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Er wäre gern wie Bogart... und ist doch eher wie Monsieur Hulot.

Ein kleiner Feinschmecker ist er... und Träumer. Mit den Gedanken meist woanders, hat er dafür das Herz am rechten Fleck. Mitunter etwas schreckhaft - zugegeben - doch wenn´s drauf ankommt, hält ihn nichts und niemand auf. Denn Jackie ist vor allem eins: richtig pfiffig, auch wenn man es ihm selbst auf den zweiten Blick manchmal nicht ansieht!

So heiter und schwungvoll tritt er in die großen Fußstapfen seiner berühmten Detektiv-Kollegen, dass er regelmäßig hineinstolpert... in die Fälle, die nicht schnell genug vor ihm fliehen konnten.

So löst unser junger Privatdetektiv auf seine unverwechselbare Art - immer liebenswert und ein kleines bisschen kauzig - die finstersten Mysterien, blutigsten Dramen und durchtriebensten Verbrechen auch schon auf, noch bevor er richtig realisiert hat, wo er da eigentlich hineingeraten ist...

Mit Jackie Kottwitz (Jérôme K. Jérôme Bloche) verdanken wir Makyo und Serge Le Tendre sowie nicht zuletzt dem wunderbaren Zeichentalent Alain Dodiers eine kleine Perle, die mit der vorliegenden Gesamtausgabe nun endlich auch im deutschsprachigen Raum ihren angestammten Platz unter den zeitlosen Klassikern franko-belgischer Comickunst erhält.

 

Jackie Kottwitz 2 

Originaltitel: Jérôme K. Jérôme Bloche – L'intégrale Tome 1
Autor: Alain Dodier, Pierre Makyo
Übersetzer: Oriol Schreibweis
Illustration: Alain Dodier
Verlag: Finix Comics
Erschienen: Dezember 2013
ISBN: 978-3-941236-79-0
Seitenzahl: 160 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Jackie Kottwitz ist fürwahr nicht immer ganz ernst zu nehmen – und doch weiß der schrullige Detektiv bestens zu unterhalten und den Leser durch Plots zu führen, die sich so spannend entwickeln, dass man den Comicband nicht mehr aus den Händen legen möchte, auch wenn sie sich in manchen Einzelheiten zu ähneln scheinen. In der zweiten Gesamtausgabe finden sich erneut drei Abenteuer von Jackie Kottwitz:
In „Späte Rache“ erhält Charles Legoff Briefe und Sachen von seinem ehemaligen Freund Francois Moulin, der vierzig Jahre zuvor im Krieg fiel. Jackie wird um Hilfe gebeten, den „Briefzusteller“ zu schnappen. Doch die Beziehungen der Personen auf der Insel Saint-Mathieu sind verzwickt. Und dann geschieht ein Mord …
In „Der Dritte im Spiel“ wird Jacke von einem Londoner Detektiv bespitzelt. Jackie dreht den Spieß um. Doch dann werden Attentate von einem Dritten verübt. Worum geht es hier? Und wer hat es auf Jackie abgesehen? Eine gefährliche Schnitzeljagd durch Englands Hauptstadt auf der Suche nach seinen Wurzeln.
Ganz anders geht es in dem letzten Plot zu. Jacke nutzt seine Fähigkeiten, um Leute für die Wahrsagerin Zelda  auszuschnüffeln. Da bekommt er einen ungewöhnlichen Auftrag. Zugleich erschüttert eine Reihe von Morden an ehemaligen Schauspielerinnen Paris. Jackie muss sich beeilen, denn es geht um Leben und Tod …


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Sehr mysteriös beginnt die Geschichte „Späte Rache“. Die nebelverhangene Inselgemeinde ist nur schemenhaft zu erahnen, eine Figur in dem Nebel nur in ihren Umrissen zu erkennen, und die Feuchtigkeit des Dunstes mit seinen kaltgrauen Tönen dringt schon fast bis zum Leser durch. In anderen Szenen ist es ständiger Regen, düstere Wolken, ein verschneites Paris, aber auch helleres und fröhlicheres Wetter zu finden. Solche und ähnliche Stimmungen beherrschen immer wieder die Geschichten und verleihen ihnen eine besondere Atmosphäre. Den feingliedrigen, teilweise gar filigranen Zeichenstil Dodiers finden wir bei den Umgebungen, die den Hintergrund der Figuren bilden, immer wieder: Häuser, Räume, Dorf- oder Großstadtstraßen, Häfen, berühmte Wahrzeichen wie Big Ben oder Landschaften sind sehr angenehm erarbeitet. Indem sich in der Ferne nicht nur die Genauigkeit, sondern auch die Kolorierungsstärke reduziert, gelingt es dem Zeichner besonders gut, Distanz und Tiefe in seinen zweidimensionalen Bildern zu simulieren.

