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Es gibt andere Welten als diese …

Stephen Kings Saga Der Dunkle Turm fasziniert die Leser seit 30 Jahre. Der Mann in Schwarz, der zehnte Band der epischen Graphic Novel, schildert Geschehnisse aus den Romanen Tot und Schwarz, in denen Rolands unablässige Suche nach dem Dunklen Turm ihren Anfang nahm – oder doch ihr Ende?

Um den Mann in Schwarz und den Dunklen Turm zu erreichen, ist Roland bereit, alles zu riskieren. Sein Leben, seine Seele und Jake, den Jungen aus dieser merkwürdigen, fremden Welt der U-Bahnen und Leuchtstoffröhren.

 

Der Dunkle Turm 10  Originaltitel: The Dark Tower: The Gunslinger – The Man in Black
Autor: Stephen King, Robin Furth
Übersetzer: Oliver Hoffmann
Illustration: Richard Isanove, Alex Maleev
Verlag: Panini Comics
Erschienen: März 2014
ISBN: 978-3-86201-797-3
Seitenzahl: 140 Seiten
Altersgruppe: Jugendliche und Erwachsene


Grundidee der Handlung
Der Mann in Schwarz, zehnter Band der Graphic Novel-Adaption von Stephen Kings epischer Endzeitsaga Der Dunkle Turm, beschreibt vor allem das Ende des Romans Schwarz. Auf der Jagd nach Marten, den Mann in Schwarz, müssen sich Roland von Gilead und Jake unter das Gebirge begeben. Doch in den Tiefen der alten Gänge und Anlagen herrscht nicht nur die Dunkelheit, auch finstere Kreaturen warten auf Frischfleisch. Zudem lastet die Drohung, die der Mann in Schwarz Roland gegenüber ausgesprochen hat, schwer auf ihm und Jake …

Bis auf einige wenige, erzählerische Freiheiten haben sich die Autoren der Graphic Novel um den Dunklen Turm erneut sehr eng an Stephen Kings Romanvorlage gehalten. Packend, düster und beklemmend wird dieser Abschnitt erzählt und in Bilder adaptiert.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Bevor das Team um Robin Furth zum zehnten Teil der illustrierten Erzählung führt, begrüßt Furth den Leser und erläutert seine Gründe, dieses Mal inhaltlich von der Romanvorlage Stephen Kings abgewichen zu sein. Tatsächlich entspricht seine Interpretation nicht dem Romanende von Schwarz in allen Details, offensichtlich aber aus gutem Grund. Und während der Verlag auf seiner Homepage vom letzten Teil der Reihe spricht, grüßt Robin Furth „Bis zum nächsten Wiedersehen …“. Zusammen mit der Ankündigung eines weiteren Teils, Sheemies Geschichte, zum Beginn der Galerie darf man gespannt sein.

Die zeichnerische Arbeit an diesem Band hat – neben Richard Isanove – diesmal Alex Maleev übernommen, auf den man in der Graphic Novel-Reihe um den Dunklen Turm erstmalig trifft. Die Gestaltung der Kapitelseiten, die an altes Metall erinnern, sind beibehalten worden. Auch der für diese Graphic Novel-Adaption so typische Stil – etwas rau und in den Landschaften stets dunstig, düster und hochatmosphärisch – wurde von allen Zeichnern, die an Der Dunkle Turm gearbeitet haben, ähnlich dem Erzählrhythmus, beibehalten. Und nicht zuletzt die tiefen Schatten und hohen Kontraste, welche die Charaktere auf einmalige und plastische Weise  heraus formen, finden sich als Gestaltungsmerkmal in allen Bänden.
Doch Alex Maleev bringt zugleich seine eigene Ausdrucksform ein. Während die Zeichnungen zumeist zufriedenstellen, zeigt der genaue Blick doch eine etwas gröbere Ausführung, als man sie beispielsweise von Jae Lee kennt, der seinerseits feiner arbeitet. Besonders deutlich wird das bei dem ersten Blick in die Vergangenheit, ausgelöst von Jakes Gabe, in der er stellenweise ein leeres Gesicht hat, während das Innere der Wagons ein gutes Maß an Details offenbart. Im Gespräch mit Jake erinnert sich auch Roland an die Vergangenheit von Innerwelt, an die Tradition der Commala. Helle, natürliche Farben unter freiem Himmel, gedecktere in Räumen, begleiten diese Erinnerungen ebenso, wie ein auffällig grober Zeichenstil, der sich vom übrigen Comic deutlich abhebt. Die gezeigten Einzelheiten sind zwar jederzeit noch erkennbar, die Darstellung mit ihren Farbverläufen jedoch eher kantig und hart, zugleich erinnert das Finish an die Optik stark gealterter Fotos. An dieser Stelle wandelt sich die sonst tiefschwarze Panelumrandlung erstmalig ins Weiße.

