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Wer rettet die Erde vor der Vernichtung

Bean ist ein Junge mit einer starken geistigen Begabung – so stark, dass die Regierung auf ihn aufmerksam wird, die verzweifelt versucht die Erde vor einer Invasion zu schützen. Und so wird Bean auf die Militärakademie geschickt wo die künftigen Anführer und Strategen ausgebildet werden. Darunter Ender Wiggin, das militärische Genie, das die Menschheit retten soll.

 

Enders Schatten 

Originaltitel: Ender’s shadow
Autor: Orson Scott Card
Übersetzer: Regina Winter
Verlag: Heyne Verlag
Erschienen: September 2013
ISBN: 978-3-453-31456-6
Seitenzahl: 592 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
„Enders Schatten“ ist keine Fortsetzung zu „Enders Spiel“, sondern erzählt Geschichte aus dem Blickwinkel von „Bean“ eines anderen hochbegabten Jungen, der ungefähr zur selben Zeit rekrutiert wird wie Ender Wiggin. Bean, ein vierjähriger, überdurchschnittlich kluger, aber körperlich sehr kleiner Waisenjunge versucht irgendwie auf den gnadenlosen Straßen Rotterdams zu überleben. Als er von einer Kinderbande mehr schlecht als recht aufgenommen wird, verändert sich sein Leben langsam zum Positiven. Besonders, als eine Nonne erst auf die Bande und kurz darauf auf Bean aufmerksam wird. Als der Knirps die Aufnahmetests für die Kampfschule mit den besten Noten besteht, beginnt für das ehemaligen Straßenkind Bean ein völlig neues Leben. Der kleine Stratege entpuppt sich bald als eine der unkalkulierbarsten Herausforderungen für die Lehrer der Militärschule. Doch Bean lässt sich nicht in die Karten gucken und er weiß viel mehr, als die Lehrer ahnen.

Die Idee einer Alieninvasion wurde interessant und kurzweilig umgesetzt. Die Entscheidung des Autors, dieselbe Geschichte wie in "Enders Spiel" noch einmal zu erzählen, diesmal jedoch aus der Perspektive einer Nebenfigur des Vorgängerbandes, ist ein gewagter Schritt. Da sich der Protagonist jedoch aufgrund seines Vorlebens und Charakters, seiner Ansichten und Herangehensweise an diverse Situationen völlig von der Hauptperson des Vorgängerbandes unterscheidet, ist es eine komplett neue Geschichte. Allerdings haben hier diejenigen Leser, die den Vorgängerband bereits kennen Hintergrundinfos, die den Lesegenuss deutlich erhöhen und die beiden Bände zu einem grandiosen Ganzen verschmelzen lassen.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der 3. Person geschrieben und erzählt hauptsächlich auch der Sicht der Hauptperson Bean, so dass ein umfassendes Bild von den Gefühlen, Motiven und Erkenntnissen des Protagonisten entsteht. Auch die Nebenfiguren werden gut vorstellbar charakterisiert und ausreichend detailliert eingeführt. Die Sprache ist einfach gehalten, die Wortwahl ansprechend und die Erzählung, wie schon beim Vorgängerband,  gut und flüssig zu lesen.

Der Fiction-Anteil ist unkompliziert gehalten, leicht verständlich geschrieben und damit mühelos nachvollziehbar. Das Hauptaugenmerk dieser Geschichte liegt in den Gefühlen, Gedanken und Reaktionen der Hauptperson, die sich in Charakter und Ansichten fast völlig von allen anderen Figuren im Buch unterscheidet. Im Gegensatz zum militärischen Genie Ender faszinieren Bean die Zusammenhänge von Strategie und Taktik mehr als der Kampf an sich - egal, ob es sich um die Außerirdischen oder um die Situation der Erde selbst handelt, was im Buch für manche Probleme sorgt.
Viele der Schwierigkeiten, die sich im Zusammenleben von Kindern und Jugendlichen in Internaten immer wieder ergeben, kommen auch in der Geschichte vor, nur werden sie von Bean aufgrund seiner Vorgeschichte vollkommen anders bewertet. Besonders das Misstrauen des Jungen gegenüber Jedem und Allem, und das ständige Hinterfragen der Motive der anderen Schüler und der Lehrer, geben der Geschichte einen ganz besonderen Reiz. Durch Beans spezielle Ansichten erlebt der Leser eine neue, interessante Betrachtungsweise spezieller Situationen.

