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Ein abgetrennter Zeigefinger, mysteriöse Botschaften. Alles andere als ein klassischer Entführungsfall. Der kauzige Kriminalhauptkommissar Nawrod und die junge türkische Kommissaranwärterin Nesrin Yalcin tappen im Dunkeln. Der Fall nimmt ein ungeheures Ausmaß an, nachdem ein zweites Opfer entführt und verstümmelt wird. Die Nachforschungen führen bis in die höchsten Kreise der katholischen Kirche. Tiefste Abgründe und eine Mauer des Schweigens stellen das Ermittlerteam vor eine kaum lösbare Aufgabe. Als Nawrod selbst zur Zielscheibe des Täters wird, kommt es zu einem gnadenlosen Showdown.

 

Die Suende Peccantia 

Autor: Toni Feller
Verlag: Wellhöfer Verlag
Erschienen: 09/2013
ISBN: 978-3954281329
Seitenzahl: 397 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kriminalhauptkommissar Jürgen Nawrod hat gegen einige seiner Kollegen ermittelt und wird daher vorübergehend nach Heidelberg versetzt, um ihn aus der Schusslinie zu nehmen, wie es heißt. Dort soll er sich eigentlich mit alltäglichem Kleinkram beschäftigen, gerät aber schon nach wenigen Tagen ins Visier eines Killers, der ihm abgetrennte Körperteile eines Entführungsopfers zusammen mit geheimnisvollen Botschaften zuschickt. Zusammen mit Nesrin Yalcin, seiner türkischstämmigen Kollegin, macht sich der Kommissar an die Ermittlungen, läuft jedoch immer wieder ins Leere. Erst als ein weiterer Mann entführt wird, klären sich langsam die Hintergründe der Entführungen…

Toni Feller ist bisher eher für seine Dokumentationen authentischer Kriminalfälle bekannt, versucht sich aber mit „Die Sünde: Peccantia“ direkt an einem schwierigen Thema, nämlich dem Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche. Er belässt es dabei auch nicht bei einem Krimi, sondern wechselt sofort ins Thriller-Genre, leider mit überschaubarem Erfolg. Weder sind die Motive seines Täters richtig nachvollziehbar, noch ist die Story wirklich durchweg spannend.


Stil und Sprache
Wie immer habe ich vor dem Beginn des Buches das Nachwort des Autors gelesen und freute mich direkt, als dort ein Dank an denjenigen formuliert wurde, der Nesrin Yalcin einige lockere Sprüche auf die Lippen gelegt hatte. Genau diese „lockeren Sprüche“ waren es ein paar Seiten später aber, die mich am meisten irritierten: Sie waren derart locker, dass sie schon an Beleidigung grenzten. Wenn eine Kommissaranwärterin (!) ihren eben erst kennengelernten Vorgesetzten so anspricht: „Mann, du hast mich doch zuerst geduzt, oder bist du schon so verkalkt, dass du das nicht mehr merkst?“ (S.24), dann hat das im realen Leben mindestens eine Abmahnung zur Folge und ist in etwa so realistisch wie die Idee, auf dem Weg zum Tatort erst noch bei ihrem Vater vorbei zu fahren, um den neuen Kollegen dort „durchchecken“ zu lassen.

Auch insgesamt wirkt der Schreibstil des Autors immer wieder etwas unbeholfen und holprig. Er ist sichtlich um Spannung bemüht, aber nur blutige Foltermethoden reichen eben nicht, den Leser an ein Buch zu fesseln. Die immer wieder stattfindenden Wortgefechte zwischen Jürgen Nawrod und Nesrin Yalcin sind irgendwann nur noch überflüssig und hinzu kommt außerdem, dass es dem Autor nicht gelingen will, sich auf eine Erzählperspektive zu konzentrieren. Die geschilderten Gedanken und Empfindungen springen teilweise innerhalb eines Absatzes zwischen den beiden Protagonisten hin und her; natürlich kann das auch eine bewusste Steuerung der Handlung sein, so wirkt es aber in diesem Fall leider nicht. Und das Ende? Sehr melodramatisch ist es ausgefallen, immerhin leidlich spannend, aber die letzten zwei Seiten machen auch das wieder zunichte und sind meines Erachtens völlig überflüssig. Stattdessen hätte es dem Buch gut getan, wenn die Hintergründe des Kindesmissbrauchs etwas detaillierter aufgebrochen worden wären.


Figuren
An sich eine schöne Idee, einen lebenserfahrenen Kommissar mit einer jungen Polizeianwärterin zusammenzuspannen, das war auch das, was mich an diesem Buch gereizt hat. Leider ist Jürgen Nawrod nicht nur etwas kauzig wie im Rückentext beschrieben, sondern darüber hinaus unmotiviert und schludrig, außerdem glaubt er, nach wie vor seine getrennt lebende Frau zu lieben und natürlich zurückgewinnen zu können. In einem Wort: Er war mir direkt unsympathisch. Seine herablassende Art der jungen Nesrin Yalcin gegenüber, seine Selbstgerechtigkeit, das alles trägt nicht dazu bei, sich mit ihm identifizieren zu können. Nesrin Yalcin hingegen ist zwar sympathisch, aber auch voller Widersprüche: Einerseits ist sie entschlossen, als Jungfrau in eine Ehe zu gehen, andererseits hat sie keine Hemmungen, halbnackt in ihrer Wohnung herumzulaufen, wenn ihr Vorgesetzter anwesend ist. Sie war früher als Hackerin erfolgreich, hat dies aber aufgegeben, als sie bei der Polizei anfing (?), nicht aus moralischen Gründen, sondern weil sie befürchtete, erwischt zu werden. Eine Frau voller Widersprüche und eben auch nicht wirklich authentisch.

Die Nebenfiguren wirken im Übrigen auch alle recht eindimensional, ihnen fehlt jegliche Tiefe und sie werden auf das für die Handlung Wesentliche reduziert. Das machen andere Thrillerautoren zwar auch, aber denen gelingt es besser, diese Tatsache vor dem Leser nicht zu offensichtlich werden zu lassen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit recht dickem Papier zeigt auf dem hellgrauen Cover lediglich den Titel, erhaben in blutrot geprägt und mit ein paar Blutstropfen versehen, sowie darunter ein ebenfalls erhaben geprägtes schwarzes Kreuz, das die Inschrift „Peccantia“ trägt. Eine schlichte, aber ansprechende Aufmachung, die sich innen mit der schnörkellosen Aufteilung in insgesamt 54 Kapitel fortsetzt.


Fazit
Die Sünde: Peccantia nimmt sich ein wichtiges Thema vor, scheitert aber größtenteils in der Umsetzung. Ein gut gemachter Krimi statt eines übertrieben blutigen Thrillers wäre vielleicht mehr gewesen, so bleibt wegen der wenig befriedigenden Auflösung ein schaler Nachgeschmack. Kann man lesen, muss man aber nicht.


2 5 Sterne


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