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Ganz Bamberg schwitzt in der prallen Pfingstsonne, als es bei der Aufzeichnung der TV-Sendung „Kunst & Krempel“ des BR in der Neuen Residenz zu einem Eklat kommt. Kurz darauf liegt ein Toter im Foyer, sein geheimnisvolles Manuskript, eine Erstschrift des Septembertestaments Martin Luthers, ist wie vom Erdboden verschluckt und einer der Sachverständigen aus der Sendung auf der Flucht. Die Unterschrift unter dem Schriftstück könnte sich als kulturgeschichtliche Sensation herausstellen, was die Begierde verschiedener Interessengruppen weckt.

Kommissar Yannik Brandl und die Archäologie- und Theologiestudentin Valeska Sager müssen sich zur Lösung des Falls auf ein mörderisches Katz- und Mausspiel auf der Jagd nach dem Manuskript einlassen. Über das Germanische Nationalmuseum und das ehemaligen Frankenstadion in Nürnberg verschlägt es sie bis in die Stadt der Hinrichtung Jan Hus‘, Konstanz, und auf die Wartburg. Ihnen dicht auf den Fersen: zwei unabhängig voneinander operierende Auftragskiller …

 

Das Luther Plagiat 

Autor: Stephan Naumann
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: September 2014
ISBN: 978-3864434051
Seitenzahl: 282 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Ein altes Manuskript, das unmöglich echt sein kann, ein Geheimnis, das die Kirche in ihren Grundfesten erschüttern könnte und ein Professor, der mit wenigen Mitstreitern versucht, quer durch Deutschland zu fliehen, damit das Manuskript nicht in falsche Hände gerät…dass er mal in einem solchen Szenario enden würde, hätte Prof. Dr. Grevelmayer sich nie träumen lassen, als er den Job als Sachverständiger bei der Sendung „Kunst & Krempel“ angenommen hat. Und doch ist es nun so gekommen. Einen Mann hat er auf dem Gewissen, ein kaltblütiger Mörder ist ihm auf den Fersen und die einzigen Menschen, die er ins Vertrauen ziehen kann, sind ausgerechnet die, die er um jeden Preis schützen möchte…

Stephan Naumann baut in seinem Thriller „Das Luther-Plagiat“ eine spannende Verfolgungsjagd rund um das Geheimnis eines alten Manuskripts auf, die den Leser in Atem hält und einige Überraschungen bietet. Ich hätte mir allerdings ein paar mehr Seiten für dieses Abenteuer gewünscht, so wirkt alles ein wenig viel für nicht mal dreihundert Seiten.


Stil und Sprache
Aus wechselnden Perspektiven wird die Handlung jeweils in der dritten Person erzählt. Die differenzierten Sichtweisen, besonders auch die Szenen aus der Perspektive der Verfolger, steigern die Spannung und bieten einen umfassenden Blick auf die Geschehnisse. Allerdings ist dadurch leider lange nicht klar, auf welchen Charakteren der Fokus eigentlich liegt. Erst die zweite Hälfte des Thrillers dreht sich dann tatsächlich hauptsächlich um Yannik und Valeska. Das erschwert den emotionalen Einstieg in die Handlung ein wenig, denn eigentlich sieht man den Professor als Protagonisten, bis er dann recht plötzlich aus dem Spiel gezogen wird.

Durch solche überraschenden Wendungen ist es Stephan Naumann aber auch sehr gut gelungen, die Spannung schnell aufzubauen und auf einem hohen Niveau zu halten. Den Charakteren wird über dreihundert Seiten keine Ruhepause gegönnt und jede scheinbare Sicherheit stellt sich schnell als weitere Falle heraus. Alles steuert schließlich auf das große Finale zu. Für meinen Geschmack enthält dieses ein wenig viel kirchlichen Pathos, ist aber ansonsten gut gelungen, unerwartet und doch logisch vorbereitet.

So gut der Tempoaufbau auch gelingt, ist mir der Roman doch einfach zu vollgepackt. Gleich zwei Verfolger mit völlig unterschiedlichen Motiven, gefühlt jeder Nebencharakter spielt nochmal zusätzlich sein eigenes Spiel und nebenbei wird auch noch die Kirchengeschichte revolutioniert - da geht die bedeutende Wendung in der Familiengeschichte einer der Figuren schlicht unter und man hat bei einigen der bedrohlichen Szenen gar keine Zeit, Angst um die Charaktere zu entwickeln, denn da geht es schon weiter mit der nächsten Flucht. Hundert bis zweihundert Seiten mehr und „Das Luther-Plagiat“ wäre ein herausragender Roman geworden, so ist es leider nur passable Unterhaltung, die hinter den Möglichkeiten der Idee zurück bleibt.

Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen. Klar und deutlich schildert er die Ereignisse und bringt dabei besonders die Hingabe für die historischen Ereignisse sehr gut rüber. Auch für die langsam aufflammende Liebesgeschichte findet er die richtigen Worte, sodass sie nie kitschig und doch gefühlsbetont wirkt.


Figuren
Lange war für mich nicht klar ersichtlich, wer genau der Protagonist des Buches sein soll, aber da alle gut und schlüssig aufgebaut sind, fällt das kaum negativ ins Gewicht. Ich hätte mir allerdings zu dem ein oder anderen noch ein paar Hintergrundinformationen gewünscht. Besonders einer der beiden Verfolger war mir ein wenig zu blass, da man nicht erfährt, warum er eigentlich tut, was er tut. Die Tatsache, dass er es durch eine schlechte Kindheit tun kann, war für mich kein ausreichendes Motiv. Auch den Drahtzieher hinter der großen Verschwörung fand ich zu einseitig beschrieben und vor allem ein wenig zu vorhersehbar.

Valeska und Yannick, die besonders die zweite Hälfte des Buches dominieren, sind ein geschickt gewähltes Team und haben mir gut gefallen. Beide sind grundsympathische Figuren mit klaren Prinzipien und einer ganzen Menge Sturheit, die sie natürlich in so manche brenzlige Situation bringt. Ihre langsam beginnenden Gefühle füreinander ergänzen einen weiteren interessanten Faktor zur Handlung, auch hier wären aber ein paar mehr Seiten nicht schlecht gewesen.


Aufmachung des Buches
„Das Luther-Plagiat“ erschien als Taschenbuch im typischen, etwas größeren Sieben-Verlag-Format. Auf dem Cover sieht man im Hintergrund eine alte Fotografie des Petersdoms und davor rot hervorgehoben den Titel samt eines auffälligen Kreuzes. Die Textgestaltung des Romans ist schlicht gehalten und gut lesbar. Zur besseren Orientierung sind manche Kapitelanfänge um Orts- und Datumsangaben ergänzt.


Fazit
Stephan Naumanns Thriller „Das Luther-Plagiat“ bietet einige großartige Ansätze und eine spannende Handlung samt interessanter Charaktere. Mit ein paar Seiten mehr zur Entwicklung wäre es ein herausragender Roman geworden, aber auch so ist es noch gute Unterhaltung.

3 Sterne


Hinweise
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