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1946: Nach dem überraschenden Scheitern der Landung der Aliierten am 6. Juni 1944 dezimieren die neu entwickelten Wunderwaffen der Nazis die alliierten Flugzeuge.

Major Walter Murnau, ein Hitzkopf, Ehrenmann und talentierter Pilot, wird von dem bei einem Attentat furchtbar verstümmelten Adolf Hitler, der ihm Furcht und Ekel einflößt, mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. So kommt es, das ser als “der Pilot des Teufels” bekannt wird …

Durch seine herausragenden Leistungen wird er zur Ikone eines Regimes, das er hasst. Er ahnt nicht, dass die Hölle auch für den “Piloten des Teufels” niemals weit ist …

 

Wunderwaffen 1 

Originaltitel: Wunderwaffen – Tome 1 „Le Pilote du diable“
Autor: Richard D. Nolane
Übersetzer: Saskia Funke
Illustration: Maza
Verlag: All Verlag
Erschienen: 05/2013
ISBN: 978-3-926970-32-9
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Wunderwaffen gehört als Comic – ähnlich wie der Roman Vaterland – in die Kategorie „Was wäre wenn …“ und baut ein fiktives Szeniario im Jahre 1946 auf, in dem das Dritte Reich weiter existiert, nachdem die sowjetische Gegenoffensive zum Stilstand gekommen und die Landung in der Normandie gescheitert ist. Diesen im Vergleich zur wahren Geschichte des Zweiten Weltkriegs gewonnenen Zeitvorsprung haben die Nazis genutzt, um die Entwicklung und den Einsatz ihrer „Wunderwaffen“ voranzutreiben. Walter Murnau ist einer der Piloten, die nun eine solche Wunderwaffe in Luftschlachten gegen alliierte Bomber führen. Er steht dem Regime kritisch gegenüber, aber als ihn Adolf Hitler – auf Empfehlung von Herrmann Göring – als Kriegshelden auszeichnet und seine Ablehnung wahrnimmt, gerät Murnau in die Schusslinie des Führers selbst. Und auch die Alliierten sind nicht untätig, um Mittel gegen die Wunderwaffen aufzufahren …

Richard D. Nolane hat sich in seiner dramatischen wie packenden Szenerie mit den als Wunderwaffen bezeichneten waffentechnischen Entwicklungen der Nationalsozialisten beschäftigt, die teils vom Propagandaministerium zur Aufrechterhaltung der Truppenmoral missbraucht wurden, teilweise aber Wirklichkeit waren – auch wenn sie oft die Testphasen nicht mehr abschlossen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Handlungen setzen Ende August 1946 mit einer Luftschlacht britischer Bomber und Kampfjets gegen deutsche Düsenjets ein. Schon auf diesen ersten Seiten fesselt der Zeichner mit beeindruckend detaillierten und zugleich dramatischen Bildern der Flugzeuge und ihrer Besatzungen. Das gewaltige Bombergeschwader wird von den deutschen Jägern arg bedrängt, und die Atmosphäre knistert vor Spannung. Hierfür gebraucht Maza fast keine Speedlines, und doch wirken seine Bilder ungemein dynamisch.

Die Farben des Himmels wechseln von frischem, natürlichen Blau bis hin zu bedrohlich dramatischem Gelb, durchdrungen von dichtem Qualm, bei Explosionen von Kampfjets und Bombern. Ansonsten sind die Farben von zurückhaltender, pastellartiger Sättigung.  Bei kurzen Rückblicken in vergangene Szenen wechselt die Darstellung in einen deutlichen Sepia-Ton und grenzt sich so vom gegenwärtigen Erzählfluss ab.

Mazas Stil definiert sich über einen feinen Strich, mit dem er die vielen Details in Porträts, (Luft)Fahrzeugen oder Architektur betont. Die vielen Charaktere ruft er mit filigranen Linien ins Leben, gibt ihnen ein sehr realistisches und individuelles Aussehen. Hierbei stechen Persönlichkeiten wie Churchill, Goebbels, Hitler, Eva Braun oder Göring heraus, die der Zeichner gekonnt getroffen hat. Die Mimik der Figuren wirkt bis auf wenige Ausnahmen – beispielsweise im zweiten Bild auf Seite 13, wo sie seltsam entfremdet erscheinen – stimmig und bringt die Besorgnis der Alliierten genauso wie den Ernst, die Verbissenheit, aber auch die Verachtung in den deutschen Gesichtern glaubhaft herüber. Entfernt sich der Betrachter von den Figuren, lassen die Einzelheiten naturgemäß nach, wobei die Funktionen der Einzelnen trotzdem noch heraus zuerkennen sind.

Verschiedene Ansichten von Städten – Berlin, London, Hamburg – zeigen stolze Gebäude, aber auch von Bomben zerstörte Häuser und damit ein kritisches und ungeschöntes Bild in dem von Nolane inszenierten Eventualitäts-Szenario. Damit findet der Zeichner einen Weg zwischen den Stadtbildern vor Kriegsbeginn und dem, was nach Ende des Zweiten Weltkriegs tatsächlich von den deutschen Großstädten übrig war.

Die Bildanordnung ist unterschiedlich, wenngleich wiederum seitenweise einheitlich, gestaltet. So sind die Panels auf nicht wenigen Seiten klassisch sortiert und mit weißen Stegen getrennt, während auf anderen Seiten eine moderne Gestaltung gewählt wurde, bei der kleinere Bilder die größeren bzw. ganzseitigen überlagern. Die Textgestaltung ist comictypisch, die Type durchgängig in Großschrift. Eingehende Funksprüche sind von den übrigen Sprechblasen deutlich differenziert, so dass jederzeit klar ist, von wem Aussagen stammen.


Aufmachung des Comics
Das zwischen festen Buchdeckeln gebundene Comicalbum orientiert sich bei dem verlagstypischen Großformat, dass einen guten Kompromiss zwischen genügender Handlichkeit und ausreichendem Platz zur Entfaltung von Mazas Zeichnungen bietet. Die Verarbeitung des Comicalbums ist, genauso wie die Materialwahl und die Druckqualität, tadellos.

Im Anschluss an den 48seitigen, ersten Teil von Nolanes Szenerie folgen über fünf Seiten Berichte über tatsächliche Entwicklungen, Pläne, Ideen und nie beendete Projekte der Nazis – begleitet von Fotografien – und ihrer propagandistischen Aufbauschungen zu Wunderwaffen sowie der sich daraus nach Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelten Mythologie.


Fazit
Richard D. Nolane präsentiert ein fiktives Szenario, in dem sich das Dritte Reich seiner Vernichtung entziehen und die Alliierten mit ihren Wunderwaffen in Schach halten kann – insbesondere mit dramatischen und von Maza in eindrucksvolle Bilder umgesetzte Luftschlachten.


4 5 Sterne


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