Smaller Default Larger

Eine junge Frau wird in Barcelona von der U-Bahn erfasst: War es Selbstmord? Aber was bedeutet dann das einzige Foto auf ihrem Handy? … darauf drei erhängte Hunde. Inspektor Salgados Ermittlungen führen ihn zu einem Kosmetikunternehmen, dessen schöner Schein fast alles überstrahlt – bis auf einen weiteren Selbstmord. Und die stille Angst in den Gesichtern ...

 

Der einzige Ausweg 

Originaltitel: Los buenos suicidas
Autor: Antonio Hill
Übersetzer: Thomas Brovot
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 09. Dezember 2013
ISBN: 978-3-518-46487-8
Seitenzahl: 390 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Inspektor Salgado ist ratlos ob es seltsamen Selbstmordes einer jungen Frau. Ein ominöses Bild auf ihrem Handy scheint der Schlüssel zu sein. Aber zu was? Die Spuren führen zu einem Kosmetikunternehmen, in dem jeder ein Geheimnis zu haben scheint und niemand ist gewillt dieses preis zu geben. Wissen die ehemaligen Mitarbeiter der jungen Frau, warum diese nicht mehr leben wollte? Oder muss sogar noch jemand sterben?

Geheimnisse haben die unliebsame Angewohnheit, immer irgendwann ans Licht zu kommen, vor allem je stärker man versucht, sie zu bewahren. Dieser innere Konflikt ist oft schwer zu ertragen. Der Autor erschafft hier eine ebensolche Atmosphäre, die dem Leser suggeriert, dass er selber der Bewahrer des Geheimnisses ist, auch wenn man noch nicht weiß, worum es sich handelt. Wirklich gut inszeniert.


Stil und Sprache
Der Autor wählt hier die beobachtende Erzählweise, um dem Leser ein möglichst breites Spektrum an Ereignissen bieten zu können. Dies erweitert er noch zusätzlich mit der Tatsache, dass immer mehrere Kapitel mit einer anderen Person überschrieben sind. Das heißt nicht, dass die Haupthandlung still gelegt wird, doch die zentrale Rolle spielt jeweils zuvor genannte Person. Dies ist insofern ein geschickter Schachzug, als dass man den Haupthandlungsstrang zwar durchgängig weiter verfolgt, aber immer wieder andere Perspektiven geboten bekommt. Die Informationen, die man so erhält, muss man nun nur noch richtig auswerten, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Doch das ist gar nicht so einfach wie es sich anhört, denn allein aus der Masse an Hinweise die relevanten herauszufinden ist ein Spezialgebiet für sich.

Von Anfang an setzt Antonio Hill auf Spannung. Diese entsteht zumeist durch das, was nicht erwähnt wird. Hier überlässt er es oft der Fantasie des Lesers, diese Passagen mit Leben zu füllen. Und da man häufig dazu neigt, das Schlimmste anzunehmen, wird natürlich umso mehr Spannung erzeugt. Damit das Geheimnis, um das sich das gesamte Geschehen rankt, nicht zu früh verraten wird, ist es notwendig, dass viel mit Andeutungen gearbeitet wird, um den Leser nicht zu früh auf die richtige Spur anzusetzen.

Der flüssige Schreibstil ermöglicht es dem Leser, sich schnell in das Geschehen einzufühlen und ihm ohne Stockungen zu folgen. Manchmal hat man das Gefühl, es gibt ein paar Ruhephasen, doch schaut man sich das Geschehen genauer an, zeigt sich, dass es sich nur um eine noch größere Handlung handelt, die sich bereits im Vorgängerband ankündigte und vermutlich auch in einem Folgeband weitergeführt wird. Mit diversen Wendungen versucht der Autor den Leser immer wieder zu verwirren und in falsche Richtungen zu locken, was zunächst auch noch gut gelingt. Zum Ende hin bleibt es häufig bei dem Versuch und die Auflösung zeichnet sich immer deutlicher ab. Hier hätte man sich gewünscht, dass das Niveau gehalten werden kann.


Figuren
Héctor Salgado hat im Grunde ein großes Herz, wenn auch manchmal ein hitziges Gemüt. Doch das eine muss das andere nicht ausschließen, er muss nur lernen, sich in den richtigen Situationen zu beherrschen, um seinen Job nicht weiter zu gefährden. Wichtige Ereignisse aus dem ersten Band werden hier noch einmal aufgegriffen, um dem Leser anzuzeigen, wo der Charakter nun steht und wie er dahin gelangt ist. Langatmige Erläuterungen werden vermieden, indem diese Passagen zumeist in Dialogen stattfinden, in denen auch Charaktere informiert werden, die möglicherweise noch nichts von den Ereignissen wussten. Dennoch ist es hilfreich, auch den ersten Band mit Inspektor Salgado zu kennen, um ihn und seine Person wirklich richtig einschätzen zu können. Nach wie vor ist er ein sympathischer Zeitgenosse, dem man gerne hilfreich zur Seite stehen würde, um die Ermittlungen anzugehen.

Auch die Darstellung der weiteren Personen findet wieder während des Erzählflusses statt, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Da dieses Mal jedoch über die Hälfte der wichtigen Figuren Geheimnisse hüten, ist es nicht so einfach, sie richtig einzuschätzen. Schnell zu merken ist dagegen, wenn sich jemand verstellt, um der Versuchung zu widerstehen, etwas auszuplaudern. 


Aufmachung des Buches
Dieses Cover des Taschenbuchs zeigt genau das was der Titel prophezeit, nämlich nur einen einzigen Ausweg. Es macht den Anschein, als stünde man in einem Innenhof, mit Blick in den rabenschwarzen Himmel, aus dem es ansonsten kein Entrinnen gibt. Die Fassade des Gebäudes ist in rot gehalten, hinter einigen Fenstern sieht man Licht, aber keine Personen. Ein wenig beklemmend wirkt der Blick, je länger man das Bild betrachtet. So wird man schnell in die Atmosphäre versetzt, die der Autor auch innerhalb des Buches erschafft.


Fazit
Durch minimale inhaltliche Mankos zum Ende des Geschehens ist dieser zweite Band im direkten Vergleich zum ersten ein wenig schwächer. Natürlich bleibt er dennoch absolut empfehlenswert und sollte auf alle Fälle konsumiert werden.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Der Sommer der toten Puppen

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo