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„Wie bist du rübergekommen?“
„Ich war … ich war nicht allein“, sage ich, „also, eigentlich war es nicht geplant, dass ich allein gehe.“
„Das heißt, du warst mit jemand anderem zusammen?“ Das Mädchen sieht mich erneut durchdringend an, ihre Augen sind fast so dunkel wie ihre Haare. „Mit einer Freundin?“ Ich weiß nicht, wie ich sie verbessern soll. Mit einem Freund. Meinem Freund. Meinem Geliebten. Das Wort ist mir immer noch fremd und es kommt mir beinahe verwerflich vor, daher schweige ich.
„Was ist passiert?“, fragt sie, etwas sanfter jetzt. 
„Er … er hat es nicht geschafft.“

 

Pandemonium 

Originaltitel: Pandemonium
Autor: Lauren Oliver
Übersetzer: Katharina Distelmeier
Verlag: Carlsen
Erschienen: 11/2012
ISBN: 978-3-551-58284-3
Seitenzahl: 350 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Das Leben in der Wildnis ist hart, kompromisslos und nur die Stärksten überleben. Vor allem aber gilt der eiserne Grundsatz: ein Vorher gibt es nicht. Lena wird schnell klar, dass sie mit allem, was ihr bisher lieb und teuer war, abschließen muss, auch wenn das für sie mit Schmerz, Qual und viel Leid verbunden ist. Doch Lena entdeckt auch eine überraschend neue Seite an sich: sie will nicht so sein wie die anderen. Als sie dann auch noch erfahren muss, dass sie auf grausamste Weise benutzt wurde und es Raven nicht im mindesten zu kümmern scheint, dass ein Mitglied der Gruppe unnötig leiden musste, ist für Lena das Maß voll. Sie geht und setzt damit ein klares Zeichen.

Melancholisch, mitunter sehr düster und dennoch feinfühlig, hat Lauren Oliver den zweiten Teil der Amor-Trilogie in Worte gefasst.


Stil und Sprache
Abwechselnd im „damals“ und im „jetzt“ erlebt der Leser durch die Ich-Perspektive von Lena deren Kampf in der Wildnis und gegen die erzwungene Ordnung der Geheilten. Die „Deliria“ gilt als der größte Feind der Menschheit und muss um jeden Preis ausgelöscht werden. Selbst dann, wenn es sich um das eigene Kind handelt. Eine Grausamkeit und Widersprüchlichkeit in sich, die Lena nicht gewillt ist hinzunehmen. Über zwei Handlungsstränge, „damals“ und „jetzt“, liest der Leser eine stellenweise etwas konfuse Handlung, die nicht immer eindeutig ist. Zwar lässt der Roman an manchen Stellen eine klare Struktur vermissen, doch am Ende kommt alles zu einem logischen Schluss. Lauren Oliver führt gegen Ende die beiden Handlungsstränge zusammen, rundet die Geschichte ab und entlässt den Leser mit einem gewaltigen Cliffhanger aus dem Roman und in die Wartezeit auf den dritten Band dieser Trilogie. Ein raffinierter Schachzug, ist so doch der Run auf Band drei gewährleistet. Aber ich muss gestehen, der Plot ist faszinierend, die Handlung unterhaltsam und die Geschehnisse packend und begeisternd. Lauren Oliver mag vielleicht keinen klaren Schreibstil haben, doch sie versteht es, einen in eine mögliche Realität zu versetzen, die zum Nachdenken bringt, die einem die Frage nach dem was-wäre-wenn buchstäblich in den Kopf setzt und eine etwas verdrehte Welt präsentiert - die gottseidank eben nur Fantasie ist.


Figuren
Lena wächst in diesem zweiten Band buchstäblich über sich hinaus. Zwar wird sie am Ende mit einer brutalen und ernüchternden Wahrheit konfrontiert – welche die Autorin in einem Cliffhanger präsentiert, doch das macht sie nur umso sympathischer und liebenswerter. Überhaupt präsentiert Lauren Oliver ihre Figuren in diesem Band sehr überzeugend, dreidimensional und so lebendig (selbst wenn sie gerade mit höchstem Fieber darnieder liegen), dass es einen einfach nur begeistert. Harte Charaktere, sensible, solche die plötzlich mit den Ansichten der anderen Seite konfrontiert werden und solche, die nicht mehr wissen, was sie nun glauben sollen und was nicht, bringt die Autorin geschickt zusammen. Da prallen Charaktereigenschaften aufeinander, die nicht unbedingt miteinander einig sind, doch im Zusammenspiel ergibt sich daraus ein wunderbares Ganzes.

Julian ist das glatte Gegenteil von Lena. Er ist zwar schon achtzehn, aber noch nicht geheilt. Ein Tumor hat dies bislang verhindert bzw. die Ärzte haben sich geweigert, den Eingriff vorzunehmen. Er trifft auf dramatische Weise auf Lena, und plötzlich steht seine Welt Kopf. Er, der noch nie mit einem Mädchen allein gewesen ist, muss nun erkennen, dass es noch andere Dinge im Leben gibt, dass Gefühle nicht böse sind und dass auch die Mädchen menschliche Wesen sind mit Ansichten, Einstellungen und Gefühlen.


Aufmachung des Buches
Das blausilberne gebundene Buch besitzt ein gleichfarbiges Leseband und einen Schutzumschlag in verschiedenen Türkistönen. Das Gesicht einer jungen Frau mit schönen blauen Augen ist so platziert, dass die eine Gesichtshälfte auf dem Cover, die Nasenpartie auf dem Buchrücken und die andere Gesichtshälfte auf der Rückseite des Buches zu sehen sind. Auf der Buchrückseite steht dann noch ein Textauszug in Weiß vor dem türkisfarbigen Hintergrund. Das Wort „Kampf“ ist, in etwas krakeliger Schrift, sehr oft wiederholt über den gesamten Schutzumschlag verteilt, abgedruckt. Macht optisch wirklich was her.


Fazit
Ein im Grunde schöner Roman, wenn auch passagenweise etwas verwirrend. Doch der Unterhaltungsfaktor stimmt, die Spannung ist geboten und die Action wird auch nicht vergessen. Wer den ersten Teil schon kennt und sich auf den dritten freut, der kann sich mit diesem die Wartezeit etwas verkürzen. Für alle anderen kann ich nur empfehlen: Lesen.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Delirium

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