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Jedes Jahr im April empfängt Blue die Seelen derer, die bald sterben werden, auf dem verwitterten Kirchhof außerhalb ihrer Stadt. Bisher konnte sie sie nur spüren, nie sehen – bis in diesem Jahr plötzlich der Geist eines Jungen aus dem Dunkel auftaucht. Sein Name lautet Gansey, und dass Blue ihn sieht, bedeutet, dass sie der Grund für seinen nahen Tod sein wird.

Seit Blue sich erinnern kann, lebt sie mit der Weissagung, dass sie ihre wahre Liebe durch einen Kuss töten wird. Ist damit etwa Gansey gemeint?

 

Wen der Rabe ruft 

Originaltitel: The Raven Boys
Autor: Maggie Stiefvater
Übersetzer: Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Verlag: script5
Erschienen: Oktober 2013
ISBN: 978-3-8390-0153-0
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Blue ist die Tochter einer Wahrsagerin, hat diese Fähigkeit selbst jedoch nicht geerbt. Stattdessen verstärkt sie die Kräfte anderer. Schon von Kindesbeinen an verfolgt sie die Prophezeiung, dass ihre wahre Liebe, sobald sie diese küsst, sterben wird. Zum Glück hat Blue gar nicht erst vor, sich zu verlieben. Doch dann steht die seltsame Neeve vor der Tür und verkündet, dass dies das Jahr ist, in dem Blue sich verlieben wird. Und eh sie sich versieht, ist sie in die seltsamen Machenschaften von vier Raven Boys – Jungen von der Aglionby Schule, einer Privatschule für reiche Familien – verstrickt. Dumm nur, dass sie von einem der vier weiß, dass er die nächsten zwölf Monate nicht überleben wird ...

Bei "Wen der Rabe ruft" handelt es sich um den ersten von vier Bänden einer Mystery-Reihe der Autorin Maggie Stiefvater. Bei der gelungenen Grundidee und der insbesondere zum Ende hin spannenden Umsetzung verzeiht man gerne, dass der Einstieg etwas gemächlicher ausfällt.


Stil und Sprache
Hat man zu Beginn des Romans noch das Gefühl, dass die Sprache nicht ganz so bildgewaltig ausfällt, wie man es von Maggie Stiefvater gewohnt ist, beweist die Autorin schon bald das Gegenteil und bezaubert mit einem schönen, warmen Stil und einer eingängigen und malerischen Sprache. Die Geschichte selbst baut sich zunächst eher gemächlich auf und entgegen der bisherigen Romane schafft es die Autorin nicht, den Leser umgehend zu packen. Doch spätestens mit dem 15. Kapitel (ab Seite 161) beginnt die Spannungskurve deutlich anzusteigen und schon bald mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. In Anbetracht dessen, dass es sich um den ersten von vier Bänden handelt, ist dieser eher seichte Einstieg durchaus zu verschmerzen, zumal die Details, die die Geschichte zunächst ein wenig ausbremsen, für den Fortgang und das Verständnis der Handlung von großer Bedeutung sind. Die knisternde Atmosphäre insbesondere zum spannungsgeladenen Showdown hin macht ebenfalls die eine oder andere zu ruhig geratene Szene wieder wett. Und umso weiter die Freunde in die seltsame Geschichte rund um die Ley-Linien hinein geraten, umso spannender, temporeicher, aber auch gefährlicher wird es.

Erzählt wird überwiegend in der dritten Person aus Blues Sicht, aber auch andere Figuren – Gansey, Adam Parrish und Barrington Whelk – kommen zu Wort und tragen ihren Teil zum Spannungsaufbau bei. Emotionen werden ebenfalls wieder großgeschrieben – seien es Wut, Angst oder auch zärtliche und vorsichtige Annäherungen.


Figuren
Das Hellsehergen ihrer Familie hat um Blue einen großen Bogen gemacht, stattdessen verstärkt sie Fähigkeiten bzw. Energien. Sie ist ein sehr vernünftiges Mädchen, hat aber auch ein starkes Bauchgefühl und einen Dickkopf, der es ihr erlaubt, auch entgegen der Warnungen und Verbote ihrer Mutter eben dieses zu beachten. Dabei kommt sie Gansey und seinen Freunden immer näher, fügt sich in deren eingeschworene Gemeinschaft ein, als hätte sie schon immer dazu gehört. Neben diesen beiden Figuren sind es insbesondere Ganseys Freunde Adam und Ronan, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet wurden. Ronan ist eine ganz eigene Marke, und wie es so treffend auf Seite 37 heißt: "[...] Ronan stritt sich mit allem, was eine Sozialversicherungsnummer besaß." Noah erscheint etwas blasser, hat nicht annähernd so eine Präsenz wie Gansey oder Ronan, doch dies passt perfekt zu seiner Rolle in der Geschichte.

Maggie Stiefvater hat eine ganz eigene, fantastische Art, Figuren und ihre Eigenheiten zu beschreiben, sodass es leicht fällt, diese als dreidimensionale, wahrhaftige Figuren wahrzunehmen. "Dann schritt er auf die Kirchenruine zu. Dies war, so schien es Blue, Ganseys ganz eigene Art, sich fortzubewegen – er schritt. Gehen war wohl nur etwas für gewöhnliche Menschen." (Seite 299).


Aufmachung des Buches
Das gebundene und mit einem Schutzumschlag versehende Buch ist ansprechend gestaltet und vermittelt direkt die geheimnisvolle Atmosphäre, die den Leser im Inneren erwartet. Mit Spotlack veredelte Elemente sowie ein farblich passendes Lesebändchen runden die qualitativ hochwertige Ausgabe an.


Fazit
Ein vielversprechender Auftaktband mit einer gelungenen Grundidee, einer herrlichen Sprache und einer grundsätzlich spannenden Umsetzung. Das macht Lust auf mehr!


4 Sterne


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