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Für die Liebe wird Adam zum Helden

Als Adam das Mädchen Robyn trifft, weiß er nach einem Atemzug, dass sie die Liebe seines Lebens ist. Ihre pechschwarzen Wimpern und himmelblauen Augen hauen ihn aus seinen farbabgestimmten Socken. Doch wie soll er bei seinem Leben je eine „normale" Beziehung mit Robyn haben? Da sind zum einen die getrennt lebenden Eltern und der kleine Halbbruder „Sweetie", der wie eine Klette an Adam klebt. Zum andern kämpft Adam mit einem Ungeheuer namens Zwangsneurose. Doch Adam will Robyns Batman sein – und gemeinsam können sie vielleicht alles Böse der Welt besiegen ...

 

Der ungewoehnliche Held aus Zimmer 13B 

Originaltitel: The Unlikely Hero of Room 13B
Autor: Teresa Toten
Übersetzer: Ann Lecker
Verlag: cbt
Erschienen: September 2014
ISBN: 978-3-570-16304-7
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nach vielen Einzelsitzungen besucht Adam erstmals eine Therapiegruppe mit Jugendlichen, die alle an verschiedenen Zwangsneurosen leiden. Als das schüchterne Mädchen Robyn etwas verspätet den Raum 13B betritt, ist Adam nach nur einem Blick hin und weg. Seine Gefühle sind völlig auf den Kopf gestellt und sofort fokussiert er seine Ziele neu: „Auf der Stelle wachsen, mutig werden, mutig bleiben, normal werden, Robyn Plummer heiraten" (S. 10).

Mit einem Blick mitten ins Herz und den Verstand von Adam führt die Autorin überaus berührend durch die Handlung. Entstanden ist ein beeindruckender Roman mit viel Gefühl und Traurigkeit, aber auch mit Humor und einem Augenzwinkern, was alles auf den Leser überspringt.


Stil und Sprache
Der Schreibstil der Autorin ist sehr ungewöhnlich. Einerseits sind einige Passagen wie von einem neutralen Erzähler geschrieben, andererseits wird meisten Adams Sicht der Dinge in dritter Person präsentiert. Sehr häufig sind dabei Gedanken in Kursivschrift eingefügt, seien es sich wiederholende Erinnerungen oder die eigentlichen Antworten, die dann völlig anders aus seinem Mund sprudeln, oder die Zahlenfolgen, die er so nebenbei zählt. Adams Gedanken stehen nie Still, sein Verstand läuft ständig auf Höchsttouren, wie sehr treffend auf Seite 12 beschrieben ist: „Nach jahrelangem Hochleistungsmultitasking war er in der Lage, gleichzeitig zu trommeln, zu zählen und wichtige Informationen zu speichern". Seine Gedanken werden immer direkt in die Handlung eingefügt und kursiv hervorgehoben. Ganz selten ist ein gedanklicher Aufschrei seitens von Adam in einer Sprechblase gedruckt. Aber auch viele Betonungen von Worten sind hervorgehoben und weil dies recht häufig vorkommt, habe ich mit der Zeit begonnen, den jeweiligen Satz auch dementsprechend betont zu lesen.

Der Leser begleitet die Gruppe während eines Jahres, was zahlreiche Veränderungen mit sich bringt, die manchmal wie im Zeitraffer aneinandergefügt sind. Als Hausaufgaben muss Adam jeweils Woche für Woche eine Liste mit 10 Punkten führen, „so eine Art Lage-der-Nation-Bericht". Obwohl er sie nur selten schreibt, sind dort erstaunliche Einsichten, Einzelheiten zu seinen Gedankengängen und zu den Zwangsneurosen enthalten. Dies ergibt ein ausgezeichnetes und umfassendes Bild von Adam und offenbart erstaunliche Facetten.

