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Drohnen, die alles aufzeichnen. Ein allwissender Fahndungscomputer, der Verbrechen bemerkt, bevor sie begangen werden – im Europa der Zukunft haben Kriminelle kaum eine Chance. Als kurz vor der Abstimmung über die neue EU-Verfassung ein Palamentarier ermordet wird, hofft Kommissar Westerhuizen, den Fall rasch aufklären zu können. Aber trotz Totalüberwachung und Digitalforensik gibt es kaum Indizien, denn die Datenspur wurde manipuliert. Und Westerhuizen kommt einem Geheimnis auf die Spur, das Europa in seinen Grundfesten zu erschüttern droht.

 

Drohnenland 

Autor: Tom Hillenbrand
Verlag: Kiwi
Erschienen: Mai 2014
ISBN: 978-3462046625
Seitenzahl: 425 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als Aart van der Westerhuizen mitten in der Nacht zu einem Fall gerufen wird, ahnt er bereits, dass dieser Fall nicht leicht werden wird. Ein Politiker wurde einsam auf einem Feld mitten im Nirgendwo erschossen. Keine Zeugen, keine wirklichen Hinweise und auch die allgegenwärtigen Überwachungsdrohnen haben nichts gefilmt. Aart kriegt den Auftrag, den Fall so schnell wie irgendwie möglich zu lösen, im besten Fall bevor das Ganze mediale Wellen schlägt. Doch gemeinsam mit seiner Analytikerin Ava Bittmann tappt er völlig im Dunkeln und verstrickt sich dabei unbemerkt immer weiter im Ränkespiel des politischen Europas. Irgendetwas ist faul an diesem Fall und je mehr Aart stochert, desto mehr Ungereimtheiten fördert er zu Tage. Ungereimtheiten, die bald auch sein Leben gefährden …

Wie man neben dem Klappentext auf der Rückseite des Buches lesen kann, verfasste Tom Hillenbrand seinen Kriminalroman „Drohnenland“ vor den ganzen Abhör- und Drohnenskandalen der letzten Zeit. Umso beeindruckender ist, was für ein realistisches und gleichzeitig zutiefst erschreckendes Bild der Zukunft er gemalt hat. Die moderne Technologie bietet der Kriminalistik gigantische Möglichkeiten, aber schnell wird klar, dass es auch Schattenseiten gibt. Dadurch malt Tom Hillenbrand ein Szenario, was nicht nur unglaublich spannende Unterhaltung bietet, sondern auch zum Nachdenken anregt, was die eigene Technik-Hörigkeit betrifft.


Stil und Sprache
In der ersten Person löst Aart selbst den Fall. Der Leser ist also von Beginn hautnah an den Geschehnissen dran und begleitet den sehr eigenen und zugleich unglaublich sympathischen Ermittler auf seiner Suche nach der Wahrheit. Die Perspektive ist dabei aus zwei Gründen großartig gewählt. Zum einen begünstigt sie den Spannungsaufbau, weil der Leser durch Aart seine Ängste, Gedanken aber auch sehr sachlichen Lageeinschätzungen mitkriegt. Ein Kampf zum Beispiel wird ungleich spannender, wenn man auch das Hadern des Helden um eine mögliche Lösung mitverfolgen kann. Zum anderen hat der Autor Aart eine unglaublich tolle Erzählstimme verpasst, die sich einfach sehr angenehm und unterhaltsam liest. Mit viel Sarkasmus und Galgenhumor führt er den Leser durch die Handlung und trägt so einen Großteil zum Unterhaltungswert des gesamten Buches bei. Der Schreibstil von Tom Hillenbrand ist grundsätzlich gut und schafft eine plastische Zukunftswelt, ohne zu sehr ins Science Fiction abzugleiten. Stattdessen wirken all seine Erfindungen geradezu erschreckend realistisch. Ein wenig verwirrend wirken all die neuen Begriffe anfangs natürlich schon, zumal für Aart kein Erklärungsbedarf besteht, er lebt ja in der Zukunftswelt. Die wichtigsten neuen Technologien versteht man dann aber recht schnell und wenn man über unbekannte Begriffe stolpert, die nicht erklärbar sind, ist man nicht wirklich gestört, sondern nur interessiert, was da wohl nun schon wieder hinter steckt. Gerade dadurch, dass Tom Hillenbrand so viele neue Begriffe und Technologien einführt, wirkt seine Zukunftsversion so realistisch, denn man hat zu jeder Zeit das Gefühl, dass es noch viel mehr zu entdecken gäbe und dass jede Erfindung ein neues technisches Wunder nach sich zieht. Dadurch wirkt das Europa der Zukunft unglaublich lebensecht, was der Handlung nur noch mehr Gewicht verleiht.

