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Kategorie: Interviews mit Autoren


Liebe Frau Blazon. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen.
Ich möchte dieses Interview mit einer beliebten und doch immer interessanten Frage beginnen: Wie sind Sie zum Schreiben von Romanen gekommen? Was hat den Ausschlag gegeben?

Als Kind liebte ich den Fantasyfilm „Der dunkle Kristall“ und dachte mir Geschichten rund um diese Welt aus. Zum Schreiben selbst kam ich aber erst als Erwachsene. Da waren die Geschichten der Gegenpol zu den sehr sachlichen und oft auch technischen Themen meiner Texte, die ich Journalistin und Texterin schrieb.


Was fasziniert Sie am Schreiben?

Eigentlich am meisten die Recherche. Ich darf Leute aus den verschiedensten Berufen und Fachrichtungen mit Fragen löchern und mich in ferne Zeiten versenken.


Wie lernen Sie Ihre Figuren kennen? Erstellen Sie eine Art Checkliste? Interviewen Sie Ihre Figuren?

Auf jeden Fall mache ich mir gedanklich ein sehr detailliertes äußeres Bild von ihnen. Manchmal mache ich auch Notizen, ein kurzes Charakterporträt, das ich ja auch ohnehin für den Verlag brauche (im Exposé müssen die Figuren ja kurz vorgestellt werden). Ansonsten formt sich der Charakter aber während des Schreibens voll aus. Ich lerne ihn durch seine Handlungen kennen.


Haben Sie bestimmte Rituale, die Sie beim Schreiben einhalten, beispielsweise eine feste Schreibzeit oder eine festgelegte Seitenzahl pro Tag?

Ich schreibe wie ein Büromensch: Kernzeit zwischen 9 und 18 Uhr. Das einzige Ritual ist der Morgenkaffee, ansonsten sitze ich einfach am Computer wie jeder Sachbearbeiter oder Redakteur.


Welche Hindernisse mussten Sie überwinden, bis Ihr erstes Manuskript von einem Verlag angenommen wurde?

Ich hatte sehr viel Glück und konnte mir die klassischen Hindernisse zum größten Teil sparen. Das erste große Manuskript habe ich beim Wolfgang-Hohlbein-Preis 2003 eingereicht und es wurde genommen und sofort aufgelegt. Und damit waren die Türen offen.


Ihr neuester Roman ist „Faunblut“, eine etwas andere Fantasy-Geschichte. Worum geht es in diesem Roman?

Da zitiere ich am besten die Inhaltsangabe: „Eine Metropole am Rande der Zeit. Eine Herrschaft im Zeichen der Gewalt. Und eine Liebe wider jede Vernunft. Als Jade, das Mädchen mit den flussgrünen Augen, den schönen und fremdartigen Faun kennenlernt, ist ihre Welt bereits am Zerbrechen. Aufständische erheben sich gegen die Herrscherin der Stadt und die sagenumwobenen Echos kehren zurück, um ihr Recht einzufordern. Jade weiß, auch sie wird für ihre Freiheit kämpfen. Doch Faun steht auf der Seite der Gegner.“


„Faunblut“ ist bereits als Hörbuch erhältlich. Hören Sie sich Ihre eigenen Romane, die bereits vertont wurden, auch an?

Einmal auf jeden Fall, ja. Einfach weil es unglaublich spannend ist, einem Schauspieler zuzuhören. Es ist eben doch ein Unterschied, ob ein geschulter Sprecher einen Text liest oder man selbst es versucht. Aber ab und zu kann ich mir dabei aber für meine eigenen Lesungen vor Schulklassen etwas ablauschen.


Inwiefern werden Sie bei Kürzungen des Romanstoffs für Hörbücher mit einbezogen?

Ich bekomme die Endversion und kann noch Details ändern oder umstellen. Aber im Großen und Ganzen unterliegt der Umfang der Kürzungen ohnehin den Vorgaben der Kalkulation (4 oder 5 CDs? Welcher Sprecher?). Und oft funktioniert ein gekürzter Roman als Sprechfassung so erstaunlich gut, dass ich mir denke: „Hättest du die Papierversion doch auch noch etwas gekürzt!“


Wieso schreiben Sie Jugendbücher? Was macht den Reiz daran aus, für junge Leser zu schreiben?

Weil sich in den jugendlichen Romanfiguren eine interessante Zeit im Leben spiegelt: die Zeit der Umbrüche, der Anfänge. Zwischen 13 und 23 entscheidet sich einfach sehr viel im Leben. Von diesen Entscheidungen zu erzählen, macht mir sehr viel Spaß. Umso mehr, wen ich damit die jüngeren Leser erreiche und Rückmeldungen bekomme, dass ihnen die Figuren gefallen.


Sie schreiben nicht nur Fantasy-Romane, sondern auch Krimis und historische Romane. Können oder wollen Sie sich auf kein bestimmtes Genre festlegen?

Weder können noch wollen. Ich liebe jedes Genre für sich oder auch wild gemischt. Müsste ich mich festlegen, würde ich mich fühlen wie ein Maler, dem man sagt: „So, und ab heute malst du bitte nur noch in Öl und nur noch mit Blautönen.“


Worauf dürfen Ihre Leser sich als nächstes freuen? Woran arbeiten Sie derzeit?

Wieder an einem ganz klassischen Krimi – Mörderjagden, geheimnisvolle Todesfälle, zwielichtige Gestalten an einer Schule und noch zwielichtigere Leute in der Nachbarschaft der Hauptfigur.


Wie gehen Sie mit Kritik an Ihren Werken um?

Wenn es geht, versuche ich daraus zu lernen und mir den Kern zu Herzen zu nehmen. Wenn jemand ganz offensichtlich schlichtweg mit dem Stil oder den Figuren nichts anfangen kann, sehe ich es als ganz natürliche statistische Erscheinung (jeder liest im Grund ein anderes Buch). Geht die Kritik sehr unsachlich unter die Gürtellinie, dann versuche ich sie schlichtweg zu ignorieren.


Was lesen Sie selbst gerne?

Biographien, Kurzgeschichten und Science Fiction.


Gibt es etwas, das Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Eigentlich nur: Lasst uns lesen! :-)


Herzlichen Dank für das Interview!