Smaller Default Larger

Kämpfer
Sein Name ist Bennosuke. Seine Bestimmung: ein großer Samurai zu werden, bewundert und gefürchtet im japanischen Reich.

Legende
Furchtlos kämpft er im Duell – und siegt. Doch den schändlichen Mord an seinem Vater kann er nicht verhindern. Bennosuke muss fliehen.

Samurai
Fortan hat er nur noch ein Ziel: unter dem Kämpfernamen Musashi Miyamoto den Tod seines Vaters zu rächen ...

 

Ronin Das Buch der Vergeltung 

Originaltitel: Child of vengeance
Autor: David Kirk
Übersetzer: Jochen Schwarzer
Verlag: rowohlt
Erschienen: 2. September 2013
ISBN: 978-3-499-25329-4
Seitenzahl: 472 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Der Roman erzählt über die Kindheit und Jugend des Samurai Bennosuke Hirata, der später den Kriegernamen Musashi Miyamoto annehmen wird. Ein einziger Augenblick, die Abwesenheit eines Hauptmanns in Aramaki, verändert den Lauf von Bennosukes Leben vollständig. Ein Fürst, den sich der junge Samurai zum Gegner gemacht hat, ist für den brutalen und entehrenden Tod seines Vaters Munisai Shinmen verantwortlich. Doch statt nun – wie von ihm verlangt – das Leben eines Mönchs zu führen, strebt Bennosuke den heiligen Weg der Vergeltung an. Doch dies ist ein langer, harter und sehr gefährlicher Weg ...

David Kirk begleitet den Leser nach Japan ins anbrechende 17. Jahrhundert. Das Setting dieses Romans – sei es in den Details auch frei erfunden – basiert doch auf vielen, historisch belegten Fakten. Erst zum Abschluss des Buches erfährt man, dass es sich bei „Das Buch der Vergeltung“ um einen Auftaktband handelt, dem weitere Romane zum Leben Musashi Miyamotos folgen werden.


Stil und Sprache
Schon im ersten Kapitel dieses Romans, der in vier Bücher gegliedert ist, zeigt Kirk die Andersartigkeit der japanischen Kultur gegenüber der westlichen auf und beschreibt Zeremonien wie das Seppuku, die zeremonielle Selbsttötung eines besiegten Samurai – unabhängig von dessen Alter. Kirk führt den Leser jedoch nicht nur die vielfältigen Traditionen um die Ehre und Disziplin der Samurai ein, sondern genauso in den Glauben um die Göttin Amaterasu, die Religion des Shintoismus oder die Reinkarnation. Auch andere, wichtige Brauchtümer finden – neben dem Seppuku oder dem Reitertreffen – ihren Raum, zeichnen das Bild japanischer Ehrvorstellungen und Traditionen. Dabei begleiten die Geschichte Einblicke in die nicht selten blutige Geschichte Japans, seiner großen Herrscher, Fürsten und Feldherren und die politische Situation Japans zum Ende des 16. Jahrhunderts. Lange wird dem Leser kein konkreter Zeitraum genannt, in dem die Handlungen spielen, bei Recherchen zu den bedeutenden Politikern, die als Randfiguren auftreten, lässt sich die Epoche aber bestimmen. Erst zu Beginn des 4. Buches, auf Seite 376, heißt es: „Im Jahre 4296 nach der alten chinesischen Zeitrechnung, genau sechzehnhundert Jahre, nachdem die Europäer ihren Gott töteten“. Wenngleich die hier beschriebenen Handlungen eher als Rahmen für das Leben Munisais und Bennosukes erscheinen, sind sie zugleich hoch interessant und runden das Bild der Samurai in der Gesellschaft ab.

Erzählt wird die Geschichte in 3. Person, die Perspektiven passen sich abschnittweise den jeweiligen Szenen an – so erlebt man die Geschehnisse mal aus Sicht des ehrenwerten Samurai Munisai oder des jüngeren Kriegers Kazuteru, oft auch aus Sicht von Bennosuke, der in diesem Roman die Hauptrolle spielt. Besonders ihn begleitet man mit wachem Interesse, ist ihm bei den durchlebten Emotionen und Zielen sehr nahe. Erst nach und nach erfährt der Leser von Munisais und Bennosukes Vergangenheit, von den verheerenden Taten der Familie Hirata, aber auch den wahren Gefühlen, die in Munisai und Bennosuke leben und doch nicht nach außen dringen dürfen. Und er begleitet den jungen Bennosuke bei seiner harten, gedrillten Ausbildung zum Samurai.

