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Sam schläft. Ich könnte ihn jetzt töten. Vielleicht würde ich ihm damit sogar einen Gefallen tun. Als wir nach dem Überfall zu uns kamen, waren wir in diesem alten Schwimmbad. Fünf Meter hohe Kachelwände. Keine Leiter. Ich habe Sam umarmt. Seinen Geruch eingeatmet, den ich so sehr liebe. Dann klingelte das Handy, und wir begriffen den grausamen Plan.

Amy sieht mich nicht an. Spricht nicht mit mir. Vielleicht gibt es nichts mehr zu sagen. Jeden Quadratzentimeter unseres Kerkers haben wir nach einem Fluchtweg abgesucht. Nur die Pistole hat keiner von uns angerührt. Bisher.

Zwei Geiseln. Eine Kugel.
Ein Albtraum beginnt.
Auch für Detective Helen Grace.

  

Eene Meene 

Originaltitel: Eeny Meeny
Autor: M.J. Arlidge
Übersetzer: Karen Witthuhn
Verlag: rowohlt
Erschienen: 02.05.2014
ISBN: 978-3-499-23835-2
Seitenzahl: 368 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Helen Grace sieht sich mit einem seltsamen Mordfall konfrontiert, denn ein unauffälliges Mädchen hat ihren über alles geliebten Freund erschossen und behauptet, dass dies der einzige Weg war, nicht selbst zu sterben. Helen ist skeptisch, doch als ein weiterer, ähnlich gearteter Fall auf ihrem Schreibtisch landet, muss sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass ein Serienmörder am Werk ist und einen perfiden Plan verfolgt ...

Zwei Menschen werden eingesperrt - ohne Wasser, ohne Nahrung, nur mit einer Pistole, in der genau eine Kugel steckt. Einer muss den anderen töten, sonst sterben beide ... Der Thriller, den M.J. Arlidge mit "Eene Meene" zu Papier gebracht hat, geht unter die Haut, denn der Leser stellt sich zwangsläufig die Frage, wie er selbst in solch einer Situation handeln würde. Eine vielversprechende Grundidee, die äußerst packend umgesetzt worden ist.


Stil und Sprache
Im ersten der schlicht durchnummerierten Kapitel wird der Leser direkt ins kalte Wasser geworfen. Kein sanfter Einstieg, kein Herantasten an die Geschichte, sondern direkt knallharte Tatsachen. Man lernt die ersten beiden Opfer kennen - denn egal, wer von beiden überleben wird, derjenige wird danach nicht mehr der gleiche Mensch sein. Genau das vermittelt der Autor auf anschauliche Art und Weise und der Leser leidet mit den Figuren. "In einem Albtraum ist es schwer, Realität und Phantasie zu unterscheiden." (Seite 114)

Zwar wird durchgehend in der dritten Person erzählt, dennoch ist der Stil eindringlich und - wenn auch zu Beginn noch etwas distanziert und nüchtern - emotional. Dabei kommt überwiegend die Hauptfigur Helen Grace zu Wort, aber auch zahlreiche andere Figuren gewähren Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Klar und sachlich werden Fakten präsentiert, doch je weiter die Geschichte voran schreitet, desto intensiver und umfassender wird das Innere der Figuren dargestellt, die einem schon bald nicht mehr wie auf Papier gebannte Konstrukte erscheinen, sondern wie lebende Menschen.

Dem Debütroman von M.J. Arlidge kommt seine langjährige Erfahrung als Drehbuchautor sicherlich zugute, denn die Story schreitet bild- und temporeich voran. Meist lässt sich der Text flüssig lesen, selten stolpert man jedoch über ungewohnte Begriffe, wie zum Beispiel auf Seite 206: "Während Hannnah Mickery in der Zelle ihr Mütchen kühlte, blieb Helen genug Zeit zum Handeln." Oder auf Seite 291: "Eine Frau in Steppjacke und Trainingshose kam in den Pub geschiggert." Das kann einen durchaus kurzfristig aus der Geschichte heraus reißen, doch wenig später ist man schon wieder mitten drin in der spannenden Handlung und mag das Buch gerade zum Ende hin gar nicht mehr aus der Hand legen. Eine Mordserie, Korruption, private Probleme und Sex - eine brisante Kombination, die für einige Überraschungen sorgt.


Figuren
117 kurze Kapitel, häufige Wechsel des Handlungsstrangs bzw. der Erzählperspektive - und doch wird man schnell mit den Figuren warm, die treffend und eingängig in Szene gesetzt werden. Nicht nur die Hauptfigur Helen Grace ist schon bald eine vertraute Führerin durch den Thriller, auch die Nebenfiguren entwickeln schnell Persönlichkeit. M.J. Arlidge versteht es hervorragend, jede einzelne von ihnen mit markanten Eigenschaften, vor allem aber auch Fehlern auszustatten, und lässt sie so in einer breiten Palette an Grautönen schillern.


Aufmachung des Buches
Dem Motto der Geschichte folgend hat sich der rowohlt-Verlag auch für das Buch eine nette PR-Aktion überlegt, denn der Leser muss sich ebenfalls entscheiden: Möchte er das Taschenbuch in Grün- oder Rottönen haben? So oder so ist das schlicht gestaltete Cover ein Hingucker und die Verarbeitungsqualität des Buches sehr gut.


Fazit
Dieser Thriller sorgt für schlaflose Nächte - und das nicht nur auf Seiten der Hauptfigur Helen Grace. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, kann man gar nicht anders, als das Buch zügig zu lesen und der Auflösung entgegen zu fiebern.


4 5 Sterne


Hinweise
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