Da viele Situationen, wie Mobbing und Rangordungskämpfe, vermutlich jeder Leser in der einen oder anderen Form schon einmal erlebt hat, kann man sich problemlos in die unterschiedlichen Figuren einfühlen und einzelne Situationen nachvollziehen. Die Mischung aus den unterschiedlichsten  Persönlichkeiten, die unter enormem Leistungsdruck in einer künstlich hochgepeitschten Konkurrenzsituation unter unfairen und widrigen Umständen aufeinandertreffen, greift, wie schon im Vorgängerband, sehr gut. Einzig die Reaktionen und Dialoge der Kinder in der Militärschule wirken viel zu erwachsen und deshalb nicht unbedingt immer altersgemäß. Doch in Anbetracht der spannenden Handlung, die bis zum Schluss sehr aufregend bleibt, fällt das nicht wirklich ins Gewicht. 

An diesem Buch werden definitiv nicht nur SciFi-Leser und Bücherfreunde, die spannende Schul- bzw. Internatsgeschichten mögen, ihren Spaß haben, sondern auch all jene, die eine vielschichtige und außergewöhnlich interessante Hauptperson zu schätzen wissen.


Figuren
In der Geschichte werden die Protagonisten durch ihre Handlungen und Reaktionen auf die unterschiedlichen Situationen in ihrer Umwelt portraitiert. Bean als Hauptperson unterscheidet sich durch seine Ansichten, seine Intelligenz und sein kalkuliertes Handeln völlig von den Menschen um ihn herum. Da seine Vorgeschichte vollkommen anders verläuft als die seiner Mitschüler, unterscheidet sich auch seine Bewertung der verschiedenen  Situationen um ihn herum. Er ist extrem anpassungsfähig und misstrauisch, gleichzeitig  sammelt er Wissen, wie andere Briefmarken, hinterfragt alles und versucht jedes Geheimnis, das er entdeckt, zu lüften und zu bewerten. Das macht den Roman sehr kurzweilig und spannend.
Nikolai ist Beans einziger wirklicher Freund. Er sieht sich aber eher als Beans Bruder, bietet ihm Unterstützung und hält ihn mit seiner Ausgeglichenheit in der Waage.

Colonel Graff traut Bean nicht über den Weg und würde ihn lieber heute als morgen los werden. Da der Junge allerdings der einzig mögliche „Ersatz“ zu Ender Wiggin ist, kann er ihn nicht so einfach loswerden. Captain Dimak ist für Bean verantwortlich. Fasziniert von dessen geistigen Fähigkeiten versucht er, im Gegensatz zu Colonel Graff, den Jungen zu fördern wo immer er kann. Allerdings sind auch ihm Beans taktische und logische Fähigkeiten etwas unheimlich. 

Die Figuren, auch die Antagonisten, sind mit plausiblen Gründen für ihre Handlungen ausgestattet, die sie immer weiter antreiben und motivieren. Da alle permanent dazulernen, entwickeln sich die Figuren laufend weiter.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung des Taschenbuches ist nahezu identisch mit dem Vorgängerband und passt, ebenso wie der spannende Rückseitentext, gut zum Thema. Auch der Titel ist gut gewählt. Das Buch umfasst 24 durchnummerierte und mit einer Überschrift versehene Kapitel, die in kleinere Abschnitte unterteilt und mittels einer Leerzeile vom restlichen Text getrennt sind. Auf den letzen Seiten findet der Leser noch eine kleine Auswahl an weiteren Buchtiteln des Verlages.


Fazit
Großartig erzählt und sehr spannend bis zum Schluss. Man muss „Enders Spiel“ nicht gelesen haben, um viel Spaß mit der Geschichte zu haben. Es steigert den Lesegenuss allerdings sehr, wenn man den Vorgängerband kennt, da in „Enders Schatten“ viele Hintergründe erklärt werden, beide Bände dadurch ineinandergreifen und ein umfassendes "Ganzes" bilden.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Enders Spiel

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