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Kategorie: Geschichte

DER KAMPF GEGEN NAPOLEON UND DIE IDEE DER DEUTSCHEN NATION

Im Herbst 1813 blickt ganz Europa nach Leipzig – voller Angst, aber auch voller Hoffnung. Hier entscheidet sich in einer der größten Schlachten der Geschichte das Schicksal des Kontinents. Arnulf Krause zeichnet in diesem eindrücklich erzählten Sachbuch das atmosphärisch dichte Bild einer Epochenwende – der Geburtsstunde der modernen europäischen Staatenordnung und der deutschen Nation. Er entwirft ein facettenreiches Panorama vom Aufstieg Napoleons über die Befreiungskriege bis zu den Karlsbader Beschlüssen 1819. Die lebendige Darstellung wird besonders durch zahlreiche Augenzeugenberichte anschaulich: vom Alltag unter französischer Besatzung und der Rolle wichtiger Persönlichkeiten wie Turnvater Jahn, Madame de Stael oder Goethe und der kulturellen Blüte der Klassik und Romantik.

 

Der Kampf um Freiheit 

Autor: Arnulf Krause
Verlag: Theiss Verlag
Erschienen: 24. April 2013
ISBN: 978-3-8062-2498-6
Seitenzahl: 352 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Arnulf Krause spannt in diesem Buch den Bogen von 1789 bis 1819; und in einem ganz kurzen Ausblick gelangt er sogar ins Jahr 1990. Mit dieser letzten Jahreszahl wird deutlich, dass es Krause nicht nur um die Befreiungskriege geht, sondern auch um den langen Weg vom Zerfall des "Heiligen Römischen Reiches" bis zur Wiedervereinigung. Darüber hinaus ist der Titel durchaus zutreffend: "Der Kampf um Freiheit" – in Frankreich beginnt er, weitet sich aus auf Deutschland und letztlich auf ganz Europa. Die Ideale der Revolution begeistern viele und Napoleon jubelt man auch zu. Allerdings schrecken die Exzesse der Französischen Revolution nicht wenige ab, und des Kaisers Despotismus vermag man auch nichts abzugewinnen. "Freiheit" wird zunehmend anders definiert. In den von Napoleon besetzten Ländern und bei den Zwangsverbündeten versteht man darunter in erster Linie die Freiheit von Napoleon. Und so kommt es zu den Befreiungskriegen in denen die europäischen Mächte im Verein mit Russland siegen. Die Hoffnungen der fortschrittlichen Denker und Reformer auf mehr Demokratie erfüllen sich nicht; ebenso die Sehnsüchte mancher nach einer einheitlichen Nation, der alle Menschen "deutscher Zunge" angehören.

Krause hält sich lange mit der Vorgeschichte (Franz. Revolution und ihre Ideale) und mit Banalitäten (z.B. Lützower Jäger) auf. Die reichlich schwärmerischen und pathetischen Zeugnissen einiger (bekannter) romantischer Dichter sind recht langweilig zu lesen. Erst mit dem Auftauchen des Freiherrn vom Stein wird  es endlich spannend, aber leider nicht lange, denn man erfährt auch hier zu viele Details z.B. zum preußischen Herrscherpaar, die man gar nicht wissen will, anstatt dass vom Steins Reformen näher erläutert würden. Die wichtige Heeresreform in Preußen wird nur am Rande erwähnt, dafür aber ausführlich die Märchensammlung der Grimms erläutert.

Das alles ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Was will der Autor eigentlich? Dabei kann Krause auch anders: militärische Aktionen, wie z.B. die Völkerschlacht bei Leipzig, beschreibt er dokumentarisch anschaulich und das Leid der Bevölkerung und der verwundeten und getöteten Soldaten wird auch mittels Zeitzeugenberichten erfahrbar. Diese Passagen haben 5 Sterne verdient. Leider sind sie viel zu selten zu finden.
Man erfährt viel und gut lesbar über die literarische Szene der damaligen Zeit, viel zu wenig allerdings über Politik, und das stellt für mich das große Manko dieses Buches dar, selbst wenn der Autor in ganz wenigen Nebensätzen Parallelen zur heutigen Zeit aufzeigt und deutlich macht, dass auch heute noch Antworten auf damals bereits gestellte Fragen zu Europa und Deutschland ausstehen. Alles in allem eine verpasste Chance und nur literarisch interessierten Lesern zu empfehlen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist weiß eingefasst und der Schutzumschlag zeigt einen Ausschnitt des Gemäldes: "Die Völkerschlacht bei Leipzig 1813" von Peter von Hess. Besser könnte man auf das Thema der Befreiungskriege nicht hinweisen. Titel und Untertitel sind gut lesbar. Die jeweiligen Kapitel werden ihrerseits mit einem in schwarz-weiß gehaltenen, anders gewählten Ausschnitt des bereits erwähnten Gemäldes eingeleitet. Mehrere Karten erleichtern es dem unkundigen Leser, sich in dem damaligen politischen Flickenteppich, der sich "Heiliges Römisches Reich" nennt, zurecht zu finden. Ebenso hilfreich ist die umfangreiche Zeittafel, die die Jahre von 1789 bis 1819 umfasst und alle wichtigen historischen Ereignisse jener Zeit auflistet. Mit einem Literaturverzeichnis und einem Namensregister schließt das Buch ab.


Fazit
Wen in erster Linie interessiert, welcher deutsche Dichter was in dieser Zeit zum Thema Freiheit und Nation zusagen hat, der findet hier einiges an Material. Historisch und politisch Interessierte allerdings kommen eher nicht auf ihre Kosten. Schade, dass sich der Autor nicht auf den literarischen Aspekt beschränkte.


3 Sterne


Hinweise
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