Die Erscheinung vom Mann in Schwarz im lodernden, nächtlichen Lagerfeuer ist dem Zeichner gelungen. Schaurig und fordernd, ganz in (s)einem natürlichen Element. Auch seine Worte heben sich in der Verwendung auffälliger Sprechblasen von den Entgegnungen Rolands deutlich ab. Die Konfrontation, die er mit Roland sucht, ist voller Häme und Emotionen. Die Einsamkeit und dämmernde Erkenntnis von Jake ob seines Schicksals in der sterbenden Mitwelt wird in seiner Mimik, die Traurigkeit im Blick seiner stahlblauen Augen deutlich. Die Angst tief in den Höhlen unter dem Gebirge manifestiert sich sowohl in seinen Selbstgesprächen, als auch in den Bildern, die reale oder symbolische Bedrohungen zeigen. So wirkt die klaustrophobische Stimmung dabei auf den Leser besonders prägnant ein.
In den tiefen Schatten unter dem Berg wirkt das, was man von Rolands Zügen erkennen kann, zäh, hart und reif. Zumeist ist sein Gesicht aber von Schatten eingehüllt, nicht zuletzt auch wegen seines Hutes.

Ein scheußlicher Anblick sind die feindseligen Kreaturen, die tief unter dem Gebirge hausen. Grellgrüne Haut, bösartige Augen, Klauen und Reißzähne, sowie eine lange, spitze Zunge charakterisieren die Langsamen Mutanten. Die garstigen Wesen setzen Jake und Roland ordentlich zu und sterben in ihrem grün leuchtenden Blut. Auch ohne typische Bewegungs-Stilmittel wie Speedlines o.ä. entfalten diese Szenen in der Dunkelheit eine beklemmende Dynamik, eine Dramatik um Leben und Tod, bei der man den großen Bildern die etwas gröbere Ausführung gerne nachsieht. Strukturen alter Industriehallen prägen den unterirdischen Bahnhof, in dem Jake und Roland anschließend einfahren, und verleihen den verlorenen Eindruck einer vergangenen, einst blühenden Zivilisation.

Die Farben bei der Wanderung durch die dunklen Höhlen sind zunächst im Schein der Fackeln orange und warm, in Szenen, die sich dem Mann in Schwarz widmen, jedoch kalt und grünblau. Als Roland und Jake auf ihrer Wanderung auf das Licht verzichten müssen, wechselt die Farbgebung überwiegend ins Blauschwarze.

Hell und in bläuliches Licht wird die Schlüsselszene des Romans Schwarz in dieser Graphic Novel umgesetzt, und zugleich dramatisch und eindringlich. Voll bösartigem Vergnügen schaut dabei der Mann in Schwarz zu, sein Gesicht von zahlreichen Schatten unter der Kapuze mit einem düsteren, raubtierähnlichen Aussehen charakterisiert. Währenddessen spiegeln sich in Jakes und Rolands Gesichtern das blanke Entsetzen, die Panik, aber auch Erkenntnis. In der abschließenden Sequenz von Der Mann in Schwarz nehmen die Panelränder erneut das Weiß an und verdeutlichen damit den entscheidenden Wandel für das Kommende, die Veränderung der Geschichte. Die Vision, die Roland auf dem alten, dunstigen Schlachtfeld empfängt, und die anschließende Erklärung sind voller Symbolik und farbreich, wenngleich unaufdringlich, visualisiert.


Aufmachung des Comic
Im typischen Verlagsformat wird auch dieser Band der Saga in Form einer Klappbroschur ausgeführt. Von dem grundsätzlich matt gehaltenen Umschlag heben sich nur wenige Elemente, die mit Spotlack veredelt wurden, hervor: auf der Vorderseite ist dies, neben dem Titel, vor allem Roland, der auf einem Felsen steht, während sich auf der Rückseite – böse grinsend – der Mann in Schwarz dem Leser zeigt, in seiner Hand eine Tarotkarte des Dunklen Turms. Die vordere Klappe der Broschur stellt die Inhalte des Comics noch einmal ausführlicher dar, auf der hinteren finden sich Kurzinfos zu den Machern der Graphic Novel-Reihe. Nach der Geschichte dieses Bandes wurden vom Verlag erneut acht Seiten in Galerieform eingefügt, die alternative Covers und Entstehungsskizzen präsentieren.


Fazit
Der Mann in Schwarz führt den Leser an die Schlüsselszenen des Romans Schwarz heran. Beklemmend, bedrohlich und düster, dabei zugleich ungemein dramatisch, ist dieser Teil der Graphic Novel-Reihe um den Dunklen Turm – wenngleich die Zeichnungen teilweise etwas grob ausfallen – gelungen.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 5: Die Schlacht am Jericho Hill
Band 6: Die Reise beginnt
Band 7: Die Kleinen Schwestern von Eluria
Band 8: Die Schlacht von Tull
Band 9: Die Zwischenstation

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