Unglaublich fesselnd sind die Actionszenen beschrieben, so beispielsweise das Duell zwischen Bennosuke und Arima. Während der Leser seinen Blick nicht von den Zeilen nehmen kann, beschreibt der Autor authentisch und exakt das Geschehen und Bennosukes Präzision, mit der er gegen seinen Gegner vorgeht. Ähnlich brutal, aber ebenso realistisch werden die Ereignisse in Aramaki beschrieben, die fortan das Leben des jungen Samurai prägen sollen. Solche Passagen finden sich immer wieder, und Kirk beherrscht sie meisterlich. Genauso packend ist das Reitertreffen geschrieben – während die Ereignisse gleich eines Films durch das Bewusstsein des Lesers fließen und dort Bilder erzeugen, kann man das Buch nicht beiseite legen. Zu sehr bleibt man mit den Augen am Text, verfolgt den dramatischen Ablauf, nimmt an Bennosukes Panik, aber auch seiner Fixierung auf den Fürsten Hayato teil.

In einem Nachwort widmet sich der Autor der Frage, was der Begriff „Samurai“ für eine Bedeutung hat, und fügt die Fäden von Fiktion und Fakten seines Romans zusammen. Darüber hinaus kündigt er an, die Ereignisse um die historische Figur des Musashi Miyamoto „in den folgenden Romanen“ (S. 471) fortzusetzen – man darf gespannt sein.


Figuren

David Kirk belebt seinen Roman mit Charakteren von enormer Tiefe und oft historisch belegten, teils auch fiktiven Hintergründen. Sie alle sind – ihrer Bedeutung in diesem Buch entsprechend – mehr oder minder intensiv ausgearbeitet, wirken lebendig und echt. In ihrem jeweiligen Agieren und Taktieren finden ihre individuellen Charakterzüge zudem ausreichend Raum, um sich zu entfalten.

Bennosuke ist der Sohn eines großen Samurai – von seinem Vater seit 8 Jahren allein gelassen, wird er von den Bauern des Dorfes gemieden und von seinem Onkel Dorinbo, einem Mönch der Amaterasu, aufgezogen. Bennosukes größter Wunsch ist es, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Als dieser aus einem Bürgerkrieg zurückkehrt, bildet er Bennosuke aus, und dieser zeigt ein enormes Geschick im Umgang mit den traditionellen Waffen, dem Kurz- und dem Langschwert. Als sein Vater ermordet und er selbst dazu verurteilt wird, das pazifistische Leben eines Mönchs zu führen, bricht Bennosuke auf, um Vergeltung am Fürsten Hayato Nakata zu üben. Auf seiner heiligen Mission durchlebt er fortan die Qualen und Ängste, aber auch die Einsamkeit eines Vogelfreien, und lernt die tiefsten Tiefen des Lebens kennen.
Munisai ist ein strenger Samurai und erfolgreicher Feldherr im Dienst des Fürsten Shinmen, aber er verbirgt auch düstere Geheimnisse in seiner stolzen Seele. Diese kommen nach und nach heraus, und für den Leser ist es schwer zu entscheiden, ob Munisai nun Verachtung für seine Vergangenheit oder Bewunderung für sein diszipliniertes Leben verdient.

Die Fürsten des Nakata-Clans, der amtierende ebenso wie sein Sohn Hayato, sind die perfekten Antagonisten: machthungrig, verschlagen und skrupellos, aber zugleich erschreckend feige. Sie nehmen in dem Machtgerangel des von Bürgerkriegen erschütterten Japan eine nicht unbedeutende Rolle ein, während sie ihr eigenes, adeliges Leben hoch über das tausender Untergebener stellen und die Moral ihres eigenen Handelns nicht hinterfragen.


Aufmachung des Buches
Die erste, deutsche Auflage von „Ronin – Das Buch der Vergeltung“ liegt mir als Taschenbuchausgabe mit Klappbroschur vor. Obwohl ich mit meinen Büchern sehr pfleglich umgehe, sind auf dem Buchrücken nach dem ersten Lesen – bedingt durch die Dicke des Buchs – deutliche Knickspuren zu sehen, auch hat es sich merklich verzogen.
Den Umschlag ziert ein Samuraischwert, dessen Griff mit feinen Verzierungen ziseliert wurde. Das Schwert, der Haupttitel und der Name des Autors wurde mit Spotlack hervorgehoben. Der obere Teil des Covers gibt einen Blick auf eine stark hügelige Landschaft.

Die als vier „Bücher“ bezeichneten Abschnitte sind schön gestaltet – neben den deutschen Titel sind die japanischen, von oben nach unten, grau abgedruckt.


Fazit
Mit „Ronin – Das Buch der Vergeltung“ ist David Kirk ein hochspannender, packender, aber auch bewegender Roman gelungen, der im Japan des beginnenden 17. Jahrhundert vom Leben des Musashi Miyamoto erzählt – ein rundweg gelungener Mix aus Fiktion und Wirklichkeit.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo