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EINER GEWINNT, DIE ANDEREN VERLIEREN – DIE LIEBE SIEGT

1925: Die Rallye »Von Triumph zu Triumph« von Paris nach Berlin verspricht, das Ereignis des Jahres zu werden, und zieht eine illustre Fahrerschaft an. Für den Abenteurer Alastair MacAlan ist ein Sieg die letzte Hoffnung vor dem endgültigen Abstieg, doch einige andere Teilnehmer haben weit dunklere Motive.
Als die junge Berliner Journalistin Emmalou von der abenteuerlichen Unternehmung erfährt, ist sie wie elektrisiert – sie will das Rennen mit dem Flugzeug begleiten, um mit einem sensationellen Bericht Anerkennung zu finden. Doch bei einem Blick auf die Teilnehmerliste entdeckt sie einen Namen, der alte Erinnerungen in ihr weckt, die sie längst begraben glaubte ...

 

Triumph des Himmels 

Autorin: Andrea Schacht
Verlag: blanvalet
Erschienen: 24. März 2014
ISBN: 978-3-764504595
Seitenzahl: 576 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Die Ankündigung des amerikanischen Ölbarons Frank Tilman mit deutschem und französischem Automobilclub eine Rallye von Paris nach Berlin veranstalten zu wollen, stößt auf großes allgemeines Interesse. Auch die junge Journalistin Emmalou, die in Berlin für die Illustrierte das „Bunte Blatt“ zu ihrem Leidwesen nur für die Hausfrauen-Rubrik zuständig ist, möchte diese einmalige Gelegenheit nutzen, um sich mit Reportagen über das spektakuläre Autorennen endlich einen Namen zu machen. Sie beschließt, als fliegende Reporterin über den Rennverlauf und die aufregenden Geschehnisse während der Rallye zu berichten. Schon bald hat die abenteuerlustige Emmalou mit ungeahnten Schwierigkeiten zu kämpfen und muss sich zudem den Geistern ihrer Vergangenheit stellen. Viele aus dem international besetzten Teilnehmerfeld sind weniger an Völkerverständigung interessiert, sondern kämpfen vielmehr aus verschiedensten persönlichen Gründen verbissen um den Sieg. Einigen scheint sogar jedes Mittel recht zu sein, um unliebsame Konkurrenten auszuschalten.

Andrea Schachts neuester Roman handelt von der fiktiven abenteuerlichen Autoralley »Von Triumph zu Triumph«, in deren Mittelpunkt jede Menge dramatischer Verwicklungen, Eifersucht, Intrigen, Habgier und Verrat stehen. Die Geschichte ist vor dem gut recherchierten, historischen Hintergrund der wilden „Goldenen Zwanziger“ angesiedelt und lässt uns in die aufregende Aufbruchstimmung zwischen Ende des Ersten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise eintauchen.


Stil und Sprache
Die Handlung ist hauptsächlich aus der personalen Erzählperspektive geschrieben. Die Autorin wechselt diese aber auch immer wieder, wobei die Kapitel aus Emmalous Sicht in der ersten Person erzählt werden. Sehr fesselnd ist auch die Perspektive des anonymen, skrupellosen Soboteurs in der dritten Person, dessen Identität dem Leser lange verborgen bleibt.
Die Autorin versteht es, den Leser auf eine ganz eigene, routinierte Art durch die Geschichte zu führen, die mit ihren verschiedenen Handlungssträngen sehr vielschichtig angelegt ist. Durch ständige Perspektiv- und Schauplatzwechsel baut sie behutsam Spannung auf, schon bald zittert man mit den Fahrern während des rasanten Rennens mit und fiebert dem Finale in Berlin entgegen. Neben vielen sehr amüsanten Episoden sorgen immer wieder unerwartet eintretende Ereignisse und plötzliche Wendungen für Abwechslung und kurzweilige Unterhaltung. Zusätzliche Würze erhält das Geschehen durch die vielen rätselhaften Verwicklungen der Teilnehmer untereinander und den schicksalhaften Geheimnissen im Zusammenhang mit Erlebnissen während des Ersten Weltkriegs, die für eine unheilvolle Stimmung sorgen. Erst allmählich werden die vielen Heimlichkeiten und Querverbindungen, die mit der undurchsichtigen Vergangenheit vieler Figuren zusammenhängen, gelüftet, so dass schließlich die verschiedenen Handlungsstränge zusammen laufen. Die Auflösung ist zwar insgesamt schlüssig, doch gibt es etwas zu viele Zufälle, wodurch einiges etwas zu konstruiert wirkt.

