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„Die Menschen hatten drei Jahrzehnte Leid und Sterben hinter sich, und es war höchste Zeit, dass Frieden einkehrte“
Ende des 15. Jahrhunderts. Der König ist tot, es lebe der König. Nach dem Tod ihres Vaters Edward IV. ist Elizabeth of York dem neuen König, ihrem Onkel Richard III., treu ergeben. Doch Richards Herrschaft ist von kurzer Dauer: Er wird von seinem stärksten Widersacher Henry Tudor im Kampf getötet. Nur eine Vereinigung der verfeindeten Häuser York und Lancaster könnte dem blutigen Krieg um die Krone ein Ende setzen. Ist Elizabeth bereit, eine lieblose Ehe mit dem Mörder ihres Onkels einzugehen, um England den langersehnten Frieden zu bringen?

 

Elizabeth Tochter der Rosen 

Originaltitel: The King´s Daughter
Autor: Sandra Worth
Übersetzer: Sabine Schilasky
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: Januar 2014
ISBN: 9783404169269
Seitenzahl: 540 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Mit der Schlacht von Bosworth endet 1485 das blutige Kapitel der „Rosenkriege“, die 30 Jahre lang zwischen den Häusern Lancaster und York um die englische Krone ausgetragen wurden. Der Sieger ist Henry Tudor, der letzte Lancastersproß, der allerdings einer illegitimen Nebenlinie entstammt. Durch die Heirat mit Elizabeth von York, der Tochter Edwards IV., will er seinen Anspruch auf den Thron stärken. Obwohl sie in ihm den Mörder ihres geliebten Onkels Richard III. sieht, willigt sie in diese Ehe, damit in England endlich wieder Frieden einkehrt.

Sandra Worth schildert spannend und glaubwürdig das Leben einer Königin, die zwar als Mutter Heinrichs VIII. in die Geschichte einging, von der persönlich aber nur sehr wenig bekannt ist.


Stil und Sprache
Über die „Rosenkriege“ sind schon viele Romane geschrieben worden. Alle mir bekannten enden praktisch mit dem Tod Richard III. und der Heirat Henry Tudors mit Elizabeth von York, die damit die verfeindeten Familien vereinen.
Sandra Worth erzählt die Geschichte – über die Ehe des Paares und Henrys Regierung - aus Sicht Elizabeths in der „Ich-Form“ weiter, nachdem der Leser sie zunächst durch ihre wechselvolle Kindheit und Jugend begleitet hat. Der Schreibstil lässt sich leicht und flüssig lesen, die Sprache ist bildhaft und authentisch, sodass man sich sehr gut in das Geschehen hineinversetzen kann. 

Leider enthält das Buch aber eine ganze Reihe historischer Fehler, von denen jedoch wahrscheinlich einige der Übersetzung anzurechnen sind: So z.B. wenn auf S. 70 die Exkönigin Marie von Anjou – Zitat: „ … um ihren kleinen Sohn trauert..“ Dieser starb mit 18 Jahren auf dem Schlachtfeld und wird wohl im Original mit „young = jung“ bezeichnet worden sein. Auf Seite 156 erzählt Königin Anne – Gattin Richard III. und Tochter des Grafen von Warwick – der Prinzessin von einem Ereignis .. Zitat: „ … es war kurz nach der Krönung meines Vaters“ gemeint ist aber die Krönung von Edward IV., also müsste es „ .. deines Vaters ..“ heißen. Die mehrfache Erwähnung von Kartoffeln - noch vor der Entdeckung Amerikas – oder dass auf S. 309 aus Katharina von Aragon die zweitälteste Tochter des spanischen Königspaares gemacht wird, während sie tatsächlich die jüngste von 4 Schwestern war, fallen Lesern, die geschichtlich nicht so bewandert sind, wahrscheinlich gar nicht auf. Verwundern wird aber vielleicht einige, dass auf Seite 40 Edward IV. seinen Schwager .. Zitat: „….zum Prince of Wales ernannte ..“ denn die meisten werden wissen, dass dieser Titel bis heute nur vom englischen Thronfolger getragen wird. Der König übergab Anthony Woodville lediglich das wichtige Amt des Erziehers des Kronprinzen Edward. Für den Verlauf der Handlung sind diese Fehler nicht relevant, sie zeigen aber, dass Vieles nicht sorgfältig recherchiert/übersetzt wurde und sollen daher nicht unerwähnt bleiben.


Figuren
Elizabeth von York ist eine der am wenigsten bekannten englischen Königinnen. Sie verbrachte die Zeit bis zu ihrer Ehe fast ausschliesslich bei ihrer Mutter – Elizabeth Woodville – deren historische Rolle sehr gut dokumentiert ist. Von daher weiß man auch vieles über die junge Prinzessin. Nach der Heirat mit Henry VII. erfährt man aber kaum mehr etwas über sie. So füllt die Autorin die Lücken mit viel Phantasie, aber sehr einfühlsam und nachvollziehbar. Zwar hätte man sich des Öfteren mehr Initiative von Elizabeth gewünscht, zumindest den Versuch, Einfluß auf ihren Mann zu nehmen, aber das scheitert an den Erfahrungen ihrer Kindheit. Der ständige Wechsel zwischen Palast und Asyl, glanzvollem Hofleben und Armut, haben sie zermürbt und lassen sie resignieren. Sehr klar erkennt sie auch, dass Habgier und Herrschsucht ihrer Mutter die „Rosenkriege“ gefördert und zum Untergang des Hauses York und letztlich auch der Woodvilles beigetragen haben und das Land ins Elend führten. Auch Henry sieht diese Zusammenhänge so und ist fest entschlossen, sich nicht in gleicher Weise von seiner Frau abhängig zu machen, wie Edward IV., der – ausser auf dem Schlachtfeld – eher ein schwacher König war und mehr an seinem Vergnügen als am Wohl des Volkes interessiert. Dazu kommt noch, dass ihre Verbindung eine Zweckehe ohne Liebe ist. Henry geht buchstäblich „über Leichen“ um seinen Thron zu sichern. Die langen Jahre im Exil, ohne Freunde, immer in Gefahr, haben ihn zu einem mißtrauischen, verschlossenen Menschen gemacht, der überall Verrat wittert und nur seiner Mutter Margaret Beaufort vertraut. Sowohl diese, wie auch alle weiteren historischen Personen werden - bis auf die oben genannten Fehler - nah an den von ihnen bekannten Daten und Fakten geschildert.

Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt eine junge Frau – mit dem Rücken zum Betrachter – deren goldfarbenes Kleid sich gut vom dunkelbraunen Hintergrund abhebt. Der Titel ist in erhabenen Lettern aufgeprägt. Den Anfang macht eine Stammtafel der Familien Lancaster und York. 29 datierte und betitelte Kapitel, sowie ein kurzer Epilog umfassen den Zeitraum von 1470 – 1503. Daran schließen sich ausführliche historische Anmerkungen der Autorin, eine Literaturliste, ein kurzes Verzeichnis der 7 Hauptfiguren und eine Danksagung an.

Fazit
Die Zeit der „Rosenkriege“ ist eine der interessantesten Epochen der englischen Geschichte und bereits in vielen Romanen verarbeitet worden. Auch von Heinrich VIII. und seinen 6 Frauen gibt es eine Fülle von Büchern. Über die Jahre dazwischen, die Ehe seiner Eltern und die Regierung seines Vaters ist – meines Wissens nach – in Deutschland noch kein Buch erschienen. Sandra Worth hat also hier eine Lücke geschlossen, mangels gesicherter Informationen mit ihrer eigenen Sicht der Dinge, aber fesselnd und gut vorstellbar. Es könnte durchaus so gewesen sein. 
Die vielen historischen Fehler - die ich hier gar nicht alle aufzählen konnte - haben mich aber doch sehr gestört und daher leider die Bewertung beeinflusst.


4 Sterne


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