Es ist aber auch die fast normale Geschichte von zwei jungen Menschen, die sich zum ersten Mal und auf den ersten Blick verlieben, dabei aber zusätzlich beinahe die gesamte Last der Zwangsneurosen auf den Schultern tragen. In beeindruckender Weise kümmert sich Adam um Familie und Freunde, entwickelt sich weiter, obwohl er ständig am Abgrund wandelt und endgültig abzustürzen droht. Der Leser wird in den Sog dieses Strudels mitgerissen, leidet und fiebert mit den Protagonisten mit. Spannung wird dabei auf vielfältige Weise aufgebaut. Sei es durch die andauernden Probleme in Adams Familie, einem mysteriösen Briefschreiber, der seine Mutter terrorisiert, oder einfach nur die fortschreitenden Zwänge, die statt besser zu werden, immer mehr Raum in Adams Leben einnehmen, bis ihm alles um die Ohren fliegt, wobei Erstaunliches zu Tage kommt.


Figuren
Adam ist einfach liebenswert, trotz oder wegen seinen Zwängen ist er äußerst sensibel. Einerseits ist er fest auf sein Inneres gepolt, andererseits hilft und unterstützt er andere, ohne dies wirklich wahrzunehmen. Dabei verliert er trotz zahlreichen Katastrophen nie den eigenen Humor. Zu Beginn der Handlung ist er fast noch ein Kind, leidet und plagt sich durch die Hindernisse seiner Zwänge und wird schließlich zu einem jungen Mann, der auf beeindruckende Weise sein eigenes Glück hinten anstellt. Während man ihn durch die Höhen und Tiefen begleitet, wächst Adam dem Leser schnell ans Herz. Eigentlich ist er einsam und oft auf sich alleine gestellt. Er kümmert sich so gut es geht um seine Mutter, die mit ihren eigenen Dämonen kämpft, und um seinen Halbbruder, der auf Messers Schneide steht, ebenfalls in den Abgrund zu stürzen und jeweils nur von seinem heiß geliebten Adam aufgefangen werden kann.

Robyn hat früh ihre Mutter verloren und war vor dem Eintritt in die Gruppe in stationärer Behandlung. Durch die Liebe und Freundschaft zu Adam wächst sie langsam über sich hinaus, öffnet sich ihren Ängsten und der Vergangenheit. Sie ist eher das nette Mädchen von Nebenan. Durch zahlreiche Gespräche mit Adam bekommt man ein sehr dreidimensionales Bild von ihr, auch wenn es durch Adams personalem Erzählstil nicht annähernd so differenziert ist. Auch andere Kids aus der Gruppe und ihre jeweiligen Probleme werden eingeflochten, sodass man einen ausführlichen Einblick in all die Zwänge und Ängste bekommt. Einige Figuren sind differenziert ausgearbeitet, andere bleiben eher am Rande oder treten mit der Zeit ganz in den Hintergrund. Sehr gut gefallen hat mir auch Ben, Adams Freund und ein völlig normaler Junge.


Aufmachung des Buches
„Der ungewöhnliche Held aus Zimmer 13B" ist als Hardcover mit einem Schutzumschlag erschienen. Sehr viel Weiß wurde als Hintergrund für die Backsteinwand und Bodenfarbe verwendet, die sich über den gesamten Umschlag bis zu den Klappen erstrecken. Daraus hervor stechen die roten Herzen, der ungewöhnliche Titelname und die leeren Stühle, über die ein junger Mann schreitet, gleich über der Taille abgeschnitten. Auf der Rückseite sind ebenfalls zwei rote Herzen zusammen mit der Inhaltsangabe abgebildet. Der feste Einband ist in einem matten Schwarz und lediglich der Buchrücken ist mit Titel, Autor und einem Herz in roter Farbe beschriftet. Das erste und letzte Innenblatt ist in einem schönen Rot. Eine ungewöhnliche Gestaltung, die zwar perfekt zum Inhalt passt, aber dem Betrachter nicht unbedingt ins Auge springt.


Fazit
Der Jugendroman ist sehr eindrücklich, gefühlvoll und äußerst berührend geschrieben, voller Emotionen und entführt den Leser in eine mitreißende Geschichte persönlicher Zwänge, Freundschaft und der ersten Liebe. Die Handlung ist sowohl fröhlich als auch traurig oder teilweise einfach nur schrecklich für Adam. Ich bin sehr beeindruckt und kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.


5 Sterne


Hinweise
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