Smaller Default Larger

Selbst auf dem Gipfel eines Berges, sagt man, bleibt ein Zwerg ein Zwerg. Weit entfernt von den Sternen, der Erde nah … Die kleinen Menschen heben die Augen, um die Welt zu betrachten. Aber manchmal ist unter ihnen einer, der zum Riesen wird.

 

Mjoellnir 

Originaltitel: nicht angegeben
Autor: Olivier Peru
Übersetzer: Thomas Schöner
Illustration: Pierre-Denis Goux
Verlag: Splitter Double
Erschienen: Februar 2014
ISBN: 978-3-86869-661-5
Seitenzahl: 112 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Die Menschen haben Midgard erobert und halten die Straße des Regenbogens. Die Magie scheint aus der Welt entschwunden, und während die Menschen in ihrer Machtgier die Suche nach Asgard vorantreiben, terrorisieren sie die Völker der Zwerge und der geschwächten Elben. Als der Zwerg Thor während einer Rachemission in den Besitz eines Kriegshammers kommt, entwickelt er ungewöhnliche Kräfte. Ist er tatsächlich die Reinkarnation des Donnergottes Thor? Die unterdrückten Völker schöpfen Hoffnung …

Mjöllnir verbindet Elemente aus Herr der Ringe mit den nordischen Mythologien der Götter Asgards. Es finden sich gleich reihenweise Anspielungen auf Tolkiens Werk, zeitweise scheint Midgard gar nach Mittelerde verlegt worden zu sein. Und so, wie der Donnergott Thor in Gestalt eines Zwerges in die Welt der Sterblichen zurückgekehrt ist, ist in dem edlen Herrn Liktur der Charakter und die Bösartigkeit Lokis wiedergeboren. Eine Geschichte um Stolz und Stärke, aber auch um Macht, Lug und Trug – um es in Tolkiens Worten zu sagen: „Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern“.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Ein herrliches Landschaftspanorama, tief im Gebirge und eingehüllt in das warme Licht der Abendsonne, begrüßt den Leser. Raue Felsen und ein schöner Gebirgssee vermitteln eine friedvolle Stimmung, doch sie soll nicht lange andauern. Autor und Illustrator zeichnen im Folgenden das Bild einer Welt, in der das Volk der Zwerge misshandelt, verfolgt und gnadenlos getötet wird – oft aus purem Vergnügen der Menschen. Entsprechend brutal kann es zugehen, wenn Zwerge und Menschen in Gefechten aufeinander treffen.

Die Mimik der fein gezeichneten Gesichter drückt die Emotionen authentisch aus: Arroganz und rassistische Ignoranz bei den Menschen, Halsstarrigkeit, Stolz und Kampfgeist bei den Zwergen. Thor ist ein von etlichen Kämpfen gezeichneter Zwergenmann. Muskulös gebaut, vermag er im Gefecht seine Gegner das Fürchten zu lehren. Sein Gesicht drückt Mut und Entschlossenheit, aber – wenn er bei seinen Söhnen sitzt – auch Güte und Aufrichtigkeit aus. Besonders gut ist dem Zeichner ebenfalls der junge Otvardsen gelungen: zu Beginn wird der Hass, den er für Thor empfindet, deutlich in den Bildern gezeigt, während er im Laufe der Geschichte eine Wandlung durchmacht und später zu einem mutigen, aber ausgeglicheneren Krieger heranreift. Likturs Antlitz ist von dunklerem, offensichtlich sonnengebräunten Teint. Seiner Mimik und den dunklen Augen ist eine Listigkeit und Durchtriebenheit zu eigen, sein Lächeln von einer gewissen Grausamkeit geprägt. Mitleiderregend ist der Auftritt der Elben: ihre ausgemergelten, von langer Krankheit gezeichneten Körper deuten das drohende Ende dieses einst so edlen Volkes an.

