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Sie haben keine Rechte. Keinen Status. Keine Zukunft. 

Im Amerika der nahen Zukunft werden Verbrecher nicht eingesperrt, sondern ihre Hautfarbe wird durch die Injektion eines Virus verändert. Die Farbe verrät, welche Vergehen sie begangen haben. Gelb steht für Diebstahl, Blau für Pädophilie, Rot für Mord. Gemeinsam ist den so genannten Verchromten: Sie haben keinerlei Rechte. Jeder darf sie schlagen, vergewaltigen, töten. Hannah ist eine Rote. Sie wurde als Mörderin gekennzeichnet. Nun ist sie vogelfrei – und ihr Überlebenskampf beginnt.

 

Die Geaechteten 

Originaltitel: When she woke
Autor: Hillary Jordan
Übersetzer: Annerose Sieck
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 22.11.2013
ISBN: 9783404168941
Seitenzahl: 415 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Im Amerika der Zukunft: Die junge Hannah Elizabeth Payne wird als Mörderin verurteilt, des Mordes an ihrem „namenlosen Kind", eines Mordes 2. Grades. Sie hat eine illegale Abtreibung vornehmen lassen. Nach 30 Tagen auf der Chrom-Station des Staatsgefängnisses wird sie freigelassen, durch eine Injektion als Rote für 16 Jahre gekennzeichnet, mit einem Implantat zur Geburtskontrolle versehen, über einen Sender für jeden jederzeit als Verchromte ortbar. Ihrer Kindheitsträume beraubt, blickt sie in eine mehr als trostlose Zukunft. Wie soll ihr Leben weiter aussehen und wird sie als Verchromte die nächste Zeit überhaupt überleben?

Eine wirklich interessante Ausgangsgeschichte mit unglaublich viel Potential, das die Autorin meiner Meinung nach leider nicht so richtig ausschöpfen konnte. Sie bleibt zu sehr an ihrer Protagonistin hängen, weitet den Blick nicht auf die Gesamtsituation der Gesellschaft und vor allem gibt sie dem Ganzen einen extrem religiösen Touch, den ich so nicht erwartet hatte und mir das Durchhalten bis zum Ende sehr erschwerte. 


Stil und Sprache
Die Autorin hat einen sehr leichten, flüssigen Schreibstil. Der Leser kommt schnell in die Geschichte hinein und ist anfangs auch von dem doch recht interessanten Plot gefangen. Leider schreibt die Autorin dann ausschließlich aus Sicht ihrer jugendlichen Protagonistin, Hannah Payne. Der Leser taucht in das Leben Hannahs ein, in ihre Gedanken-und Gefühlswelt und kommt leider bis zum Ende auch nicht mehr aus dieser heraus. Es werden keine anderen Perspektiven zugelassen. Die aktuelle Situation Hannahs steht im Mittelpunkt, es werden zu wenige Ausblicke auf die generelle Situation ermöglicht. Es finden reichliche Rückblicke auf Hannahs Vergangenheit statt, die ihre familiäre Situation wie auch ihre Beziehung zu Aidan Dale, einem verheirateten und sehr bekannten Pastor, beleuchten und erklären sollen, warum sie sich nur zu einer Abtreibung entscheiden konnte. Im Prozess verrät sie weder den Vater des Kindes noch den Namen desjenigen, der die Abtreibung vorgenommen hat, auch wenn sie dadurch eine wesentlich höhere Strafe in Kauf nimmt. Im weiteren Verlauf des Buches wird Hannahs Zwiespalt zwischen ihrer bisherigen religiösen Überzeugung, ihrer Erziehung und ihrer neuen Situation als verurteilte Mörderin immer mehr ausgebaut. Das Ende soll zeigen, wie sie ihren eigenen Weg schließlich findet und abseits jeder Abhängigkeit neu beginnt. Leider gelingt es der Autorin nicht, diesen sehr interessanten Plot mit Leben zu füllen. Auch die wirklich gefährliche Situation Hannahs als „Vogelfreie", auf der Flucht in das ferne Kanada, um dort nach einer Behandlung als Unbekannte, nicht mehr Verchromte neu durchzustarten, wird durch die ständigen religiösen und moralischen Erwägungen völlig an den Rand gedrängt. Aus meiner Sicht ist die gesamte Geschichte eindeutig zu gefühlsbeladen, zu moralisch, zu religiös.


Figuren
Im Mittelpunkt steht die Protagonistin Hannah Payne. Aus ihrer Sicht wird alles beschrieben und ihre Gefühls- und Gedankenwelt werden ausgiebig behandelt. Sie hinterlässt beim Leser einen zwiespältigen Eindruck. Ihre Gefühlsschwankungen, ihre moralischen Bedenken, ihre oft zweifelhaften Entscheidungen, die am Ende ehrenhaft wirken sollen, ihre scheinbare so altruistische Herangehensweise haben mich jedenfalls irgendwann nur noch genervt. Ihre sehr religiöse Familie, ihr Geliebter Pastor Aidan Dale, dessen Frau Alyssa, die Personen, die sie während ihrer Zeit im Gefängnis wie auch danach als Verchromte auf ihrem neuen Weg kennenlernt, insbesondere ihre neu gewonnene, ebenfalls rote Freundin Kayla, wie auch Simone, die ihr auf der Flucht behilflich ist, werden eher plakativ und stereotyp dargestellt. Sie bleiben zwar nicht blass, werden meiner Meinung nach aber zu sehr in ihrer Rolle verhaftet dargestellt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein sehr passendes Cover, es zeigt ein rotes Gesicht mit auffallend hervorstechenden blauen Augen. Der Text der Buchrückseite lässt nicht erkennen, welch religiöser Touch sich dahinter verbirgt.


Fazit
Leider konnte mich die Geschichte so gar nicht überzeugen. Ein wirklich interessanter Plot wurde hier sehr religiös und moralisch vereinnahmt, zudem konnte mich der Verlauf der Geschichte nicht fesseln, auch das Ende war eher dürftig. Sicherlich kein Thriller. Wer Dystopien wirklich mag, kann es versuchen, ansonsten würde ich eher abraten.


2 5 Sterne


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