Die Figuren sind in schöner, frankobelgischer Manier, aber zugleich sehr realitätsnah gezeichnet. So unterschiedlich ihr Charakter ist, so individuell hat Alain Dodier sie ins Leben gerufen. Jackie Kottwitz ist kein strahlender Held, dafür wirkt er zu tollpatschig. Auch wenn seine Ermittlungen immer noch von vielen humorvollen Pannen und auch viel Glück bestimmt werden, ist er im Laufe seiner Detektivkarriere ernster und erfolgreicher geworden. Und mit dem Trenchcoat und dem Schlapphut – beides eine Reminiszenz an die 50er, ebenso wie seine Solex – sympathisch wie eh und je.

Auf der Insel Saint-Mathieu trifft Jackie unter anderem auf Fischer, die hart arbeiten und sich abends gern ein paar Gläschen gönnen – gut zu erkennen an den roten Nasenspitzen. Besonders der Fischer Louis macht seinem Ärger allzu oft Luft, so dass kleine Dampfwölkchen über seinem vor Zorn verkniffenen Gesicht erscheinen. Er kann aber auch ordentlich zulangen, und bei Prügeleien fliegen sowohl rote Sterne, als auch kleine Geräuschworte durchs Bild. Charles Legoffs herrschsüchtige Art erkennt man seinem Gesicht gut an, auch Riks Charakter ist besonders gut getroffen. Die bezaubernde Babette hat immer wieder kurze, aber entscheidende Auftritte, die für die Wendung der Fälle von großer Bedeutung sind, Jackies Leben aber ebenso kräftig auf den Kopf stellen können. Ihr sommersprossiges Gesicht ist fast immer fröhlich und drückt ihre Gefühle für den so schusseligen Detektiv deutlich aus. Insgesamt sind die Figuren, ihre Kleidung, Fahrzeuge und Gegenstände – darunter auch Waffen – präzise und ziemlich detailliert umgesetzt.

Der Akzent des Dänen Rik wird mit skandinavischen Schriftzeichen hervorgehoben und ist ulkig zu lesen, besonders wenn man die korrekte Aussprache dieser Zeichen kennt: „... åber wås ihren Månn hier åuf dem Føtø ångeht ...“ (Seite 40). Auf Seite 41 hat der Verlag jedoch nicht aufgepasst und Riks Dialog versehentlich normal abgedruckt. Ähnlich prägnant ist der Akzent der Briten, die besonders bei Überraschungen und Flüchen immer wieder in englische Phrasen verfallen.

Einen deutlichen Bruch gibt es in der Kolorierung: in dem dritten Skript – „Zelda“ – unterscheidet sie sich deutlich von den beiden ersten: sie wirken ab der ersten Seite des Plots (in der Gesamtausgabe Seite 115) härter, kontrastreicher  in den Farben aber zugleich weniger satt und insgesamt kühler als bisher. Besonders die Hauttöne – blass, zu hell, teils gelb- oder graustichig – konnten mich nicht überzeugen und riefen entfernte Assoziationen an die Kunstdrucke Andy Warhols wach. Demgegenüber wurden die ersten beiden Bände dieses Comicalbums von Finix neu koloriert – wenn ich sie mit dem letzten Band vergleiche, eine hervorragende Entscheidung, wirken sie doch deutlich angenehmer.

Die Bilder sind in rechteckiger Form und getrennt durch weiße Stege klassisch sortiert, so dass auch unerfahrene Comicleser ihnen mühelos folgen können. Wird es einmal enger in der Bildabfolge, helfen kleine rote Pfeile bei der Orientierung.


Aufmachung des Comics
Wie schon die erste Gesamtausgabe, so ist auch diese vom Verlag im Format Din A4 zwischen einem stabilen Buchumschlag fest gebunden. Auf dem Cover findet sich eine Szene aus dem dritten Band dieser Sammlung, während sich auf der Rückseite – neben der Inhaltsbeschreibung – die drei Cover der einzelnen Originalbände befinden. Das Comicalbum weist nach dem ersten Lesen keinerlei Spuren auf, die Verarbeitung ist – wie man es von Finix nicht anders kennt – wieder einmal einwandfrei, so dass man lange an dem Werk Freude haben wird.

Der Comicband beginnt mit einem Vorwort Frank Le Galls, und zwar über Alain Dodier, begleitet von einigen Sketchen an den Seitenrändern. Auf weiteren acht Seiten ist ein Interview mit Alain Dodier abgedruckt, in dem er über die Entstehung von Jackie Kottwitz, sowie seinen ersten Versuchen als Skriptschreiber berichtet. Auch dieses Gespräch wird von zahlreichen Skizzen und Zeichnungen verschiedener Stadien begleitet, die schließlich zu Jackie Kottwitz führten.


Fazit
Jackie Kottwitz ist unvergleichlich: schrullig, dabei aber liebenswert. Seine Fälle sind pfiffig und packend, so dass man sich auf spannende Unterhaltung freuen kann. Nur die Kolorierung des dritten Bandes dieser Sammlung hat mir nicht gefallen. Ansonsten ein Muss für Fans frankobelgischer Kriminalgeschichten!


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Gesamtausgabe Band 1

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