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Mit jedem Tag, den Blue mit Gansey verbringt, fällt es ihr schwerer, sich nicht in ihn zu verlieben – obwohl sie weiß, dass ein Kuss von ihr der Grund für seinen nahen Tod sein könnte. Sie ist fasziniert von ihm und seiner leidenschaftlichen Suche nach dem verschwundenen König Glendower, dem Blue, Gansey und die Raven Boys in der knisternden Hitze des Sommers immer näher kommen. Vor allem Ronans Fähigkeit, Gegenstände aus seinen Träumen in die reale Welt zu bringen, lässt ihr Ziel greifbar werden. Doch das Spiel mit der Traumwelt ist gefährlich und Blue und ihre Freunde sind nicht die Einzigen, die sich ihre Wünsche herbeiträumen wollen …

 

Wer die Lilie traeumt 

Originaltitel: The Dream Thieves
Autorin: Maggie Stiefvater
Übersetzer: Sandra Knuffinke, Jessika Komina
Verlag: script5
Erschienen: 15.09.2014
ISBN: 978-3-8390-0154-7
Seitenzahl: 528 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Gansey ist weiterhin wie besessen auf der Suche nach Glendower, gemeinsam mit Blue und den anderen Raven Boys, die ein eingeschworenes, aber auch eigenwilliges Team bilden. Doch Gansey ist nicht der Einzige, der etwas sucht. Der graue Mann und weitere finstere Gestalten wollen sich des Greywaren bemächtigen, mit dem man Dinge aus den Träumen in die Wirklichkeit holen kann. Nur weiß niemand, was der Greywaren ist - zumindest noch nicht ... Währenddessen muss Blue sich ganz schön beherrschen, um ihren Gefühlen für Gansey nicht nachzugeben, denn ihr Kuss würde ihn töten. So wird es ihr seit Jahren prophezeit ...

Maggie Stiefvater setzt ihre auf vier Teile angelegte Story gekonnt fort und zieht den Leser von Anfang in die vielschichtige Geschichte hinein (ein Umstand, den man beim Auftaktband ein wenig vermisst hat).


Stil und Sprache
Der Prolog startet im wahrsten Sinne des Wortes geheimnisvoll, während das erste Kapitel mit dem ersten Satz bereits ein gewisses Maß an Spannung aufbaut: "Theoretisch und aller Wahrscheinlichkeit nach würde Blue Sargent einen dieser Jungen töten" (Seite 14). Die gleich zu Beginn hochgesteckten Erwartungen weiß Maggie Stiefvater mit ihrer gut durchdachten und - wie man es von ihr nicht anders kennt - atmosphärisch dichten Geschichte voll und ganz zu erfüllen. Kaum jemand versteht es so wie sie, mit wenigen treffenden Worten ganze Schauplätze und Figuren vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen und selbst eingängige Eigenarten herauszuheben, ohne sich in seitenlangen Beschreibungen zu verlieren: "Der graue Mann war fasziniert von der Art, wie Shorty seine Worte formte. Die Grundlage des hiesigen Dialekts schien es zu sein, die fünf Vokale der englischen Sprache auf vier einzuschmelzen."
Ebenso anschaulich stellt Maggie Stiefvater Adam inmitten der reichen Leute im Gansey-Anwesen dar: Man fühlt sich mit ihm völlig überfordert von all den Geschehnissen, Begrüßungen, dem falschen Lachen und der Scheinheiligkeit an allen Ecken und Enden. Wie ein Karussell dreht sich alles blitzschnell - hier ein Hallo, dort ein Händeschütteln - man spürt beinahe ein Schwindelgefühl, so schnell zieht alles vorüber. Und genau damit gibt die Autorin eindrücklich das wieder, was Adam empfindet.

Erzählt wird in dritter Person aus wechselnden Perspektiven, was zum Spannungsaufbau beiträgt und es zudem ermöglicht, einzelne Figuren und deren Beweggründe besser kennen und verstehen zu lernen. Neben der eingängigen, bildreichen Sprache sind es die flotten, zum Teil skurril-humorvollen Dialoge, die zum temporeichen Gesamteindruck beitragen und die Seiten nur so vorüberfliegen lassen. Dabei bedarf es über weite Teile der Geschichte keiner nervenzerreißenden Spannung, denn Maggie Stiefvater versteht es auch so, ihre Leser für sich einzunehmen.


Figuren
Ein Highlight sind wieder einmal die Figuren. Im Mittelpunkt steht natürlich Blue, die gern mehr wäre als lediglich die personifizierte Verstärkung der hellseherischen Fähigkeiten anderer. Sie ist selbstbewusst und ganz sicher nicht auf den Mund gefallen, allerdings droht ihr verantwortungsvoller Part ins Wanken zu geraten - was ihr wohl kaum jemand übel nehmen kann. Schuld daran ist Gansey, den man kaum treffender beschreiben kann, als es Ronan auf Seite 51 tut: "[...], dass Gansey selbst die Sonne dazu bringen konnte, kurz mit dem Scheinen innezuhalten, um ihm zu sagen, wie spät es war." Er hat ein einnehmendes Wesen, ist zielstrebig und fast schon fanatisch, dabei aber auch überaus sympathisch.
Ronan ist ein schwer einzuschätzender Charakter, obwohl er immer die Wahrheit sagt. Er hat viel Wut in sich, kann ein richtiger Mistkerl sein - oder vielmehr: er kann auch mal nett sein. Aber er ist vor allem faszinierend und weiß den Leser auf seine ganz eigene Weise um den kleinen Finger zu wickeln. Ebenso eigen ist Noah, was zum großen Teil daran liegt, dass er tot ist. Er bereichert die Geschichte ungemein, auch wenn er diesmal immer wieder mit Abwesenheit glänzt. Dafür rückt Adam deutlich ins Zentrum des Geschehens. Er reißt sich den Allerwertesten auf, um die Schulgebühren zahlen zu können und sich so die Chance auf eine bessere Zukunft zu erarbeiten - im wahrsten Sinne des Wortes, mit drei Nebenjobs ... -, kann jedoch partout keine Hilfe annehmen. Er ist ein schwieriger Mensch, doch bei seiner Vergangenheit verwundert das kaum.

Zusammenfassend kann man sagen: Ein bunt gemischter Haufen, deren Mitglieder unterschiedlicher kaum sein könnten. Diese eigenwillige Truppe muss man einfach mögen! Aber auch die Nebenfiguren sind mit viel Liebe zum Detail und einer großen Portion Empathie ausgearbeitet. Besonders hervorzuheben ist hierbei der graue Mann, der für frischen Wind in der Geschichte sorgt.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit einem mit Spotlack veredelten Schutzumschlag versehen, ein dunkelgrünes Lesebändchen rundet die qualitativ hochwertige Aufmachung ab. Das Schriftbild ist angenehm groß, die insgesamt 63 Kapitel - zuzüglich Pro- und Epilog - sind schlicht durchnummeriert.


Fazit
Eine fantastische Fortsetzung! Maggie Stiefvater bleibt ihrem unvergleichlich atmosphärischen Schreibstil treu und begeistert mit lebensnahen Charakteren sowie einer interessanten Geschichte. Lesevergnügen garantiert!


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Wen der Rabe ruft

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