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Andreas Froehlich 2013 klein


Gut drei Jahre ist es her, dass Andreas Fröhlich der Leser-Welt schon einmal Fragen zu seiner Arbeit als Hörbuchsprecher beantwortet hat. In der Zwischenzeit hat er zahlreiche weitere Hörbücher vertont, ein ganz besonderes Projekt ist dabei Tad Williams Fantasy-Saga "Das Geheimnis der Großen Schwerter", die aus vier Bänden besteht und nun ungekürzt eingelesen wird. Der erste Teil "Der Drachenbeinthron" ist im Februar im Hörverlag erschienen, "Der Abschiedsstein" folgte im Juni.


Lieber Herr Fröhlich, ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen. Die Vertonung von "Das Geheimnis der Großen Schwerter" ist ein wahres Mammut-Projekt, allein der erste Teil wartet bereits mit gut 36 Stunden auf. Wie viele Stunden haben Sie im Tonstudio zugebracht, bis "Der Drachenbeinthron" auf CD gepresst werden konnte?

Insgesamt habe ich 15 Tage im Studio verbracht und pro Tag ungefähr 5 Stunden gelesen.


In unserem Gespräch vor drei Jahren sagten Sie, dass "Eragon" Ihre bisher wohl aufwendigste Hörbuchproduktion war. Macht dieses neue Projekt "Eragon" diesen Platz streitig?

„Der Drachenbeinthron“ ist vom Genre her eher als „Hochfantasy“ einzustufen, sprachlich also elaborierter als Paolinis „Eragon“. Hundert unterschiedlichere Charaktere, unzählige Völker müssen zum Leben erweckt und ein Dutzend komplizierte Sprachen korrekt ausgesprochen werden. Die Welt Osten Ards ist definitiv komplexer als die Alagaesias.


Ist das Stimmrepertoire bei so vielen Figuren, wie sie allein schon im "Drachenbeinthron" zu Wort kommen, nicht irgendwann erschöpft?

Bei so vielen Figuren gebe ich in der Regel nur den Protagonisten halbwegs unverwechselbare Stimmen, sonst würde ich nach 100 Seiten das Mikro erwürgen. Trotzdem versuche ich meistens auch die Nebenrollen stimmlich „anzudeuten“, ihnen eine differenzierte Haltung zu geben, damit man sie in Dialogen auseinanderhalten kann.
Mein Repertoire ist somit endlich.


Ich persönlich war sehr gespannt, mit welchen Stimmen Sie die einzelnen Figuren bedacht haben, da ich die Bücher bereits mehrmals gelesen und mir entsprechend meine eigenen Gedanken gemacht haben. Insbesondere auf die Umsetzung Pryrates' war ich neugierig und sage: Hut ab, das ist perfekt! Doch wie entscheiden Sie, wie eine Figur klingen muss? Nicht zu allen finden sich Hinweise in der Geschichte ...

Das passiert aus dem Bauch heraus meist sofort nach dem ersten Lesen. Ist die Figur schlank und filigran wird die Stimme höher, ist sie korpulent und tumb klingt sie tiefer, verwaschener und unsauber. Auch spielt das Alter der Figur eine große Rolle – je älter eine Person ist, desto langsamer spreche ich.


Welche Figur(en) haben Sie besonders gerne gesprochen?

Definitiv Isgrimnur, den habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Ich war immer ein wenig traurig, wenn die Szenen mit ihm vorbei waren, Isgrimnur hätte ich stundenlang sprechen können.


Gab es auch Figuren, die ein wenig gezickt haben, zu denen Ihnen also zunächst nicht die passende Stimme einfallen wollte?

Interessanterweise hatte ich mit Pryrates meine Schwierigkeiten, da Tad Williams ihn im Buch mit „gehauchter, flüsternder“ Stimme beschreibt. Das erschien mir nicht umsetzbar, also habe ich ihm einen fieseren, schnarrenden Ton verpasst.


Woher wissen Sie, wie Sie die fremden Sprachen beispielsweise der Sithi und Rimmersgarder aussprechen müssen?

Ich habe mich von den Anhängen im Buch inspirieren lassen und dem Ganzen eine eigene Note verliehen, anders kann man erfundene Sprachen nicht bewältigen.


Nun kommt in der Geschichte durchaus auch Gesang vor, Sie sagen von sich selbst jedoch, dass Sie überhaupt nicht singen können. Wie umschiffen Sie solche Szenen?

Man sollte sich hüten Andreas Fröhlich zu engagieren, wenn man möchte, dass in einem Hörbuch gesungen wird! Zum Glück sind die gefühlten 350 Lieder im Drachenbeinthron meistens eine Art Minnelyrik, die auch trocken gesprochen nichts von ihrem Reiz verliert.


Hatten Sie das Vergnügen, Tad Williams bereits persönlich kennen zu lernen?

Nein, leider nicht. Aber er kennt durch das „Otherland“-Hörspiel wohl meine Stimme.


Was schätzen Sie an diesem Werk Tad Williams'?

Für mich gehört die Drachenbein-Tetralogie zu den Werken, die jeder Fan von High-Fantasy unbedingt gelesen haben sollte.


Steht schon fest, wann die Studioarbeiten für den nächsten Teil der Saga beginnen?

Die Aufnahmen für den letzen Teil stehen kurz bevor und werden Ende Oktober abgeschlossen sein.


Gibt es Bücher, die Sie schrecklich gerne einlesen würden, eine Hörbuchumsetzung aber bisher nicht geplant ist?

Ja. Kein Witz: „Zettel’s Traum“ von Arno Schmidt.


Sie lesen auch live vor Publikum, beispielsweise auf Buchmessen oder der Waldbühne mit den "drei ???". Schätzen Sie die Abwechslung? Endlich mal raus aus dem Tonstudio und unter Menschen kommen ...

Ich bin als Hörspieler mit Leib und Seele des Dichters oberster Mund, ob im Studio oder im Stadion vor 15.000 Leuten ist mir gleich. Wenn die Geschichte den Vorleser fesselt, bekommt er beim Lesen sowieso nicht mit, was um ihn herum passiert.


Ich freue mich schon sehr auf die im Oktober erscheinende Fortsetzung "Die Nornenkönigin" und ein Wiederhören mit Ihnen. Herzlichen Dank für das Interview!

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