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Der Autor zeigt anhand von unzähligen Beispielen, wie lebendig das lateinische Erbe in der deutschen Sprache weiterwirkt. Aber das Lateinische ist nicht nur in unserer Sprache quicklebendig, sondern hilft, sie auch zu verstehen: Ob Bits und Bytes – (fast alle) lateinischen Wortwege führen in die moderne Welt. Und nach Lektüre dieses fröhlichen Vademekums werden selbst neoliberale Latein-Gegner eingestehen, dass sie im Grunde überzeugte "Latin lovers" sind.

 

Romdeutsch 

Autor: Karl-Wilhelm Weeber
Verlag: Lizenzausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Erschienen: Oktober 2013
ISBN: 978-534-26399-8
Seitenzahl: 335 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Latein? Hört man sich unter ehemaligen Lateinschülern um, dann haben viele nur bedingt gute Erinnerungen an dieses Fach. Andererseits gibt es auch die im Klappentext erwähnten "Latin-Lovers". Braucht man dann eigentlich dieses Buch? Wer soll es lesen? Ich habs gelesen und kann zugegebener Maßen kein Latein. Es zog einfach an mir vorbei und ließ mich links liegen. Karl-Wilhelm Weeber würde in so einem kleinen Satz gewiss einige lateinisch stämmige Worte finden, und mit Schwung und Leidenschaft deren Herkunft erklären. Und das macht soviel Spaß, dass man einfach nicht von diesem Buch loskommt. Man sieht, auch ohne Latein-Kenntnisse kann man dieses Buch mit Gewinn lesen, sofern man sich für Sprache im allgemeinen interessiert. Um Fachbegriffe kommt man bei diesem Thema einfach nicht herum, aber obwohl ich das eine oder andere mangels Hintergrundwissen nicht so recht verstanden hab, so ist mein Verständnis für unsere täglich gesprochene Sprache doch gewachsen und vor allem für die bisher ungeliebte Grammatik. Charmant wie er das orthographische Rätsel löst, weshalb man Konfirmand, aber Student schreibt. Und was es mit der modernen Emanzipation (emancipatio) im Altertum auf sich hatte, erfährt man so nebenbei auch.

Weeber ist ein hervorragender Didakt und folglich liegt hier kein dröges Fachbuch vor, sondern ein über weite Strecken vergnüglich zu lesendes Buch. Das sitzt Caesar z.B. bei Jauch und muss beweisen, dass er die Sprache der Finanzwelt beherrscht. Da erfährt man, welches sprachliche Eigentor der Turnvater Jahn mit der Neuschöpfung "turnen" geschossen hat. Und ein Wort wie "censere"(begutachten, schätzen) führt zu den Begriffen Rezension, Zins, Zensus und Zensuren, die Lehrer "schätzend" vergeben, womit dann ein altes Vorurteil scheinbar bewiesen wäre. Er macht einen Ausflug ins "Dummlatein" und stellt im letzten Kapitel klar, welche Ausdrücke der Jugendsprache ihren Ursprung beim ungeliebten Latein haben.

Allerdings möchte ich hier nicht den Eindruck erwecken, es ginge nur kurzweilig zu. Einige Abschnitte fand ich wenig unterhaltsam, z.B. Kapitel 9 die "Anmerkungen zur Wissenschaftssprache Latein". Das kann aber auch an meinen mangelnden Kenntnissen gelegen haben, und Kenner der Sprache werden sich vielleicht grade in diesem Abschnitt köstlich amüsieren. Als Resümee kann man formulieren: Wer Latein kann, ist klar im Vorteil.


Aufmachung des Buches
Das Cover der Klappenbroschur ist in angenehmen Beige- bis Orangetönen gehalten, mit römischer Architektur und Skulptur im Hintergrund, die zurückhaltend aufs Thema verweisen. Die Kapitel sind logischerweise mit römischen Ziffern versehen. Die lateinischen Vokabeln sind fett und kursiv gedruckt, und in Klammern gleich dahinter dann die deutsche Übersetzung. Das ist zwar meistens in Ordnung, wenn aber ein Satz gespickt ist mit Latein, dann kann die Lesbarkeit und das Verständnis darunter leiden. Dann musste ich den Satz noch mal lesen. Dies ist aber nicht die Regel.

Mit Literaturhinweisen und zwei umfangreichen Registern (Register der lateinischen Wörter; Register deutscher Wörter mit lateinischen Wurzeln) schließt das Buch ab.


Fazit
Lateinern und Nichtlateinern gleichermaßen empfohlen


5 Sterne


Dieses Buch ist aktuell nur noch antiquarisch erhältlich.

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