Für die Rüstungen der Zwerge sind die behornten Helme charakteristisch, ansonsten sind ihre Kleidung und Harnische eher praktisch als martialisch gestaltet – damit hebt sich dieses Comicalbum angenehm von der oft überzeichneten Masse anderer Fantasycomics ab. Nichtsdestotrotz sind die Ausrüstungen und Bewaffnungen der Menschen, Elfen und Zwerge mit der gleichen Sorgfalt gezeichnet, die Goux allen Bereichen des Gesamtwerks zuteil werden lässt.
Natürlich darf in dieser Szenerie der Götter auch Fafnir, der mächtige und todbringende Drache, nicht fehlen. Gigantisch in seinen Ausmaßen, gierig in seinem Feldzug gegen die Armeen der Zwerge, liefert er sich einen fesselnden Kampf mit Thor, während Feuerwalzen das Feldlager überrollen und Zerstörung bringen.

Die Häuser der Zwerge in Vedsland entsprechen in ihrem Baustil dem der mittelalterlichen Skandinavier. Während die Behausungen ansprechend, aber schlicht sind, zeugt die imposante und hoch aufragende Halle der Menschen von Vedsland von dem Hochmut des großen Volkes. Besonders schön anzuschauen sind die beeindruckenden Festungen der großen Städte entlang der Straße des Regenbogens.
Ganz anders als ihre Verwandten leben die Zwerge der "Klans der Höhle" in den Bergen. Ihr großer Saal, getragen von hohen Säulen, weckt Assoziationen an Tolkiens Der Hobbit und Herr der Ringe, sowie an Peter Jacksons Verfilmungen, so ähnlich sind die aus dem Stein geschlagenen, reichhaltigen Verzierungen der Säulen und Tore. Hier scheint Goux – bewusst – direkte Anleihen an diesen großen Fantasy-Epos genommen zu haben. Prächtig und voller Licht, aber zugleich ungemein wehrhaft, setzt Goux Asgard, die Heimat der nordischen Götter, um. Geschmückt mit unzähligen Statuen, die Asgards Macht demonstrieren, ist das Götterheim von einem tiefen Graben umgeben. Nicht stärker kann der Kontrast zur Unterwelt des Todes sein: schaurig-düster und bedrohlich, wird das Reich der Toten von dichten Grüntönen beherrscht.

Die Bildabfolge ist jederzeit eindeutig, die Gestaltung und Form der Panels wird aber, dem mythologischen Thema der Story folgend, sehr flexibel eingesetzt. Sie passen sich ideal den Begebenheiten sowie dem Erzähltempo an. Geräuschworte spielen eine untergeordnete Rolle und kommen nur in sehr wenigen Szenen zum Einsatz.


Aufmachung des Comics
Mjöllnir ist ein weiterer Vertreter des noch jungen Labels „Splitter Double“ und fasst zwei Bände der französischen Originalausgaben zu einem Comicalbum zusammen. Dabei bietet es, zu einem angenehmen Preis, das Format und die gleiche, hochwertige Verarbeitung, die man von den Einzelbänden aus dem Hause Splitter gewohnt ist. Die Materialwahl und die Druckqualität sind tadellos.

Sowohl die Grafik, die das Cover des Comicalbums schmückt, als auch die Covergrafik von Band 2 im Innern sind von außergewöhnlicher Klarheit und einem gewaltigen Detailreichtum, und damit wahre Hingucker. Während das erste Bild Thor – noch mit seiner Streitaxt bewaffnet – zeigt, präsentiert die zweite Illustration den Göttervater Odin: stark, hoch aufragend und mächtig.
Als Ergänzung hat der Verlag einen sechsseitigen Bonus hinzugefügt, der die Arbeitsskizzen der verschiedensten Charaktere und Wesen, die im fertigen Comic anzutreffen sind, präsentiert.


Fazit
Auf ganz neue Art erzählt Mjöllnir die dramatische Geschichte der nordische Göttermythologie, verbunden mit Elementen vom Herrn der Ringe. Für Fans von Fantasy-Comics uneingeschränkt zu empfehlen!


5 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo