden Holzbrett und Messer stecken dicht neben ihr. Der Titel ist wieder leicht versetzt dreidimensional angeordnet und in weißen Lettern gedruckt. Innen gibt es nach einem Prolog recht lange, nicht nummerierte oder überschriebene Kapitel, dabei hilft ein Lesebändchen, den Überblick zu behalten.


Fazit
Die dritte Stimme offenbart die Bedeutung ihres Titels erst ganz zum Schluss, bis dahin erlebt man eine komplexe, mit den privaten Schicksalen der Protagonisten verwobene Krimihandlung, die ihresgleichen sucht. Absolut lesenswert!


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Springflut