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Als Max eines Nachts aufs Klo muss, sitzt da schon wer und sagt nur: „Hi!“ Es ist Naddi, die entsetzlich distanzgeminderte erste Freundin von Sohn Konrad. Naddi liebt Kinder und will selbst möglichst viele. Der achtzehnjährige Konrad ist ihr erotisch vollkommen ausgeliefert – für Max Zeit zu handeln! Nur leider hat er keine. Allabendlich muss er seinen alten Herrn, Pflegestufe zwei, ins Bett bugsieren. Seine besten Jahre hatte Max sich anders vorgestellt. Und dann passiert noch die Sache mit der reizvollen türkischen Kollegin im Fahrstuhl …

 

Das wird ein bisschen wehtun 

Autor: Stefan Schwarz
Verlag: rororo
Erschienen: Juli 2013
ISBN: 978-3499256837
Seitenzahl: 270 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Max hat eigentlich immer ein relativ ruhiges, aber glückliches Leben geführt. Karriere war kein erklärtes Ziel, die Ehe mit seiner Frau lief beschaulich und doch sehr gut und sogar die Kinder waren auf einen guten Weg gebracht. Das alles scheint nun passé zu sein und den Grund lernt Max eines Nachts auf seiner eigenen Toilette kennen: Naddi, Sohn Konrads erste Freundin. Innerhalb kürzester Zeit hat sie sich im Leben der Familie integriert und damit fangen Max‘ Probleme erst an …

Die Handlung von Stefan Schwarz‘ Roman lässt lange kein klares Ziel erkennen. Stattdessen beschreibt er einen Ausschnitt aus Max‘ Leben und spricht offen und ehrlich über die Probleme, die dort warten. Die angesprochenen Themen reichen dabei von komischen Karriereoptionen bis zu sehr ernsten familiären Themen. Voller innovativer Einfälle stürzt er seinen Hauptcharakter von einer Katastrophe in die nächste und der Leser ist so gebannt von den wirren Einfällen, dass der fehlende rote Faden gar nicht auffällt.


Stil und Sprache
„Das wird ein bisschen wehtun“ wird in der ersten Person von Max erzählt. Diese Erzählperspektive generiert von Beginn an eine sehr persönliche Note und macht die Handlung zugleich nachvollziehbar, da man Max‘ Beweggründe gewissermaßen immer direkt live mitgeliefert bekommt. Das ist auch bitter nötig, denn die Handlung selbst ist nicht unbedingt gradlinig und bei weitem nicht immer realistisch nachvollziehbar. Max erzeugt ein solches Chaos in seinem Leben, dass der Leser so manches Mal an der Welt des Romans zweifelt, zugleich erzählt er es aber auf eine so witzige Art, dass man trotzdem gerne weiterliest. Sowieso ist der Schreibstil von Stefan Schwarz das Haupt-Kaufargument für seinen Roman, denn er ist einfach nur großartig. Absurde Vergleiche, Wortneuschöpfungen, jede Menge Ironie und Situationskomik sind nur einige der Stilmittel, die der Autor gebraucht, geradezu meisterhaft gebraucht. So bleibt kein Auge trocken und allein für die noch erwarteten sprachlichen Meisterleistungen liest man gerne weiter. Davon lebt das Buch, denn ein Spannungsbogen ist lange gar nicht erkennbar. Die vielen Themen, die der Autor in seinem Werk vereint – von der Freundin des Sohns, bis zur beruflichen Veränderung und der Pflege des kranken Vaters – erscheinen stellenweise so durcheinander, dass zu jedem Thema immer mal wieder kurzzeitig ein Konflikt Spannung erzeugt, das große Ganze aber lange nicht erkennbar ist. Das ist schade und nimmt dem Buch einiges an Potential. So ist es nur eine unterhaltsame Geschichte mit vielen interessanten Momenten, aber nicht der herausragende Roman, der es hätte sein können.


Figuren
Max als Hauptfigur ist nicht durchgängig sympathisch, aber durchaus interessant und lesenswert. Sein beruflicher Ansatz ist ein wenig chaotisch, sein familiärer dafür sehr nachvollziehbar und realistisch. Das Gesamtpaket stimmt und ergibt einen interessanten Hauptcharakter, dem man letztendlich doch nur das Beste wünscht. Trotz – oder gerade wegen – aller Fehler und Schwächen kann er doch überzeugen und der Leser folgt ihm gerne auf seinem nicht gerade geradlinigen Weg.

Die Nebencharaktere sind bunt gemischt und treten mal mehr, mal weniger hervor. Von Max‘ eigener Familie bis zu seinen Kollegen werden viele interessante Charaktere eingeführt, die leicht überspitzt gezeichnet zur Handlung beitragen. Ein paar Klischees, wie den unglücklich verliebten Kollegen oder den karrieregeilen Chef, kann man gut ertragen und Stefan Schwarz beschreibt selbst diese noch so gekonnt komisch, dass man gerne mehr von ihnen liest. Die einseitige Darstellung bedingt durch die Erzählperspektive lässt trotzdem dreidimensionale Charaktere durchblicken und sie scheinen aus dem echten Leben gegriffen zu sein. Sehr gut gelungen und neben dem Schreibstil der zweite große Pluspunkt des Romans! Lediglich die Fülle der Charaktere ist ein kleines Manko, weil man sich so nicht auf die wichtigsten fokussieren kann und einige Lücken bleiben, zum Beispiel bei der Beschreibung von Max‘ Frau.


Aufmachung des Buches
„Das wird ein bisschen wehtun“ erscheint als Taschenbuch im Rowohlt Verlag. Das Cover zeigt eine überspitzt-kitschige Rehkitzfigur. Ein Zusammenhang zum Inhalt des Romans ergibt sich zwar nicht, aber das Bild passt durchaus zur chaotisch-lustigen Geschichte und ist im Buchladen definitiv ein Blickfang.


Fazit
Stefan Schwarz‘ Roman „Das wird ein bisschen wehtun“ ist dank des Schreibstils des Autors auf jeden Fall empfehlenswert. Dieser ist so lustig und herausragend vielseitig, dass die inhaltlichen Schwächen kaum noch ins Gewicht fallen und der Leser auf jeden Fall sehr gut unterhalten wird.


3 5 Sterne


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