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Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft leben.

Es ist nur ein kleines, unscharfes Schwarzweißfoto, das all ihre Hoffnungen zerstört. Amelie kann ihrem Zukünftigen nicht verzeihen, dass er bei einem Seitensprung ein Kind gezeugt und ihr nichts davon gesagt hat. Überstürzt macht sie sich auf eine Reise, um Abstand zu gewinnen. In Pembroke, einem Küstenstädtchen in Wales, will sie sich mit den Recherchen für eine Biographie über eine Countess ablenken, die dort vor über hundert Jahren lebte. Pembroke ist Amelie gleich merkwürdig vertraut. Fast hat sie das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein. Aber die Einheimischen verhalten sich ihr gegenüber seltsam abweisend. Nur der junge Apotheker Dan ist ihr gleich sympathisch. Und bald erkennt sie, dass sie mehr mit Pembroke und der Geschichte der Countess verbindet, als sie ahnte ...

 

Der vergessene Strand 

Autor: Julie Peters
Verlag: rororo
Erschienen: 1. November 2013
ISBN: 978-3-499-2664-5
Seitenzahl: 480 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Dass sie betrogen wurde, hat ihr der Verlobte bereits vor Monaten gebeichtet. Doch dass daraus auch ein Kind entstanden ist, erfährt Amelie durch ein Foto und einem Brief der Verflossenen. Doch ist die Affäre wirklich vorbei? Diese neuerliche Lüge bringt das Fass zum Überlaufen und Amelie macht sich auf die Reise nach Pembroke, die sie eigentlich erst in ein paar Monaten geplant hatte. Dort will sie für die Biografie über das Leben einer Countess die Recherchen vor Ort betreiben. Doch etwas am idyllischen Küstenort ist merkwürdig. Entweder begegnet man ihr äußerst unfreundlich und ablehnend oder sehr erfreut und zuvorkommend. Und wieso tauchen Erinnerungsfetzen auf von Plätzen, die sie doch gar nicht kennt? Und so macht sich Amelie auf, sowohl die Vergangenheit der Countess als auch ihre eigene zu erforschen und deckt bei beiden gut gehütete Geheimnisse auf ...

Ein wunderbarer Familienroman mit viel Gefühl, der die Spannung und Neugier in beiden Handlungssträngen immer mehr ansteigen lässt.


Stil und Sprache
Es werden zwei verschiedene Handlungsstränge abwechseln in der Gegenwartsform erzählt, einerseits die Handlung um Amelie und ihre Recherchen und andererseits die Geschichte der Countess selbst und ihrer Schwester. Jedes Kapitel ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, zuerst die spannenden Entwicklungen rund um Amelie und danach die Vergangenheit, die Amelie für ihre Biografie erforscht. Der Wechsel ist klar erkennbar. Manchmal sind es Briefe zwischen der Countess und ihrer Schwester Anne oder der neue Abschnitt aus der Vergangenheit beginnt mit einem markant größer geschriebenen Wort. Zudem haben die beiden Handlungsstränge je eine unterschiedliche Schrift, sodass man auch dadurch weiß, welche Handlung gerade weiter geht.

Beide Handlungsstränge verlaufen linear, der Beginn der Recherchen ist auch der Anfang der Ereignisse, die mit Pembroke verbunden sind. So wird die Neugier sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit stetig größer und fesselt den Leser an das Buch. Einige unerwartete Wendungen tragen zudem zur Spannung bei und die Verwicklungen scheinen zuerst völlig zufällig, bis sich die verschiedenen Fäden zu einem großen Ganzen zusammenfinden. Oftmals ist die Handlung im malerischen Küstenort angesiedelt und die Idylle oder auch die raue Natur ist bildhaft beschrieben, sodass man die Umgebung beinahe sehen und den Wind an der stürmischen Küste fühlen kann.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, die Reaktionen der Protagonisten überzeugen und sind differenziert ausgearbeitet. Die gesellschaftlichen Zwänge und Verpflichtungen aus der Zeit vor rund 100 Jahren sind gut eingebunden und lässt die Vergangenheit perfekt auferstehen. Es ist jedoch auch die Geschichte einer jungen Frau aus der heutigen Zeit, die sich gegen die Zwänge von Familie und Freunde auflehnt und ihren Platz in der Welt finden will. Dabei lüftet Amelie selbst so einige Geheimnisse aus der eigenen Vergangenheit. Auch der Schluss bietet Überraschungen und überzeugt.

Amelie selbst hat das Schlusswort der Autorin geschrieben. Dies führt zu reichlich Spekulationen, was sich wirklich hinter dieser Geschichte verbergen mag.


Figuren
Amelie hat an der Uni Mittelalter und die Antike studiert und dort Michael kennen gelernt, der zuerst ihr Dozent und danach ihr Betreuer der Masterarbeit war. Seit rund 8 Monaten schreibt sie zu Hause an einer Biografie der Countess Beatrix Lambton, einer freien und unabhängigen Adligen des 19. Jahrhunderts. So langsam fällt Amelie die Decke auf den Kopf und das Buch macht kaum mehr Fortschritte. Vor Monaten hatte ihr Verlobter Michael eine Affäre mit einer seiner Studentinnen, ein einmaliger Ausrutscher, wie er ihr versicherte. Doch als Amelie einen Brief der Verflossenen erhält samt Ultraschallbild des Babys, fällt ihre Welt langsam auseinander. Wieso hat ihr Michael nichts vom Kind erzählt und ist die Beziehung wirklich zu Ende? Noch am gleichen Tag bricht Amelie für die Recherchen nach Pembroke auf, wo die Countess und deren Schwester Anne ihre Ferien verbrachten. Doch Michael und ihre Mutter lassen nicht locker und versuchen immer wieder, Amelie zur Hochzeit zu drängen. Da kann es Amelie gar nicht gebrauchen, dass ausgerechnet der attraktive Apotheker der Städtchens bei Amelie ungewohnte Gefühle weckt. Amelie ist eine sehr sympathische Protagonistin auf der Suche nach ihrem Glück und dem ganz eigenen Platz in dieser Welt.

Das Leben und Schicksal von Beatrix Lambton und ihrer Schwester Anne ist ausführlich gezeichnet, die Gebräuche und die Umgangsformen der damaligen Zeit überzeugen. Beide sind sehr unterschiedliche Charaktere, die Höhen und Tiefen erleben und diese unterschiedlich meistern. Trotz der verschiedenen Schicksale ist die Verbundenheit der beiden - vor allem durch die Briefe - sehr gut zu spüren.

Zahlreiche Nebenfiguren aus dem Städtchen Pembroke sind ausführlich gezeichnet. Manche etwas verschroben, einige unfreundlich oder auch sehr hilfsbereit, gerade so, wie ich mir die Bewohner eines kleinen Küstenortes vorstellen würde. Weniger gefallen hat mir die Mutter von Amelie. Sie wirkt manchmal etwas sprunghaft und überzeichnet.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt eine malerische Küstenlandschaft, die im Vordergrund eher wie ein Foto wirkt und im Hintergrund wie ein verwischtes Gemälde. Es passt ausgezeichnet zum Inhalt des Buches und gefällt mir. Das Bild des Covers geht beim Buchrücken und der Rückseite weiter.


Fazit
Ein ausgezeichneter Familienroman aus der heutigen Zeit, der mit einer Familiensaga aus der Vergangenheit perfekt verknüpft ist. Mit viel Gefühl erzählt er die Geschichte starker Frauen, deren Leben und über die Liebe.


4 5 Sterne


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