Die Handlung kann ebenso wie der Schreibstil vollkommen überzeugen. Zwar setzte das Buch mich nicht für 400 Seiten unter Hochspannung, aber der Spannungsbogen ist schon recht hoch und allein die Neugier auf den Ausgang des Falles hält den Leser am Buch. Sobald Aarts eigenes Leben direkt bedroht wird, ist dann natürlich erst recht kein Weglegen mehr möglich. Die Lösung des Falles kommt zum Schluss nicht mehr völlig unerwartet, kann aber noch mit ein paar kleineren und größeren Überraschungen punkten. Sie passt zum gesamten Roman und gibt dem Fall einen auf jeden Fall realistischen Abschluss.


Figuren
Aart van der Westerhuizen ist kein klassischer Sympathieträger und doch schließt ihn der Leser schnell ins Herz. Seine tragische Vergangenheit, sein Biss am Fall dran zu bleiben und nicht zuletzt seine in dieser Welt altertümliche Herangehensweise an die Ermittlungsarbeit passen wunderbar zusammen und lassen ihn in der Gunst der Leser steigen. Zusätzlich bringt er jede Menge Humor in den Roman, zum Beispiel wenn er im betrunkenen Zustand versucht den Fahndungscomputer zu bedienen oder auch in kleinen Scharmützeln mit seinem Chef. Dass er nicht einfach aufgibt, wenn es schwieriger wird, ist dann noch das i-Tüpfelchen und rundet den Charakter sehr gut ab. Am Ende möchte man ihn gerne noch weiter begleiten oder zumindest noch mit einem Genever auf den gelungenen Fall anstoßen.

Die Analystin Ava, mit der Aart zusammenarbeitet, wurde ebenfalls gut und glaubwürdig ausgearbeitet. Lediglich ihre Hintergrundgeschichte fehlte mir ein wenig, aber auch ohne viele Informationen wirkt sie authentisch und steht Aart sympathisch zur Seite. Anfangs wirkt sie ein wenig zu folgsam gegenüber den üblichen Ermittlungsmethoden, aber es zeigt sich schnell, dass in ihr genauso viel Widerstandsgeist schlummert wie in Aart.

Die restlichen Nebenfiguren wirken glaubwürdig ausgearbeitet und passen in ihre jeweiligen Rollen in der Handlung. Ein wenig mehr Hintergrundinformation zu dem letztendlichen Täter hätte ich mir gewünscht, da wirkte das Motiv ein bisschen blass, aber das ist Jammern auf einem sehr hohen Niveau.


Aufmachung des Buches
„Drohnenland“ erschien als Taschenbuch im KiWi Verlag. Das Cover fällt durch den grellen Gelbton vor ansonsten schwarzen Grund auf jeden Fall ins Auge und das schlichte Covermotiv passt ganz gut zur Grundstimmung und Inhalt der Handlung. Grundsätzlich also keine herausragende Aufmachung, aber doch passend.


Fazit
Tom Hillenbrands neuster Krimi „Drohnenland“ überzeugt von der ersten Seite an. Ein sympathischer Ermittler mit tragischer Vergangenheit und eine fesselnde Handlung ergeben bereits ein spannendes Buch, aber das i-Tüpfelchen ist die realistische Zukunftsversion, in der der Autor das Ganze spielen lässt. Definitiv empfehlenswert!


4 Sterne


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