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Eine laue Sommernacht im Jahre 1987. Es ist Vollmond im schwedischen Nordkoster. In der Nacht wird es eine Springflut geben – und einen brutalen Mord. Das Opfer: eine junge, hochschwangere Frau. Ihre Identität: unbekannt. Tom Stilton, der ermittelnde Polizeibeamte, zerbricht an diesem Fall. Er kann weder Motiv noch aussagekräftige Spuren finden. Die Tat bleibt ungesühnt ...

23 Jahre später: Eine Serie von feigen Angriffen auf Obdachlose erschüttert die Hauptstadt Stockholm. Die Ermittlungen verlaufen schleppend. Olivia Rönning, angehende Polizistin im zweiten Jahr ihrer Ausbildung, beobachtet das Geschehen aus der Distanz. Sie ist mit anderen Dingen beschäftigt. Sie soll einen »Cold Case« knacken - den Tod einer jungen Frau an einem Strand vor vielen Jahren klären. Ihr ist klar: Sie muss Tom Stilton finden. Doch der ist wie vom Erdboden verschluckt ...

 

Die Springflut 

Originaltitel: Springfloden 
Autor: Cilla & Rolf Börjlind
Übersetzer: Paul Berf
Verlag: btb
Erschienen: 08/2013
ISBN: 978-3442753932
Seitenzahl: 592 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Olivia Rönning ist Polizistin in der Ausbildung. Schon ihr Vater war Polizist und so wählt sie für eine Arbeit über ungelöste Kriminalfälle einen Fall aus, in dem er schon ermittelt hat: 1987 wurde eine schwangere Frau im Watt eingegraben und ertrank während der auflaufenden Springflut. Ihre Identität konnte nie geklärt werden, ihre Mörder blieben verschwunden. Olivia stürzt sich in den Fall, stockt aber schnell, weil niemand darüber reden will, wo der damals ebenfalls ermittelnde Kommissar Stilton sich aufhält.

Gleichzeitig werden in Stockholm immer wieder Obdachlose brutal überfallen und zusammengeschlagen, Filme darüber tauchen im Internet auf. Und ein angesehener Geschäftsmann wird erpresst wegen einer Tat, die schon fast ebenso lange her ist wie der Mord an der jungen Frau auf Nordkoster.

Diese drei groben Handlungsstränge ergeben auf den ersten Blick keinen Zusammenhang, aber der geübte Krimileser ahnt natürlich, dass doch alles irgendwie zusammenhängen muss. In welcher Weise das aber der Fall ist, bleibt lange verborgen, denn die Autoren verstehen es sehr geschickt, ihre Leser lange im Unklaren zu lassen.


Stil und Sprache
Cilla und Rolf Börjlind sind eigentlich Drehbuchautoren, unter anderem zeichnen sie für die Filme aus der Arne-Dahl-Serie verantwortlich. Das ist sicher eine gute Empfehlung, aber ein Roman ist dann doch etwas anderes …

Der Wechsel gelingt den beiden jedoch ausgesprochen gut und so kommt man nach dem kurzen Prolog, in dem der Mord an der jungen Frau geschildert wird, gut hinein in die Geschichte. Diese wird zwar in der Hauptsache aus Olivias Perspektive geschildert, allerdings haben auch andere Charaktere große Erzählanteile, so dass man als Leser schnell einen guten Überblick über die handelnden Personen bekommt. Wie die einzelnen Handlungsstränge allerdings in Olivias Ermittlungen hineinspielen, das wird zunächst überhaupt nicht klar. Durch die immer wieder wechselnden Schauplätze und Orte kommt auch nicht sofort echte Spannung auf, da man sich zwischenzeitlich ein bisschen hingehalten fühlt. Hat man aber erst mal „Blut geleckt“, lässt einen die Geschichte nicht mehr los. Dominieren zu Beginn logischerweise eher einführende Schilderungen zu einzelnen Personen und deren Lebensumstände die lakonischen Sätze der Autoren, ab und zu gewürzt mit etwas trockenem Humor, so zieht das Tempo etwa ab der Hälfte merklich an. Dann liest man unwillkürlich schneller und wenn es auf das Finale zu geht und alle Erzählstränge aufeinander treffen, hält man durchaus auch mal die Luft an beim Lesen.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass nicht alles mit einem großen Knall endet, sondern jeder lose Faden noch aufgegriffen wird. Es gibt ein Leben nach der Aufklärung des Falles und das lässt auf den hinten im Buch bereits angekündigten zweiten Fall für Olivia Rönning hoffen.


Figuren
Trotz vieler kaputter Typen unter den schwedischen Ermittlern, die mir bisher so begegnet sind, habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, zwischendrin mal wieder auf etwas Besonderes zu stoßen. Hier habe ich es gefunden! Krimis leben von den Figuren und dieser ist überaus lebendig, hier tobt das Leben und ist voller sympathischer Typen, auch ohne heile Welt zu spielen. Denn Macken haben sie alle, es gibt weder Bilderbuchfamilien noch stringente Lebensläufe und gerade das macht diesen Serienauftakt so gelungen.

Da ist natürlich Olivia Rönning, Polizistin in Ausbildung und sehr eifrig und aktiv, dabei gleichzeitig noch ein bisschen naiv. Menschenkenntnis ist nicht unbedingt ihre Stärke, aber sie ist lernfähig und bemüht. Tom Stilton ist das genaue Gegenteil von Olivia, wortkarg und am Rande der Gesellschaft lebend, dabei zwar erfahren, aber auch enttäuscht vom Leben. Die beiden als Ermittlerduo, das hat definitiv einen ganz eigenen Charme.

Aber die zwei sind nicht allein, um sie herum sind eine Menge anderer Charaktere an der Handlung beteiligt und ihnen widmen die Autoren fast ebenso viel Zeit wie den Protagonisten. Von einigen, wie zum Beispiel Abbas und Mette, ist in kommenden Fällen sicher noch viel zu erwarten, man erfährt über sie vorerst nur das Nötigste, aber das ist schon vielversprechend.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Cover Kopf und Schultern einer Frau, die offenbar im Meer ums Überleben kämpft. Vor dunklem Hintergrund vermittelt die Szene eine sehr bedrohliche Atmosphäre und passt so hervorragend zum Inhalt. Innen gibt es zwar so etwas wie Kapitel, diese sind aber nicht nummeriert oder überschrieben und teilen die Handlung nur grob auf. Innerhalb der Kapitel werden Handlungsstränge durch kleine Sterne voneinander getrennt, am Ende gibt es noch ein Interview mit den Autoren. Ein Lesebändchen komplettiert die hochwertige Aufmachung.


Fazit
Sehr komplex in der Handlung, dabei nach etwas verhaltenem Beginn auch sehr spannend, stellt dieser Band einen gelungenen Serienauftakt dar. Olivia Rönning ist eine sympathische Ermittlerin, mit der man gern noch weitere Fälle lösen möchte. Die Springflut ist für Leser mit ein bisschen Geduld gedacht, die einen detaillierten Aufbau vertragen können, diese werden viel Freude an der Reihe haben.


4 5 Sterne


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