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Jarno, ein rastloser Underdog, küsst ein Dornröschen aus dem letzten Jahrhundert wach – und wird mit ihr in einen Strudel aus Liebe und Gefahr gezogen. Ein berührender Roman mit zwei Liebenden aus verschiedenen Zeiten, meisterhaft erzählt.

 

Marmorkuss 

Autor: Jennifer Benkau
Verlag: Script5
Erschienen: Oktober 2014
ISBN: 978-3839001660
Seitenzahl: 430 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Jarno ist Pizzabote, wäre aber gerne Fotograf. Und so streift er in jeder freien Minute durch verfallene, einsame Gegenden seiner Stadt auf der Suche nach dem perfekten Motiv. In einem leer stehenden Haus findet er es schließlich: eine Marmorfigur so schön, dass sie von innen zu leuchten scheint. Sie fasziniert Jarno, sie zieht ihn magisch an, sie wird sein Leben für immer verändern …

Klara lebt in einer Zeit des Umbruchs. Erstmalig dürfen Frauen Hosen tragen, als Lehrerinnen arbeiten und von einem freien Leben träumen. Und Klara träumt, doch mit dem Auftauchen der fremden, grün gekleideten Frau wird der Traum auf einmal zum Albtraum und Klaras Leben vom einen auf den anderen Tag aus den Angeln gehoben …

Indem sie die Geschichten von Jarno und Klara verwebt, schafft Jennifer Benkau in „Marmorkuss“ einen bewegenden, romantischen, fantastischen und absolut überzeugenden Roman. Ihre moderne Interpretation des „Dornröschen“ hat keinen Prinzen und keine Prinzessin, aber dafür so viel ganz eigene Magie, dass man als Leser nur zu gerne hinter Dornröschens Dornenhecke folgt.


Stil und Sprache
Bevor ich zum eigentlichen Text von „Marmorkuss“ komme, kurz ein paar Worte zu den Überschriften. Schon der Titel ist sehr gut gelungen, aber die Überschriften der Buchteile sowie der Kapitel sind noch um ein Vielfaches toller. Humorvoll, treffend und ein absolutes Highlight des Romans, toll!

Nun zum Text selbst. Jarno und Klara erzählen ihre Geschichte abwechselnd, jeweils in der dritten Person. Im späteren Verlauf bekommt auch die Gegenspielerin ab und zu einen Abschnitt aus ihrer Perspektive, davon hätte ich mir ein paar mehr gewünscht, um das Böse im Buch greifbarer zu machen. Grundsätzlich ist „Marmorkuss“ sehr spannend aufgebaut und kann den Leser von der ersten Seite an fesseln. Das gelingt Jennifer Benkau allerdings weniger mit einer actiongeladenen Geschichte als vielmehr mit interessanten Entwicklungen, tollen Charakteren und einem Gefühl der Grundbedrohung, das vor allem durch Klaras Angst erzeugt wird. Erst später tauchen äußere Gefahren deutlicher in der Handlung auf. Da hätte ich mir vorher bereits ein paar mehr tatsächlich greifbare Ereignisse gewünscht, so kam es ein bisschen zu plötzlich und verliert dadurch ein wenig an Glaubwürdigkeit. Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau, denn der finale Kampf und nicht zuletzt der Schluss überzeugen durchaus und passen mit ihrer Mischung aus Kitsch, Action und Realitätssinn hervorragend zum Roman.

Der Einstieg in „Marmorkuss“ gelingt dem Leser schnell und unkompliziert. Sowohl Klara als auch Jarno sind als Chraktere sehr gut greifbar und ziehen den Leser geradezu mit. Die fantastischen Elemente sind anfangs auf Klaras Zeit beschränkt und kommen erst mit ihr nach und nach in Jarnos Leben. Die Magie selbst wird in weiten Teilen nur angedeutet, wirkt ebenso wie Klara wie etwas aus einer lange vergangenen Zeit. Gerade diese Form der Darstellung lässt die Magie so realistisch wirken und gibt ihr gleichzeitig einen melancholischen Beigeschmack.

