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Was wir bisher über Franz Ferdinand und die Tragödie von Sarajevo gelesen haben, ist meist gängiges Geschichtswissen. Ganz anders sieht es aber aus, wenn heute ein Mitglied der Familie zu Wort kommen kann: Anita Hohenberg, die Urenkelin des Thronfolgers, Mutter von vier Kindern, Schlossherrin von Artstetten. Sie lebt und handelt absolut zukunftsorientiert, will aber gleichzeitig der Geschichte des Hauses und seinen Bewohnern ein lebendiges Andenken bewahren. Insbesondere jenes des „verhinderten Herrschers“, Erzherzog Franz Ferdinand: des Thronfolgers also, von dem wir doch alles zu wissen glauben. Ihre detailreichen und lebendigen Schilderungen geben neuen Aufschluss über einen Habsburger, der zwar weltweit in fast allen Geschichtsbüchern vorkommt, der aber nie so beschrieben wird, dass man den wahren Menschen hinter der offiziellen Fassade greifen kann. Hier ist daher mehr als ein Geschichtsbuch entstanden. Es ist eine Anleitung zum Miterleben und Mitfühlen: Denn die folgenschweren Ereignisse nach der Ermordung des Thronfolgers und seiner Frau haben nicht nur die Neuordnung Europas heraufbeschworen, sie haben auch das Schicksal der zurückgelassenen Kinder und deren Nachfahren auf tragische Weise nachhaltig beeinflusst

 

Er war mein Urgrossvater 

Autor: Anita Hohenberg / Christiane Scholler 
Verlag: Styria Premium
Erschienen: 24. Juli 2013
ISBN: 978-3222134296
Seitenzahl: 160 Seiten


Inhalt, Stil und Sprache
Franz Ferdinand von Österreich-Este (1863-1914) wurde nach dem Tod des Kronprinzen Rudolf und seines Vaters - des Kaiserbruders Karl Ludwig - der Erbe seines Onkels Kaiser Franz Josef.
In die Geschichte ging er hauptsächlich ein, weil das Attentat von Sarajewo, bei dem er und und seine Gattin Sophie von Hohenberg getötet wurden, den 1. Weltkrieg auslöste. Die genaue Schilderung dieses 28 Juni 1914 stellt seine Urenkelin an den Anfang dieses Buches. Die historischen Fakten sind interessierten Lesern seit langem bekannt, aber sie bekommen hier durch die sehr persönliche Darstellung des Paares, das sich nach Absolvierung dieses Pflichtprogramms auf sein Heim und seine Kinder freut – noch kurz vor der Katastrophe schickt der Erzherzog ein entsprechendes Telegramm an seine Tochter – tatsächlich „eine Anleitung zum Miterleben und Mitfühlen“, wie sie der Klappentext vorhersagt.

Anita Hohenberg spricht ihr Publikum oft ganz persönlich an, wenn sie es z.B. auffordert den Blick über die zahlreichen Familienbilder schweifen zu lassen oder ihr in einen weiteren Raum des Museums zu folgen. Sie schildert sehr lebendig und interessant das Leben ihres Urgroßvaters: Geburt und Kinderjahre, der frühe Verlust der Mutter durch die Schwindsucht, das – dank der liebevollen Stiefmutter – trotzdem harmonische Familienleben, Erziehung und Militärdienst, die von der Mutter ererbte schwere Erkrankung und die Heirat mit der geliebten, aber unebenbürtigen Gräfin Chotek. Dieses Kapitel ist naturgemäß besonders berührend und aus so privater Sicht sicher noch nie erzählt worden. Der ihm nachgesagte „unbeugsame Charakter“ half Franz Ferdinand, sich in dieser wichtigen Sache gegen alle Widersprüche durchzusetzen, sodass letztendlich auch der Kaiser nachgeben musste. Die so erkämpfte Ehe gilt als eine der glücklichsten im Erzhause, das wird durch viele Bilder und Aufzeichnungen aus dem Familienarchiv bestätigt.


Aufmachung des Buches
Das hellrote, gebundene Buch trägt auf dem Rücken den Titel und die Namen der zwei Autorinnen. 
Auf dem vorderen Schutzumschlag – sowie auf einem ganzseitigen Foto am Buchanfang – steht Anita Hohenberg vor einem Porträt ihres Urgroßvaters, während die Rückseite 2 Abbildungen vom Tage des Attentates 1914, sowie eine Aufnahme des Familiensitzes Schloß Artstetten zeigt.

Nach dem Inhaltsverzeichnis führt ein Vorwort von Christiane Scholler – das auch eine Danksagung enthält – in das Buch ein. Danach wendet sich Anita Hohenberg mit „Willkommen im Schloß“ direkt an die Leser und mit „Lieber Urgroßvater Franz Ferdinand“ unmittelbar an ihren Ahnherrn. Die folgenden 9 Kapitel befassen sich mit dessen Person und seinen Nachkommen, bevor der Anhang mit einer Beschreibung des Parks von Artstetten, sowie einer Bibliographie, einem Nachweis der verwendeten Zitate und einer Kurzinformation über die beiden Autorinnen das Buch beschließt. Auf dem hinteren Innendeckel befindet sich ein Stammbaum der Familien Habsburg und Hohenberg. Eine Fülle von Bildmaterial aus den Archiven von Schloß Artstetten zeigt den Erzherzog Thronfolger nicht nur auf offiziellen Fotos, sondern auch den – bisher weitgehend unbekannten – Privatmann Franz Ferdinand im Familien- und Freundeskreis.


Fazit
Diese Schilderung des Erzherzog Thronfolgers hat mich wirklich interessiert und sehr berührt. Anita Hohenberg wollte mit dem Buch über ihren Urgroßvater „... den Menschen hinter der nachdenklichen und ernsten Fassade ergründen und anderen zugänglich machen“ (Zitat).
Dies ist ihr in vollem Umfang gelungen.


5 Sterne


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