Obwohl Schacht die Thematik des Ersten Weltkriegs eingebaut hat, werden die angeschnittenen Themen nie allzu tiefgründig und problembehaftet behandelt, so dass der Fortgang der Handlung nie seine allgemeine Leichtigkeit und humorvolle Grundstimmung verliert.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfach und schnörkellos gehalten, wodurch sich das Buch sehr zügig und angenehm lesen lässt. Auffallend sind die vielen dialogreichen Szenen, die ein rasantes Tempo in die Geschichte bringen. Auf sehr originelle Weise wird jedes Kapitel mit einem äußerst passenden Motto eingeleitet, das hauptsächlich Volks- und Soldatenliedern bzw. Schlagern entnommen wurde oder witzige Berliner Redensarten wiedergibt.
Interessant und gut recherchiert sind die vielen Hintergrundinformationen zu den damaligen Autotypen wie Tin Lizzy, Horch oder Amilcar. Sehr passend hierzu wurden den einzelnen Etappen zur zusätzlichen Untergliederung stimmungsvolle, in schwarz-weiß gehaltene Illustrationen vorangestellt, die unterschiedliche Oldtimermodelle vor Sehenswürdigkeiten zeigen. Die detaillierten Schilderungen zum allgemeinen Umfeld des Rennens und den Ereignissen während des Rennverlaufs wirken sehr authentisch und überzeugend, so dass man sich sehr gut in das besondere Flair und die speziellen damaligen Herausforderungen hineinversetzen kann.


Figuren
Andrea Schacht lässt in ihrem Roman eine Fülle von interessanten Charakteren auftreten, über die man glücklicherweise stets den Überblick behält. Lebendig und facettenreich wirken die vielen Figuren, deren Charakter weniger durch ausführliche Beschreibungen der Autorin als eher durch ihre Handlungen und Äußerungen zu Tage tritt. Die äußerst illustre Schar von Figuren mit ihren teilweise recht ausgefallenen Namen und skurrilen, liebenswerten Eigenarten ist von großem Unterhaltungswert und entlockt einem so manches Schmunzeln, so beispielsweise der schwule französische Rennfahrer Gregoire mit seinen Flapper-Schwestern ChiChi und ChouChou oder die britischen Piloten-Brüder Beau und Chester, die stets ein Liedchen trällern. Ob nun die emanzipierte, unternehmungslustige Emmalou, der geheimnisumwitterte Abenteurer MacAlan oder der herzerfrischende Fritz mit seiner „Berliner Schnauze“ - bei so vielen sympathischen Figuren fällt es wirklich schwer, einen Liebling zu benennen. Obwohl einige Figuren recht überzeichnet und klischeehaft wirken, entfalten die meisten Protagonisten im Laufe der Handlung mit ihrer besonderen Persönlichkeit einen ganz eigenen Charme. Die Autorin hat zudem sehr gut herausgearbeitet, wie unterschiedlich die Menschen 7 Jahre nach Kriegsende mit ihren traumatischen Erlebnissen und persönlichen Wunden umgehen, so dass ihr Verhalten für den Leser schlüssig und auch ihre Beweggründe gut nachvollziehbar sind.

Natürlich dürfen bei einer solchen Geschichte auch die undurchsichtigen Bösewichte nicht fehlen, die den anderen das Leben schwer machen und sich äußerst skrupellos durchs Leben schlagen.


Aufmachung des Buches
Sehr ansprechend ist die Gestaltung des gebundenen Buchs mit Schutzumschlag und dunkelrotem Lesebändchen. Das farblich dezent gehaltene Cover fängt mit den dargestellten Motiven von Oldtimer, Doppeldeckerflugzeug und junger Frau mit Koffer ein wenig das Flair der Zwanziger Jahre ein. Durch das Coverbild im Stil einer alten, nachträglich kolorierten Fotografie wird der Leser sehr schön auf die Geschichte eingestimmt. Blass und schemenhaft sind Eiffelturm und Brandenburger Tor auf Vorder- bzw. Rückseite des Buchs als Wahrzeichen von Paris und Berlin zu erkennen, die zugleich Ausgangs- und Endpunkt des im Mittelpunkt des Romans stehenden Autorennens sind.

Auf den beiden Innendeckeln findet sich eine Übersichtskarte zum Streckenverlauf der fiktiven Rallye „Von Triumph zu Triumph“, auf der die verschiedenen Stationen entlang der Rennstrecke von Paris bis Berlin eingezeichnet sind.

Insgesamt 74 Kapitel führen durch das Buch, am Ende des Romans finden sich ein ausführliches Nachwort der Autorin zu interessanten historischen Details und ein mit „Dramatis Personae“ betiteltes Personenregister, das mit seinen Kurzbeschreibungen einen hilfreichen Überblick über die vielen Figuren des Romans gibt.


Fazit
"Triumph des Himmels" ist ein unterhaltsamer und kurzweiliger historischer Roman über eine abenteuerliche Autorallye zur Völkerverständigung mit fesselnden Verwicklungen und Intrigen. Ein empfehlenswerter Schmöker zum Abtauchen in die lebenslustige Zeit der „Goldenen Zwanziger“, der vor allem mit äußerst liebenswerten Charakteren und seinen großen und kleinen Helden punkten kann!


4 Sterne


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