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Ein Mädchen ist verschwunden. Sie trug das magische Kleid in dieser unerträglich schwülen Nacht, in der die Zuckerrohrzüge still stehen. Es gibt keine Spur von ihr - ist es Rose oder Pearl?

 

Das nachtblaue Kleid 

Originaltitel: The Midnight Dress
Autor: Karen Foxlee
Übersetzer: Beatrice Howeg
Verlag: Belz & Gelberg
Erschienen: 18. August 2014
ISBN: 978-3-407-81181-3
Seitenzahl: 333 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Rose Lovells Vater ist eine unstete Seele. Immer wieder strandet er mit seiner Tochter an einem neuen Ort. Dieses Mal an der australischen Pazifikküste. Obwohl sich Rose davor schützt, Freundschaften zu schließen, findet sie in der lebenslustigen und unkonventionellen Pearl eine Gefährtin. Nach und nach taut Rose etwas auf und ist sogar bereit, am traditionellen Ball zur Zuckerrohrernte teilzunehmen. Doch dafür braucht sie ein Kleid. Und weil ihr Vater dieses Kleid unmöglich kaufen könnte, lässt sich Rose darauf ein, es sich von der verschrobenen Edi Baker nähen zu lassen. Edi gilt als Hexe, aber auch als beste Näherin der Stadt. Bei ihren Besuchen in dem schon fast von der Wildnis wieder vereinnahmten Haus von Edi lernt Rose eine höchst skurrile Welt kennen. Aber gemeinsam mit der alten Frau näht das Mädchen ein Traumkleid. Währenddessen erfährt Rose mehr über die Vergangenheit von Edi und beginnt, die Frau, vor der sie sich anfänglich fürchtete, mit anderen Augen zu sehen. Als die Nacht des Balls kommt, geschieht Schreckliches. Ein Mädchen verschwindet ... es trug ein nachtblaues Kleid.

Mit den beiden sehr gegensätzlichen Mädchen Pearl und Rose als Protagonistinnen ihres Romans hat die Autorin eine gute Wahl getroffen. Sie umfasst damit die ganze Bandbreite der Gefühlswelt von Teenagern. Und sie schildert eine einzigartige Freundschaft, die gerade durch die Gegensätzlichkeit der Mädchen lebt. Dennoch gibt es einige Passagen und Szenen, bei denen der Lesefluss stockt und man sich fragen mag, was die Autorin denn tatsächlich vermitteln wollte.


Stil und Sprache
Karen Foxlee hat eindeutig ein jugendliches Publikum im Auge. Sie schreibt in einer einfachen, gut verständlich aber sauber aufgebauten Weise und verzichtet auf zu komplizierte Wendungen. Allerdings gefällt sie sich in Beschreibungen, die manchmal etwas schräg wirken. Intensiv sind die Schilderungen des Lebens der jungen Edi, etwas oberflächlicher bleibt das Leben von Rose. Da das Buch sehr zurückhaltend ist, was die Handlung anbelangt, fehlt es auch etwas an Spannung. Es gibt keinen eigentlichen Höhepunkt, da die Geschichte immer wieder abbricht und es lange dauert, bis die Rede ernsthaft auf das Verschwinden des Mädchens kommt. Karen Foxlee mischt in ihren Roman viele mystische Elemente. Sie bewegt sich dabei in einem absoluten Graubereich. Denn ihr Roman kann nicht in den Bereich Fantasy eingeordnet werden, die mystischen Elemente haben jedoch so viel Gewicht, dass es auch kein klassischer Reality-Roman ist. Diese Unentschlossenheit bekommt der Geschichte nicht an allen Stellen gut. Immer wieder bleibt ein etwas diffuses Gefühl zurück, das vor allem da aufkommt, wo sich die beiden Elemente nicht richtig miteinander verbinden wollen.


Figuren
Die Figuren zu erfassen ist bei diesem Roman schwierig. Sehr gut ausgearbeitet und in jeder Hinsicht überzeugend ist die verschrobene Edi, sowohl was ihre Jugend betrifft als auch die Gegenwart. Weniger nah kommen die Leser der Figur von Rose. Das Mädchen, das als verschlossene Persönlichkeit dargestellt ist, mag sich auch gegenüber dem Leser nicht öffnen und hält das Publikum bis zuletzt auf Abstand, obwohl sie die eigentliche Protagonistin des Romans ist. Offener gestaltet ist Pearl, die man samt ihren liebenswürdigen Ticks ins Herz schließen muss und bei der man eine tiefe Einsamkeit und Verunsicherung hinter der quirligen Fassade zu entdecken vermag. Gänzlich unberührt bleibt der Leser, wenn es sich um Nebenfiguren wie etwa Roses Vater handelt. Er wirkt farblos, uninteressant und vor allem höchst unsympathisch.


Aufmachung des Buches
Der Roman ist sowohl als Hardcover als auch als eBook im Handel. Gut gelöst hat der Verlag dabei die Frage des Covers: Das in der Luft schwebende Mädchen mit blauem Ballkleid weckt Interesse und verspricht einen emotionalen Inhalt. Allerdings wird gerade dieses Versprechen hier nicht ganz eingelöst. Bedingt durch die Handlung hat der Verlag darauf verzichtet, Kartenmaterial oder Bilder einzufügen.


Fazit
Man muss schon offen sein für Geschichten, die etwas anders sind als die Mainstream-Storys, um diesen Roman wirklich genießen zu können. Die Autorin verwebt zu viele verschiedene Szenerien miteinander, was teilweise auf Kosten der Spannung geht. Zudem werden einige mystische Elemente nicht aufgelöst und der Leser bleibt letztlich in der Luft hängen. Dadurch weckt der Roman auch ambivalente Gefühle. Wer temporeiche Geschichten oder klar strukturierte Romane mag, wird hier wohl nicht ganz glücklich.


3 Sterne


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