Der Schreibstil von Jennifer Benkau ist wie immer absolut herausragend! Die sprachliche Abgrenzung von Jarnos und Klaras Passagen ist sehr gut gelungen und unabhängig von der Perspektive hat man das Gefühl, dass Jennifer Benkau mit ihren Worten geradezu die Welt zeichnet. Wunderschöne und zugleich realistische Beschreibungen geben selbst so gewöhnlichen Dingen wie einem verlassenen Bahnhof oder dem ersten Schnee des Jahres ein Gefühl von Magie. So lohnt sich allein für diesen wunderschönen Schreibstil das Lesen von „Marmorkuss“.

Eine Besonderheit waren die Absatzübergänge in den ersten Kapiteln, bei denen der Satz zwischen den Sichtweisen weitergegeben wurde, also in der einen Perspektive begann und in der zweiten Perspektive logisch beendet wurde. Dadurch wurde von Beginn an die Verflechtung der beiden Geschichten deutlich. Eine schöne Idee.


Figuren
Jarno ist sicher nicht auf Anhieb für jeden Leser ein Sympathieträger. Wie besessen jagt er dem perfekten Fotomotiv hinterher und geht dabei Risiken ein, die von außen betrachtet einfach wahnsinnig wirken. Dass Jennifer Benkau es trotzdem schafft, dass man sich irgendwann mit Jarno identifizieren kann, sagt einiges über ihr Talent aus. Seine Leidenschaft, sein Pflichtbewusstsein für seine Geschwister und nicht zuletzt seine Hilfsbereitschaft gegenüber Klara machen ihn liebenswürdig, und zu sehen, wie er letztendlich über sich selbst hinaus wächst, gibt dem Buch ein zusätzliches Highlight.

Im Gegensatz zu Jarno war mit Klara von der ersten Seite an sympathisch. Mit ihrem Aufwachen in unserer Zeit und den Bemühungen mehr als hundert Jahre nach ihrer Zeit zurecht zu kommen, wächst sie dem Leser stetig weiter ins Herz. Die Art, wie sie auf unsere Zeit reagiert, war dabei unglaublich realistisch dargestellt und weckte zugleich extremes Mitleid für Klara. Sie ist eine so liebenswerte Person, dass man ihr stets nur das Beste wünscht und hofft, dass sie am Ende ihr Happy End bekommt.

Die Nebenfiguren gehen neben Klara und Jarno fast ein wenig unter, was aber sicher so gewollt war. Egal ob Jarnos Freunde oder Klaras Feindin, sie alle lassen den beiden den Raum, sich kennen zu lernen und aneinander zu wachsen. Besonders die Freunde wirkten trotzdem sehr dreidimensional und waren mit kleinen Eigenarten ausgestattet, die sie authentisch machten. Von Klaras Feindin hingegen hätte ich mir ein bisschen mehr erwartet. Als Bedrohung ist sie zwar immer präsent, aber lange zu wenig greifbar.


Aufmachung des Buches
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen – die Aufmachung von „Marmorkuss“ ist, wie von script5 gewohnt, großartig. Das Cover zeigt blasse Rosenranken mit einigen hervorstechenden Blüten. Davor der deutlich abgehobene Titel. Es mag ein wenig kitschig wirken, aber mit gefällt das Cover sehr gut. Die Rosenblüten wiederholen sich im Buch zu den Kapitelanfängen, deren Überschriften durch Kursivstellungen und andere Schriftarten zusätzlich betont werden.


Fazit
Von Jennifer Benkau erwarte ich beste Unterhaltung, eine fantastische Geschichte und eine Idee, die ich so noch nie gelesen habe – „Marmorkuss“ konnte all diese Erwartungen erfüllen und überzeugt durch die tollen Charaktere, viel Spannung und den absolut herausragenden Schreibstil. Unbedingt lesen!


4 5 Sterne


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