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Von Kind auf ist Hannah zum Überleben erzogen worden: fliehen, kämpfen, beschützen.

Ihre Lehrer: drei Jahrzehnte der Angst. Dreißig Jahre voller Albträume. Doch das hier ist kein Albtraum. Es ist Wirklichkeit. Ein Mann verfolgt die Frauen ihrer Blutlinie, seit fünf Generationen, durch ein uraltes Geheimnis geschützt. Er will ihr das Liebste nehmen: ihr Kind. Und Hannah kann keinem trauen. Keinem.

 

Der Bann 

Originaltitel: The String Diaries
Autor: Stephen L. Jones
Übersetzer: Axel Merz
Verlag: rowohlt
Erschienen: 12/2013
ISBN: 978-3499233142
Seitenzahl: 528 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
…kann man kaum schildern, ohne den besonderen Kick der Story bereits jetzt zu verraten, daher nur so viel: Dies ist kein gewöhnlicher Thriller, der um irgendeinen abgedrehten Serienkiller oder ähnliches kreist. Wer so etwas möchte, sollte nicht zu diesem Buch greifen, denn er wird enttäuscht werden. Stattdessen bekommt der aufgeschlossene Leser eine vielschichtige Mischung aus Thriller und historischem Roman mit einem Schuss Fantasy geboten, der spannend von Anfang bis Ende ist und kaum einen Wunsch offen lässt.

Zwar ist die Grundidee von – sagen wir mal – andersartigen Menschen, die unentdeckt unter der „normalen“ Bevölkerung leben, nicht neu, aber der Autor hat es gut verstanden, einen neuen Dreh in die Story zu bringen. So verfolgt man Hannahs Flucht gebannt, ist gleichzeitig von Jakabs Leben in Ungarn fasziniert und grübelt mit Charles über die eigenartigen Reaktionen seiner Frau. Faszinierend!


Stil und Sprache
Wie schon angedeutet, gibt es drei große Handlungsstränge, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen und am Ende zusammengeführt werden. Da ist zunächst die Gegenwart, in der Hannah mit ihrem schwer verletzten Mann und ihrer Tochter Leah auf der Flucht ist. Vor wem sie flieht, wird erst später klar, aber man ahnt als Leser sofort, dass sie es schwer haben wird. Dann gibt es Charles, der im Paris der späten 70er Jahre eine geheimnisvolle Bekanntschaft macht, Mutter und Tochter auf der Flucht. Und auch die dritte Handlungsebene, stattfindend im Ungarn des ausgehenden 19. Jahrhunderts, handelt von einer Flucht. Wer hier vor wem flieht und warum, wird erst gegen Ende wirklich aufgelöst, was die Spannung lange hoch hält und zum Ende hin gibt es noch einmal eine Steigerung beim dramatischen Showdown. Der allerletzte Dreh des Autors, was die Identität seiner Figuren angeht, war mir dann allerdings doch etwas zu viel des Guten, etwas weniger wäre hier vielleicht doch mehr gewesen.

Stilistisch macht Stephen L. Jones sicher keine Höhenflüge, er erzählt ganz klassisch in der jeweils dritten Person aus der Sicht der jeweiligen Hauptperson der Zeitebene. Dabei rutscht er gelegentlich einen Tick zu sehr ins Dramatische ab, wenn auch kleine (Schreck-)Situationen direkt mit Superlativen a la „Nacktes Entsetzen packte sie.“ belegt werden. Aber angesichts der rasant erzählten Story ist dies sicher verzeihlich und entspricht auch ein bisschen der typisch amerikanischen Erzählweise.


Figuren
Wie schon erwähnt gibt es drei Protagonisten in den jeweiligen Handlungssträngen. Hannah ist eine Frau Anfang 30, die mit Mann und Kind vor etwas oder jemandem flieht. Sie ist auf Misstrauen und sofortige Verteidigung gepolt, kann mit einer Waffe ebenso gut umgehen wie sie lügen kann, was das Zeug hält. Stets getrieben von ihrem Überlebensinstinkt, kann sie sich nie wirklich entspannen und steckt als Mensch immer zurück. Ihre eigenen Gefühle sind ihr unwichtig, das absolut Wichtigste sind ihr Mann und ihre Tochter, die sie unbedingt retten will. Hannah ist mir am schnellsten ans Herz gewachsen, auch wenn man sich nicht wirklich in einen derart gehetzten Menschen hineinversetzen kann.

Charles bleibt einem etwas fremd, er hat auch den vielleicht geringsten Erzählanteil von allen. Als bekannter Professor vertraut er nur wissenschaftlichen Fakten und es fällt ihm schwer, das zu glauben, was Nicole ihm von ihrer Flucht berichtet. Am Ende kann er nicht anders, als das als gegeben hinzunehmen und ihr zu vertrauen.

Jakab heißt eigentlich nicht Jakab, aber das ist eine andere Geschichte…er ist in Ungarn auf der Flucht und ihn versteht man als Leser kaum noch, so fremd ist einem seine Welt. Seine Motive bleiben im Dunkeln und an diesem Punkt hat der Autor mich nicht überzeugen können. Schade, denn Jakabs Motive sind enorm wichtig für die Geschichte, mit ihnen steht und fällt alles.

Es gibt außer den dreien noch eine Menge Nebenfiguren, die aber nicht sehr sorgfältig ausgearbeitet sind, auch hier wäre etwas mehr Einsatz wünschenswert gewesen, dafür dann Jakabs Erzählstrang eventuell etwas straffer…und alles hätte gepasst!


Aufmachung des Buches
Das dicke Taschenbuch ist eher schlicht aufgemacht und dennoch zieht es die Blicke auf sich: Der Titel hebt sich in erhabenen Lettern vor einer Art Wurmloch ab, das einen roten Strudel bildet, in dem die Buchstaben zu versinken drohen. Innen gibt es 29 Kapitel und einen Epilog, der einige Zeit nach dem Ende der Handlung spielt.


Fazit
Der Bann ist kein Thriller im üblichen Sinne, aber dafür ein höchst spannendes Debüt mit einer packenden Idee, gut erzählt und mit viel Action ausgestattet. Eine gute Empfehlung für alle, die ein paar Stunden in eine andere Welt abtauchen möchten!


4 Sterne


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