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Sie nennen ihn das Krokodil. Er ist die perfekte Mordmaschine. Aber warum weint er, wenn er tötet?

Drei junge Menschen werden tot aufgefunden, kalt gemacht durch ein- und dieselbe Waffe. Den Täter nennt die Presse nur "das Krokodil". Weil er am Tatort ein Taschentuch mit Tränenflüssigkeit hinterlässt. Weint er Krokodilstränen um seine Opfer? Inspektor Lojacono wurde von Sizilien nach Neapel strafversetzt. Jetzt sitzt er in einem tristen Polizeibüro und dreht Däumchen. Bis die schöne und unnahbare Staatsanwältin Laura Piras sein Talent erkennt und ihn mit dem Fall betraut. Und so treffen sie in einem morbiden Neapel aufeinander: Der Inspektor und der Killer. Ein neues Kapitel des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse beginnt.

 

Das Krokodil 

Originaltitel: Il Metodo del Coccodrillo
Autor: Maurizio de Giovanni
Übersetzer: Susanne Van Volxem
Verlag: Kindler
Erschienen: 03/2014
ISBN: 978-3463403700
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext beschreibt den Haupt-Handlungsstrang schon sehr ausführlich, so dass es an dieser Stelle kaum etwas hinzuzufügen gibt. Allerdings krankt der Krimi schon an seinem Aufhänger: Woran genau erkennt die kluge Staatsanwältin das verborgene Talent Locajonos eigentlich? Wenn man diesen Schachzug in Frage stellt, funktioniert die komplette Geschichte auf einmal nicht mehr … Ansonsten sind Mordmotiv und der Rest gut ausgedacht und clever konstruiert, mir hat aber ein bisschen mehr Lokalkolorit von Neapel gefehlt, so bleibt der Ort der Handlung austauschbar, verschenktes Potential.


Stil und Sprache
Fangen wir mit dem positiven Teil an: Die Geschichte rund um die Mordfälle ist wirklich gut konstruiert, das Motiv ist schlüssig, der Täter nicht auf den ersten Blick auszumachen (auch auf den zweiten nicht) und eigentlich wäre alles gut – wenn das alles nicht so unspannend geschrieben wäre.

Durch die ständig wechselnden Erzähler, die einen quasi im Minutentakt von einem Erzählstrang in den nächsten reißen, kommt es einfach nicht zu einem flüssigen Ablauf und die Ermittlungen werden immer wieder durch andere Handlungsstränge unterbrochen. Dabei weiß man als Leser auch häufig gar nicht, wer eigentlich gerade erzählt und wie die betreffende Person in die Geschichte hineingehört. Irgendwann ergibt sich dann der eine oder andere Zusammenhang und es stellt sich sogar heraus, dass ein kompletter Erzählstrang in der Vergangenheit spielt. An dieser Stelle habe ich mich ehrlich gesagt etwas veräppelt gefühlt, denn dieses Wissen hilft enorm bei der Aufklärung der Zusammenhänge und lässt einen als Leser etwas blöd dastehen.

Die Atmosphäre kann die fehlende Spannung leider auch nicht ausgleichen, denn auch hier spart der Autor. Zwar spielt die Handlung in Neapel, wirklich merken kann man das allerdings kaum. Sehr konturlos und anonym wird die Stadt geschildert, eigentlich könnte der Krimi an jedem anderen Ort spielen, es würde nichts verändern. Auch sonst kommt fast nie so etwas wie italienisches Flair auf, nur wenige Szenen in Commissario Locajonos Stammtrattoria vermitteln etwas Leichtigkeit und Charme, sonst bleibt alles um den Ermittler herum trübe und trist. Und dann gibt es außerdem ein derart deprimierendes Finale, dass man einen Folgeband kaum noch lesen mag.


Figuren
Commissario Locajono ist ein gebrochener Mann: Eines Vergehens beschuldigt, das er nicht widerlegen kann, wurde er strafversetzt und verbringt seine Tage vor dem PC, wo er endlose Solitär-Schlachten schlägt. Seine Frau hat ihn verlassen, den Kontakt zu seiner Tochter hat er verloren, nichts ist ihm geblieben. Dass so ein Mensch nicht fröhlich pfeifend durch die Welt läuft, ist schon klar, aber derart tiefe Depressionen hat man selten bei einem Ermittler erlebt. Mir zumindest hat sich Locajonos Wesen nicht erschlossen, so dass ich auch nicht in der Lage war, ihm näher zu kommen.

Besser gefallen haben mir da schon die Frauen in der Geschichte, die kluge, wortgewandte und durchsetzungsstarke Staatsanwältin Laura Piras und als Gegenpol Letizia, die Inhaberin der Trattoria, die Locajono regelmäßig aufsucht. Sie beide haben Format. Dagegen bleiben alle anderen Nebenfiguren – und es gibt viele davon – recht blass und sind schnell wieder aus dem Kopf des Lesers verschwunden. Auch der Mörder selbst, der sich unter anderem auch in langen Briefen an seine „Liebste“ äußert, bleibt im Dunkeln und man bekommt erst sehr spät mit, worum es ihm tatsächlich geht.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat ein wirklich gelungenes Coverbild: Es zeigt vor einem orangefarbigen Hintergrund einen Mann mit Hut, der einen Schatten wirft, der wie ein Krokodil aussieht. Innen gibt es 72 sehr kurze Kapitel und ansonsten keine Besonderheiten.


Fazit
Dieser Krimi ist nur etwas für gefestigte Charaktere, die mit der alles überdeckenden Melancholie der Geschichte und dem deprimierenden Ende zurechtkommen. Mäßig spannend, dafür mit großer Trostlosigkeit angefüllt, fehlt mir ein bisschen italienische Leichtigkeit zum Lesevergnügen. Daher gerade so noch Durchschnitt.


2 5 Sterne


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