Smaller Default Larger

Schon in frühester Jugend ist Lillian dem Zauber des Kochens verfallen. Heute besitzt sie ein erfolgreiches Restaurant, besonders wichtig ist ihr aber die Weitergabe ihres kulinarischen Wissens. Und so trifft sich jeden zweiten Montag im Monat eine bunt gemischte Teilnehmerschar in ihrem Kochkurs. Alle suchen sie nach dem perfekten Rezept: für ein exquisites Gericht – aber auch für ein glückliches Leben. Während des Kurses werden Ehekrisen gemeistert, zarte Bande gesponnen, Tragödien verhindert und Freundschaften geschlossen. Und am Ende bahnt sich das Glück für alle seinen Weg …

 

Das Liebesmenue 

Originaltitel: The School of Essential Ingredients
Autor: Erica Bauermeister
Übersetzer: Andrea Brandl
Verlag: Goldmann
Erschienen: 16.09.2013
ISBN: 978-3442473755
Seitenzahl: 288 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Lillian hat sich ihren Lebenstraum erfüllt und ist Besitzerin eines angesehenen und sehr gefragten Restaurants, was nicht nur den Profit vor Augen hat, sondern seinen Gästen ein Geschmackserlebnis der besonderen Art bescheren möchte. Einmal im Monat öffnet die exquisite Küche ihre Tore und gewährt blutjungen Anfängern während des Ruhetages einen Kochkurs mit der Meisterin persönlich, die auf ungewöhnliche Weise mit der Zubereitung von Essen einzigartige Geschichten zu erzählen weiß. Dieses Mal hat es eine ganz besondere 8-köpfige Gruppe unter ihre Fittiche gelockt; kann Lillian wieder ihren Küchenzauber wirken lassen?

Das Essen steht als eines unserer Grundbedürfnisse oft und gerne im Mittelpunkt von Liebesromanen, weil das Sprichwort „Liebe geht durch den Magen“ keineswegs eine Floskel, sondern viel mehr eine Lebenseinstellung ist. Die Autorin hat in „Das Liebesmenü“ gezeigt, wie das gemeinsame Schmecken, Fühlen und Genießen eine ganze Gruppe von Fremden zu einer festen Einheit verschmelzen lässt – ähnlich wie einen gut gekneteten Brotteig.


Stil und Sprache
Der Roman wird kapitelweise immer aus der Sicht von dem jeweiligen Koch-Schüler erzählt, sodass Lehrerin und Schüler gleichberechtigte Erzähler sind und somit eine schöne Dynamik in die Geschichte kommt. Die Balance, die als logische Konsequenz daraus erwächst, ist für den Leser sehr beruhigend und selbst Schicksalsschläge der Personen können an diesem Gleichgewicht nicht rütteln, was „Das Liebesmenü“ zu einem Buch der leisen Töne macht, aber trotzdem niemals Langeweile aufkommen lässt.

Ein Hauptanliegen von Erica Bauermeister war es wohl, den Lesern ihre Begeisterung für das Kochen zu übermitteln, denn ihre Beschreibungen der zahlreichen Düfte und Arbeitsschritte, welche die Geruchsknospen beflügelten, kann man sich nicht ausdenken, sondern muss sie selbst erlebt haben, um sie so euphorisch zu beschreiben. „Manche Gerüche waren scharf und kantig wie das Geräusch klappernder Absätze auf einem Dielenboden.“ (S.15) Für eigentlich alltägliche Gerichte, wie die klassische Pastasoße auf Tomatenbasis, findet die Amerikanerin klangvolle Worte und lässt uns beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Nicht nur einmal hat es mich betrübt, dass Bücher (noch) keine Gerüche wahr werden lassen.

In der heutigen schnelllebigen Zeit nimmt sich kaum jemand noch die Zeit, um die Sinne bei der Nahrungsaufnahme zu fokussieren und greift bei einem Hungergefühl zu der einfachsten Variante. Die Protagonistin ergreift hier die Fahne für einen Gegentrend, der beweist, dass leckeres Essen auch ein gutes Gefühl im Körper hinterlässt und das nächste Mittagessen vielleicht einen größeren Stellenwert bekommen sollte. Kochen ist Kommunikation, Entspannung, Arbeit und (fast) immer von Erfolg gekrönt. Es gipfelt in Glücksgefühlen, die nur die feurige Chili, das bittere Schokoladenaroma oder die Auswahl der Lebensmittel vollbringen können – egal ob im Discounter oder im Feingeschäft "'Was tust du, um glücklich zu sein?' hat sie mich immer gefragt. Heute ist es Lauch für mich.“ (S.228).

Als Manko sind mir ab und zu ziemlich lange Sätze aufgefallen, die mich ein wenig aus dem sonst sehr flüssigen Leserhythmus geworfen haben.


Figuren
Lillian hat nach einer schwierigen Kindheit den märchenhaften Sprung von der Tellerwäscherin zur redensartlichen Millionärin geschafft, die Zufriedenheit und Bodenständigkeit trotz ihres Ansehens ausstrahlt. Lediglich der richtige Mann an der Seite fehlt ihr noch, aber viel lieber hilft sie ihren unerfahrenen Schäfchen mit Motivation und der richtige Prise Würze, um den perfekten Sprung an den Herd zu bewerkstelligen. Kochen ist für sie kein Beruf, sondern die Berufung zum eigenen Glück, ohne dessen Experimente sie wie eine ungepflegte Blume eingehen würde. „Vielleicht, dachte Lillian, waren Gerüche für sie das, was Worte für andere waren – etwas Lebendiges, das stets wuchs und sich veränderte.“ (S.15)

Helen ist die gute Seele der Gruppe und gemeinsam mit ihrem Mann Carl zu dem Koch-Abenteuer angetreten. Die Ehe hält schon über 40 Jahre und war mir zu Beginn in der Fehlerlosigkeit etwas zu rund und glatt, aber barg dann doch noch Grund zum Nachdenken und schlussendlich vielleicht sogar die Quelle der ewigen Liebe. Claire ist eine junge Mutter, die im Kindertrubel völlig ihre eigenen Bedürfnisse auf dem Weg verloren hat und Isabelle ein rüstige Rentnerin, die dagegen mit ersten Zügen der Demenz zu kämpfen hat. Die beiden jungen Männer Tom und Ian sträubten sich am meisten gegen das Schnippeln und Rühren und tauen aus anfänglicher Zurückhaltung und dank der charmanten Hilfe der Damen immer weiter auf. Zu guter Letzt sind da noch Chloe und Antonia – die eine noch jung und naiv hält sich als tollpatschige Kellnerin über Wasser und die andere ist eine Zuwanderin aus Italien und voller Träume und Spontanität. So bildet die Crew ein buntes Potpourri zwischen den Töpfen und Tellern, das insgesamt alle Facetten von spannenden Charakteren abdeckt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch weckt mit seinem sommerlichen Cover sofort den Wunsch einen gemütlichen Grillabend zu planen und seine Freunde mit den neu gelernten Küchen-Tricks zu verwöhnen. Das ungezwungene Arrangement des Tischgedecks passt optimal zu der lockeren Atmosphäre, die während des Kochkurses überliefert wird. Im Anhang habe ich eine Auswahl von Rezepten vermisst, die hier sehr passend gewesen wär.


Fazit
Ein Buch für leidenschaftliche Köche und solche, die es werden wollen – ob nun um alleine bei den Gerüchen in Gedanken zu schwelgen oder den großen Auftritt zu planen. Lebensmittel können Seelentröster sein und dieses Buch ist es ebenso.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo